Außenstelle vom P1:Die härteste Tür von Garmisch

Lesezeit: 3 min

Münchens Nobeldisco eröffnet während der Ski-WM eine Außenstelle in Garmisch. Es soll nicht so streng auf das Schuhwerk der Gäste geachtet werden. Doch reingelassen wird auch im zweiten P1 nicht jeder.

Philipp Crone

Mit Skistiefeln ins P1 ? In München wäre das undenkbar - bei dem Club, dessen Ruf sich seit Jahrzehnten vor allem auf seine strengen Einlassbestimmungen an der Tür gründet. Aber beim gleichnamigen Ableger in Garmisch wird das erlaubt sein. Nicht der einzige Unterschied zum Stammsitz in der Prinzregentenstraße 1, sagt Gesellschafter Franz Rauch in seinem Büro. Der 47-Jährige hat ein leicht verträumtes Lächeln im Gesicht, wenn er von seinem Projekt erzählt, eine Außenstelle der Diskothek während der Ski-WM vom 4. bis 20. Februar aufzumachen.

Franz Rauch und seine P1-Crew versuchen sich nun zum ersten Mal außerhalb Münchens. Der "Testballon" in Garmisch ist vielleicht nur der Anfang einer Expansion. (Foto: Stephan Rumpf)

Rauch wirkt dabei ein wenig wie ein Junge vor einem Abenteuer. Und das ist es ja auch. Spannende Fragen sind unter anderem: Werden die Einheimischen den Club akzeptieren oder als unerwünschte Einmischung aus der Landeshauptstadt empfinden? Und dazu die Kernfrage für jede Diskothek: Stimmt die Lage?

Bislang hat die wohl weltweit bekannte Marke P1 darauf verzichtet, sich international zu engagieren. Anders als etwa das Pacha, von dem es neben München noch mehr als 50 Feier-Filialen gibt. Oder das Pariser Label VIP-Room, dessen Motto lautet: "Die Gäste kommen nicht nur zu uns, wir müssen auch zu den Gästen kommen."

Dass das P1 nun nach Garmisch kommt, war gar nicht die Idee der Gesellschafter Rauch und Michael Käfer. "Eine Agentur, die bei der Ski-WM engagiert ist, kam auf uns zu", sagt Rauch. Der Saal, der den Münchnern angeboten wurde, "sieht ganz so aus wie das allererste P1". Der ehemalige Kinosaal liegt nur 200 Meter vom Zielhang der Wettbewerbe entfernt. Die Lage stimmt also - und auch sonst ist das Risiko für die Clubbetreiber wohl eher überschaubar. Allein 1500 ehrenamtliche Helfer sind während der WM vor Ort, dazu 1800 Journalisten, und das P1 hat Platz für 500 Gäste. Zudem wird der Eintrittspreis "nicht zu hoch" sein, sagt PR-Chef Row Weber.

VIP-Marken garantieren sofortigen Eintritt

Die Herausforderung ist eher, das P1-Image und -Flair an einem anderem Ort zu schaffen. "Wir stehen für schicken Glamour", sagt Rauch. Soll heißen, dass den Garmischern, Partenkirchenern und dem Rest der Welt "etwas Hochwertiges" geboten wird - von der Einrichtung über Licht, Ton, Getränke und Personal.

Zum Image gehört auch der traditionell selektive Einlass. In diesem Fall wird es goldene VIP-Marken geben, die einen sofortigen Eintritt garantieren, "da kann man einfach an der Warteschlange vorbeigehen", sagt Rauch. Und so wird auch in Garmisch versucht, den Mythos P1 aufrecht zu erhalten. Ob sich nun jemand über goldene Plaketten beschwert, weil er keine hat oder freut, weil er eine besitzt, ist dabei egal. Hauptsache, man spricht darüber.

P1-Eröffnung
:Willkommen zurück

Das P1 ist zurück. Nach einjähriger Umbaupause ließ die Münchner Schickeria wieder die Champagnerkorken in der Promidisco knallen.

Petra Markovic

Die Chancen für eine hohe Auslastung des P1 sind auch deshalb hoch, weil die Konkurrenz überschaubar ist. Laut Rauch gibt es im Ort noch den Johns-Club und das Musik-Café, wo Besucher einen Renntag beschließen können. Zwar werden direkt an der Piste Zelte aufgebaut, unter anderem ein Tirolerhaus und die der Sponsoren. Außerdem wird es wie bei Olympia Nationen-Häuser geben.

Das P1 in München wurde 2010 aufwendig renoviert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Doch die würden meist um Mitternacht schließen, sagt Rauch. "Wir gehen bei uns von einer Prime-Time zwischen Mitternacht und 0.30 Uhr aus", sagt Rauch. Die durchschnittliche Verweildauer eines Gastes im Münchner P1 liege bei etwa eineinhalb Stunden. "Daher reicht wohl unsere Konzession bis fünf Uhr gut aus." Die meisten müssten ja am nächsten Tag auch wieder arbeiten oder wollen auf die Skipiste. Früher aufmachen, schon um 20 Uhr, und früher zusperren werden sie daher.

Für Rauch, ein Mann mit einem leicht vom Nachtleben gezeichneten Gesicht, ist Garmisch auch die Chance, sich außerhalb Münchens zu beweisen. Der Gastronom war in seiner beruflichen Karriere bislang ausschließlich in München tätig. Zunächst als Kellner im Bayerischen Hof und Praktikant bei Vinzenzmurr. Im P1 arbeitete er dann als Bedienung und strich mit Käfer alte Öltonnen an, die sie als Stehtische nutzten.

Rauch wurde Türsteher, später Geschäftsführer und ist nun Gesellschafter. Die Gastronomie ist eine Familientradition, schon Rauchs Mutter war Wirtin. Er urteilt deshalb mit einer Portion gastronomischer Erfahrung: "Entscheidend wird sein, ob die Einheimischen auch zu uns kommen." Deshalb wird es am Eröffnungsabend auch ein einheimischer DJ engagiert: Andrew Clark aus Oberau, der regelmäßig in ganz Europa auflegt.

Auch wenn der Türsteher am Einlass in den zwei Wochen nicht unbedingt auf das Schuhwerk der Gäste achtet, so doch auf die Mischung: Frauen und Männer, Gäste und Anwohner, potente Sponsoren und spontane Ausflügler. "Es ist ein Testballon", sagt Rauch und lacht wieder. Für 2018 sowieso.

Traum von weiteren P1-Projekten

Denn sollte München den Zuschlag für die Winterspiele bekommen, hat auch Käfer schon angekündigt, sich gastronomisch engagieren zu wollen. Da wäre die P1-Außenstelle gleich wieder errichtet. Zumal Garmisch laut Rauch doch auch der natürliche Ski-Ort der Münchner sein sollte, mit dem Auto nur 40 Minuten entfernt, viel näher als Kitzbühel.

Der natürliche Sommerort für viele P1-Gäste ist die Nordsee. Und ein wenig träumt Rauch auch schon von anderen P1-Projekten im deutschsprachigen Raum. "Vielleicht eine Sommer-Location auf Sylt?" Dafür muss Garmisch funktionieren. Aber Rauch, der wie viele Gastronomen, abergläubisch ist, hat für das Gelingen schon ein gutes Omen gefunden. "Das P1 residiert in Garmisch ja auch an der Hausnummer eins."

© SZ vom 18.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Clubtour durch München
:"Ich glaub', die Party wird groß!"

Neuer Schwung auf Münchens Tanzflächen: In den vergangenen Monaten haben in der Innenstadt jede Menge neuer Clubs eröffnet. Die Geschichte einer Münchner Nacht.

Lisa Sonnabend und Beate Wild

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: