Probleme bei Corona-Impfung:"Anrufbeantworter, kein Impfstoff - keine Termine, fertig"

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Wer es erstmal bis ins Impfzentrum geschafft hat, hat möglicherweise das Komplizierteste überstanden. Denn die Online-Anmeldung hält zurzeit für viele Menschen Hürden bereit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer sich in Bayern für die Corona-Impfung registrieren lassen will, kann dabei auf allerlei Hindernisse stoßen. Das Gesundheitsministerium räumt Fehler ein - und verrät einige Tricks, wie die Anmeldung im Online-Portal gelingen kann.

Von Dietrich Mittler, München/Weilheim

Bei der Online-Anmeldung zur Corona-Impfung fühlen sich nach wie vor viele Bürgerinnen und Bürger überfordert. Dies geht aus einem Schreiben hervor, welches das Gesundheitsministerium derzeit "aufgrund der Vielzahl der Bürgeranfragen" als "eine gesammelte Antwort" per Mail an all jene verschickt, die bei der Online-Anmeldung nicht weiterkommen. Mal haperte es etwa daran, dass es bereits bei der Eingabe des Geburtsdatums zu Problemen kam, mal daran, dass Senioren ihre Angaben zu Vorerkrankungen und Risikofaktoren gerne noch einmal korrigiert hätten, diese aber nicht mehr wiederfanden.

Das Gesundheitsministerium selbst listet gleich eine ganze Reihe von Hürden auf, die noch beseitigt werden müssen. Genannt wird auch der Grund, warum es zu Pannen kommen kann - offensichtlich musste die Entwicklung des Portals sehr rasch über die Bühne gehen. Wörtlich heißt es: "Wie bei vielen anderen digitalen Anwendungen ist auch die unter hohem zeitlichen Druck erfolgte Entwicklung des Impfregistrierungsportals nicht mit dem Start abgeschlossen." Vielmehr handele es sich hier um ein Projekt, "an dem kontinuierlich weitergearbeitet wird, um bekannt gewordene Fehler zu beheben und weitere Verbesserungen zu erreichen".

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Dieser Umstand stößt nicht bei jedem auf Verständnis. "Ich glaube, der Abgrund mit der EDV in der bayerischen Verwaltung ist viel tiefer, als ich gedacht habe", schreibt ein SZ-Leser, dessen Frau für die Impfanmeldung eine eigene Mail-Adresse anlegen musste, sich dann aber bei dem noch unvertrauten Passwort verschrieb. "Auf die Info über ein neues Kennwort warten wir jetzt seit zwei Tagen", heißt es in der Mail an die Süddeutsche Zeitung.

Wer es per Telefon versucht, bekommt die Botschaft zu hören: "Kein Impfstoff vorhanden"

Auch Versuche, sich telefonisch beim zuständigen Impfzentrum anzumelden, seien gescheitert: "Anrufbeantworter, kein Impfstoff - keine Termine, fertig", fasst der Verfasser seine Erfahrungen zusammen. Auch Peter Straubmann (Name geändert), Rentner aus Weilheim, hat ein Berufsleben hinter sich, in welchem er Tag für Tag am Computer saß. Und freilich hat er als langjähriger Kunde von T-Online auch einen verlässlichen E-Mail-Zugang. Als er sich jedoch unter www.impfzentren.bayern/citizen zur Impfung anmelden wollte, hieß es immer wieder, er müsse "eine gültige Mailadresse" eingeben. Irgendwann gab Straubmann auf und versuchte ebenfalls, telefonisch mit dem Impfzentrum Kontakt aufzunehmen. Auch er erfuhr über eine Botschaft auf Band: "Kein Impfstoff vorhanden". Eine Information, die in letzter Zeit viele zu hören bekamen.

Auf Straubmanns Beschwerde hin antwortete das Ministerium mit der Bitte, es erneut zu versuchen. "Wir konnten einige technische Fehler inzwischen korrigieren", hieß es. Und noch ein Tipp für Ehepaare, die sich aus datenschutzrechtlichen Gründen zwar am selben PC, nicht aber unter einer Mail-Anschrift gemeinsam anmelden können: Sollte es Probleme geben, "versuchen Sie vor einem erneuten Versuch, Ihren Browserverlauf zu löschen". Zudem: Bei Mail-Adressen mit Unterstrich könne es "noch zu Anmeldeproblemen kommen".

Zu den Problemen bezüglich der nicht mehr auffindbaren Risikofaktoren sagte ein Ministeriumssprecher: "Eine zentrale Speicherung der besonders sensiblen Gesundheitsdaten erfolgt aus Gründen der Datensicherheit nicht." Die Gesundheitsdaten würden nur für die Feststellung der Priorisierung verwendet. Sobald man die Eingabe im Impfportal abschließe, würden diese Daten "gewollt wieder verworfen". "Es wäre nur schön, wenn man das bereits vorher wüsste", sagte am Donnerstag die Rentnerin Sylvia Benson, die sich schließlich direkt ans Ministerium wandte.

Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat erst jüngst "Kinderkrankheiten" beim neuen Portal eingeräumt. Dem zum Trotz hätten sich, wie es aus seinem Haus heißt, aber bereits 1 325 235 Bürgerinnen und Bürger über das Portal angemeldet. Das Projekt sei "eindrucksvoll gelungen". Immerhin, mittlerweile hat auch Peter Straubmann aus Weilheim seine Anmeldung zum Impfen durchgebracht.

© SZ vom 29.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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