Wirtschaft in Bayern:Wirtschaft fordert CO₂-Transportnetz

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CO2-Emissionen könnten in manchem Industriezweig unvermeidbar bleiben. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft fordert deshalb eine Infrastruktur, um den Rohstoff zu nutzen. (Foto: Gottfried Czepluch/imago)

Eine Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft schlägt vor, das Gas zu speichern und zu nutzen - auch um die Klimaschutzziele zu erreichen.

Von Maximilian Gerl, München

Einspeichern - oder einspeisen und weiterverarbeiten: Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) fordert den Aufbau eines Transportnetzes für Kohlenstoffdioxid im Freistaat. "Nur mit Anwendungen zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO₂ können wir Klimaneutralität erreichen", sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Dazu brauche es aber eine zusätzliche Transportinfrastruktur.

Die VBW stützt sich hierfür auf eine bislang unveröffentlichte Studie, die im Auftrag des Verbands die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft erstellt hat. Ausgangslage ist die Frage, wie hierzulande vor allem die Kalk- und Zementindustrie grüner werden können. Denn wenn zum Beispiel Zementklinker gebrannt wird, fällt im Zuge des chemischen Prozesses CO₂ an. Auch deshalb gehen die Studienautoren davon aus, dass trotz aller Klimaschutzbemühungen in Bayern jährlich rund zehn Megatonnen an CO₂-Emissionen unvermeidbar bleiben könnten. Um dennoch die von der Staatsregierung bis 2040 angepeilte Klimaneutralität zu erreichen, sei eine "ganzheitliche Carbon-Management-Strategie" nötig - und unter anderem die Schaffung eines "bayerischen Kernnetzes".

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Stark vereinfacht könnte das Ganze einmal so aussehen: Unvermeidbares CO₂ wird künftig in der Produktion abgeschieden. Dieses jedoch gleich direkt in den Zementwerken zu speichern oder zu nutzen, erscheine nicht praktikabel, heißt es in der Studie. Vielmehr könne das Gas im Sinne der Kreislaufwirtschaft beispielsweise der chemischen Industrie als Rohstoff zur Verfügung gestellt werden. Den Transport soll ein neu zu errichtendes Leitungsnetz quer durch Bayern übernehmen. Ein erster Pipeline-Strang im Süden könnte demnach in West-Ost-Richtung über Augsburg, Rosenheim und Burghausen verlaufen und das Chemiedreieck anbinden. Ein zweiter könnte den Norden über Würzburg und Nürnberg queren. Beide würden durch eine weitere Leitung verbunden, mit Anschluss an die Raffinerien bei Ingolstadt sowie das große Zementwerk bei Schwandorf. Dieses Kernnetz ließe sich auch mit einem überregionalen Netz kombinieren.

Die VBW sieht in der Studie nach eigenen Angaben eine Blaupause für weitere Schritte. Zusätzlich müsse man aber weiter daran arbeiten, Emissionen möglichst zu vermeiden, sagte Brossardt. "Außerdem brauchen wir Tempo, Tempo und nochmals Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren."

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