Bayern:CSU-Streithansln Seehofer und Söder wollen sich vertragen

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Gelten als Streithansel, für die Fotografen geben sie sich aber friedlich: Horst Seehofer und Markus Söder auf dem Nockherberg (Foto: dpa)

Seehofer und Söder reden zwar miteinander, selten aber geht es dabei um ihr schwieriges Verhältnis. Zeit für ein Friedenstreffen - wieder mal. Es dauerte anderthalb Stunden. Söder ist danach ungewohnt wortkarg.

Von Lisa Schnell

Das letzte Mal war es ein Kinderpunsch, jetzt sind es Gebäck und Obst, die beim Frieden helfen sollen. Auf einem Wägelchen werden sie in den Aufzug und dann ins große Arbeitszimmer von CSU-Chef Horst Seehofer in der CSU-Parteizentrale gefahren. Dort, unter den Augen der Büste von CSU-Urvater Franz Josef Strauß, soll es ihn nun endlich geben: Frieden zwischen Seehofer und seinem Dauer-Rivalen, dem bayerischen Finanzminister Markus Söder.

Es hatte mal wieder gekracht zwischen den Alpha-Tieren. Auslöser war Söders Interview kurz nach dem Parteitag vor zwei Wochen. Er kritisierte diejenigen in der CSU, die sich offen für CDU-Chefin Angela Merkel aussprachen. Und das nach dem Versöhnungsparteitag von Seehofer. Der ließ seinen Ärger bei einer internen Sitzung in Berlin raus. Söders Äußerungen hätten ihn "entsetzt", sagte er und spottete über den motivierten Finanzminister: "Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege." Manche in der CSU befürchteten schon, die Partei sei bald nicht mehr funktionsfähig, wenn die zwei "Streithansln" sich nicht zusammenraufen.

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Stamm und Hasselfeldt vermitteln

Deshalb jetzt also der große Friedensgipfel in der Parteizentrale. Zwei Frauen sollen vermitteln. Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit ihrer mütterlichen Art und die ruhige Gerda Hasselfeldt. "Der politische Gegner ist nicht in den eigenen Reihen", mahnte sie vor dem Zusammentreffen und prognostizierte, es werde ein "Gespräch, so wie man unter Freunden Gespräche führt".

Die "Freunde" Seehofer und Söder reden zwar miteinander, nie aber gehe es dabei um ihr schwieriges Verhältnis, heißt es. Vier Jahre ist das letzte offene Gespräch her, das erste Friedenstreffen der zwei. Es war nach der berüchtigten CSU-Weihnachtsfeier 2012, auf der Seehofer über Söder hergezogen war. Bei dem folgenden Versöhnungsgespräch soll der CSU-Chef Söder erst einmal eine halbe Stunde den Kopf gewaschen haben, bis dann der Frieden ausgerufen und die Eintracht beim offiziellen Treffen auf dem Weihnachtsmarkt mit Kinderpunsch begossen wurde.

Söder redet 18 Sekunden

Auch jetzt sagt Seehofer, die Eintracht werde "hergestellt". Als Söder dann nach eineinhalb Stunden aus dem Aufzug kommt, dauert sein Statement 18 Sekunden, die wohl kürzeste Aussage seiner Karriere: "Es war ein sehr gutes, sehr vernünftiges und sehr konstruktives Gespräch. Wir haben alle das gemeinsame Interesse, in ernsten Zeiten sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten." Weitere Details? Nein.

"Worte, Worte, Worte", sagen die einen in der Partei, die nicht ganz an den Frieden glauben wollen. Der Hauptkonflikt bleibt: Söder will Ministerpräsident werden, Seehofer die eigene Nachfolge selbst bestimmen. Andere sind hoffnungsvoller. Kurz vor den Wahlen würden die zwei sich schon mal zusammenreißen können. "Es muss klappen", sagt einer. Ansonsten würde die Partei Schaden nehmen.

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