A gfeids Mädl
Ein Bekannter hat neulich erzählt, er habe die größte Freude, wenn er seine Enkelin beobachte, weil sie "so ein gfeids Mädl" sei. Gfeid - so sagt man in Oberbayern zu Kindern, die nicht nur dantschig (liebenswürdig) sind, sondern bereits einen ausgeprägten Charakter haben, aus dem Frohsinn und Schalk hervorblitzen. In Altbayern hört man auch das Synonym odraht (abgedreht, raffiniert, durchtrieben), es gibt abgedrehte Spitzbuben und odrahte Bazis. Obwohl diese Beispiele den Eindruck erwecken, als benennten Wörter wie gfeid und odraht etwas Negatives, ist das bei Kindern nicht der Fall. Die Schlauheit, der Witz, das Abgedrehte, das hier zum Ausdruck kommt, stärkt vielmehr die Zuversicht, dass sich jene Buben und Mädchen im Leben behaupten werden. Anders verhält es sich bei älteren Personen: "Des is a ganz a Gfeide!" - vor der musst Du dich in Acht nehmen. "Gfeid ists!", das heißt: Jetzt wird es brenzlig. Politik und Weltgeschehen wecken zurzeit vielerorts Sorgen. Oft hört man die Klage: "Gfeid ists nocharanand!" Gefehlt ist es nacheinander, jetzt schwimmt alles den Bach hinunter.
Wasserschnalzn
In einem Beitrag über einen Bildband aus der Oberpfalz tauchte neulich das Wort Wasserschnalzn auf. Dabei handelt es sich um eine Brotsuppe, ein schlichtes Gericht, das früher in allen Regionen Bayerns populär war. Die abgebildete Wasserschnalzn war fein angereichert mit Zwiebeln, Kümmel, Salz und Pflanzenöl und wirkte vom Anschauen her sehr appetitlich. Mehrere Leserinnen monierten jedoch, die abgebildete Wasserschnalzn sei gar keine solche, da sie zu reichhaltig wirke. "Wasserschnalzn ist ein abwertender Begriff für eine dünne Suppe, die von Armut oder mangelnder Kochkunst kündet", lautet die Definition der Kritikerinnen. Sie mögen da durchaus recht haben, aber eine gute Brotsuppe ist im Gegensatz zur Wasserschnalzn keineswegs dünn und wenig schmackhaft. So einfach sie auch komponiert sein mag, bei feiner Zubereitung ist sie eine Wohltat. Und ein Paradebeispiel dafür, dass man in einer Zeit der Lebensmittelverschwendung alle Reste sehr wohl wunderbar verwerten kann. Die Brotsuppe ist ein typisches Resteessen aus Zeiten, in denen Sparsamkeit überlebensnotwendig war.