Feng-Shui im Büro:Geschäftsführer gibt "Strahlungsuntersuchung" für 70 000 Euro in Auftrag

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Über den Nutzen der chinesischen Lehre Feng-Shui gehen die Meinungen stark auseinander. (Foto: Imago)

Die Schwingungen, die sich in einer Bamberger Behörde angesichts von Klangschalen, Blattgold und Quarz entwickelten, sind wohl eher nicht im Sinne des Chefs. Dabei wollte er seine Mitarbeiter doch nur vor schädlichen Einflüssen schützen, sagt er.

Glosse von Laura Lehner

Er hat es ja nur gut gemeint: Veit Bergmann, Geschäftsführer der Bamberger Stadtbau GmbH, wollte die beiden Häuser seiner Gesellschaft am Schillerplatz miteinander in Schwingung bringen. Hierfür soll er laut Fränkischer Tag eine "Strahlungsuntersuchung" in Höhe von insgesamt 70 000 Euro in Auftrag gegeben haben.

Um die Mitarbeiter vor schädlichen Einflüssen zu schützen, wurden in den Boden der Gebäude zwei schwarze Steine eingelassen und danach angeblich mit Klangschalen bei einer nicht näher erläuterten Zeremonie aktiviert. Dafür mussten zuvor auch noch eigens Kabel ausgetauscht werden. Die Lokalzeitung will zudem erfahren haben, dass unter dem Stein Blattgold und irgendein Quarz eingelassen wurden.

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Unterm Strich also eine sehr ausgefeilte Apparatur nach den Regeln des Feng-Shui. Das ist - vereinfacht gesagt - eine chinesische Lehre zur Anordnung von Möbeln in Räumen. Sie soll dabei helfen, Lebensenergie besser fließen zu lassen, damit Menschen ihr volles Potenzial ausschöpfen. In einer Behörde kann so etwas grundsätzlich nicht schaden, möchte man meinen. Allerdings ist die Lehre von Feng-Shui wissenschaftlich ungefähr ähnlich gut begründet wie das Bleigießen an Silvester, Kartenlegen oder das keltische Baumhoroskop.

Deshalb waren nicht alle Mitarbeiter vom Nutzen dieser spirituellen Vorsorgeaktion ihres Behördenchefs überzeugt. Die beiden Häuser der Stadt gerieten tatsächlich in Schwingung, allerdings auf eine sehr ungute Art. Leider gebe es in der Stadtbau keinen Betriebsrat, der den Geschäftsführer vor sich selber schütze, nörgelte der städtische Personalrat Franz Eibl, der bei der Gelegenheit gleich noch die mangelhafte Ausstattung der Behörde anprangerte.

Nach heftiger Kritik kündigte Bergmann nun an, dass er die Steinplatten zur Strahlenabwehr selbst zahlen werde - laut Stadt sind das Kosten von 10 764 Euro. "Ich gehe diesen Schritt, um das Unternehmen zu schützen und die Diskussion um die Stadtbau und die Stadt Bamberg schnellstmöglich zu beenden", teilte Bergmann mit. Immerhin: Die Mitarbeiter dürfen jetzt entscheiden, ob die Steine - wenn sie schon mal da sind - bleiben dürfen. Womöglich entfalten sie ja doch noch positive Schwingungen.

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