Der Frankenwald ist ein stilles Mittelgebirge in der Grenzregion zwischen Oberfranken und Thüringen. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat jetzt die Forderung erneuert, die etwa hunderttausend Hektar große Region als Europäisches Vogelschutzgebiet auszuweisen. Der Grund: Im Frankenwald kommen so viele Schwarzstörche wie in kaum einem anderen Gebiet Deutschlands vor. Laut LBV sind hier knapp zehn Prozent des bundesweiten Bestandes beheimatet. "Deshalb haben wir eine große Verantwortung für die Art", sagt der LBV-Mann Andreas von Lindeiner.
Der streng geschützte Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist sehr viel scheuer als der Weißstorch (Ciconia ciconia), der seine Horste oft in direkter Nähe zu Menschen auf Kirchtürmen oder aufgelassenen Schornsteinen baut. Äußerlich ähneln sich beide Arten sehr, bis auf einen Unterschied: Das Gefieder des Schwarzstorchs ist überwiegend schwarz mit einem grünlich-violetten metallischen Glanz. Schwarzstörche leben zurückgezogen in weitläufigen Wäldern und fliegen etwa einen Monat später als Weißstörche in ihre Überwinterungsgebiete in Afrika.
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Die Population im Frankenwald beträgt laut zehn Jahren alten Zählungen mehr als 70 Brutpaare. Dieses Jahr haben Vogelkundler ein Dutzend besetzte Nester dokumentiert, davon neun mit gesicherter Brut. "Zusätzlich wurden etliche Schwarzstörche mit Revierverhalten beobachtet", sagt Lindeiner. "Deshalb können wir auf deutlich mehr Brutplätze schließen." Für eine erfolgreiche Brut brauchen Schwarzstörche Horstbäume in großen unzerschnittenen Wäldern sowie natürliche Bäche oder intakte Feuchtgebiete. Störungen wie Waldarbeiten oder Windräder führen schnell dazu, dass sie die Horste aufgeben.
Der LBV will den Frankenwald vor solchen Eingriffen möglichst bewahren, deshalb die Forderung nach dem Vogelschutzgebiet. Der größte Teil der Region ist Naturpark. Als die Staatsregierung vor fünf Jahren unter dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) in Bayern einen dritten Nationalpark einrichten wollte, stand auch der Frankenwald kurz zur Auswahl. Aktuell bedroht der Borkenkäfer die weitläufigen Fichtenwälder.