Einkommen:Deutlich mehr Menschen in Bayern von Armut betroffen

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Die Münchner Tafel versorgt pro Woche mehr als 20 000 Menschen mit Lebensmitteln. Für viele reicht das Einkommen nicht aus, um über die Runden zu kommen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Immer wieder heißt es, der Freistaat sei das Bundesland mit den wenigsten armutsgefährdeten Menschen. Eine Studie zeigt aber nun, dass deutlich mehr Bürger einkommensarm sind, als angenommen.

Von Lina Krauß

In Bayern sind laut einer Studie mehr Menschen von Armut betroffen, als bislang bekannt ist. Die Untersuchung, die sich am bayerischen Durchschnittseinkommen orientiert, zeigt, dass 15,8 Prozent und damit zwei Millionen Menschen in Bayern einkommensarm sind, wie der Kurt Eisner Verein und die Rosa Luxemburg Stiftung Bayern am Donnerstag mitteilten. Als einkommensarm gelten Menschen mit einem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens.

Die Zahl der Einkommensarmen liegt damit höher als die, die im Sozialbericht der bayerischen Staatsregierung veröffentlicht wurde. Das liegt den Autoren der neuen Studie zufolge daran, dass Bayern sich am bundesweiten Durchschnittseinkommen orientiert. Dann weist der Freistaat mit 12,8 Prozent die geringste Einkommensarmut auf.

Das Problem des bundesweiten Vergleichs liegt aber darin, dass das allgemeine Einkommensniveau und die Lebenshaltungskosten in den Bundesländern nicht gleich sind. Das mittlere Einkommen in Bayern (2061 Euro) lag 2021 über dem deutschen Durchschnitt (1909 Euro). Somit ist die Schwelle, ab der ein Mensch als armutsgefährdet gilt eine andere - je nachdem, welchen Wert man als Ausgangspunkt nimmt.

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Einen besonderen Fokus legte die Studie auf regionale Unterschiede in Bayern. Im bundesweiten sowie im bayerischen Vergleich sind in der Region Donau-Wald besonders viele Menschen von Armut bedroht. Südbayern, der Bayerische Untermain und die Donau-Iller-Region gehören zu den Regionen mit der geringsten Armutsgefährdungsquote.

Das Bild verändert sich, betrachtet man das durchschnittliche Einkommen der einzelnen Regionen untereinander. Dann weist München mit 17 Prozent nicht mehr die geringste, sondern die höchste Armutsgefährdungsquote auf. Laut Tobias Klinge von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der die Studie mit durchgeführt hat, liegt das an den hohen Lebenshaltungskosten. Auch Augsburg, Nürnberg und weiterhin die Region Donau-Wald gehören im regionalen Vergleich zu den Regionen mit vielen Menschen, die von Armut bedroht sind. Die Regionalisierung der Zahlen helfe laut der Studienautoren bei der Entwicklung konkreter Strategien zur Armutsbekämpfung.

Die Studienautoren hatten zudem den Bezug von Grundsicherung nach Sozialgesetzbuch (SGB) II in den einzelnen Regionen in den Blick genommen. Vereinfacht gesehen lasse sich dort ein Stadt-Land-Gefälle beobachten. Urbane Gebiete seien deutlich stärker betroffen als ländliche. Es gäbe nur wenige Ausnahmen. Rund 33 Prozent aller SGB-II-Beziehenden fallen auf die drei größten bayerischen Städte - München, Nürnberg und Augsburg.

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