Augsburg:Unternehmen zieht Kündigung wegen Toilettenbons zurück

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Sechs Euro in Form von Wertbons soll eine Frau an der Raststätte Augsburg unterschlagen haben. (Foto: Bernd Thissen/dpa)
  • Weil sie zwölf Toilettenbons im Wert von ingesamt sechs Euro entwendet haben soll, wurde einer Mitarbeiterin einer Augsburger Raststätte fristlos gekündigt.
  • Ein Dreivierteljahr wehrte sich die Frau gegen den Vorwurf der Unterschlagung und die fristlose Kündigung.
  • Nun darf sie an ihren Arbeitsplatz in der Autobahnraststätte Augsburg-Ost zurück.

Eine Mitarbeiterin der Raststätte Augsburg Ost soll an der Kasse zwölf Toiletten-Wertbons im Gesamtwert von sechs Euro unterschlagen haben. Deswegen wurde ihr fristlos gekündigt. Kurz vor dem Prozess vor dem Augsburger Arbeitsgericht hat das Unternehmen nun die Kündigung zurückgezogen.

Nachdem ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) über die zurückgezogene Kündigung berichtet hatte, bestätigte ein Sprecher des Raststättenbetreibers Tank & Rast, dass am Freitag beide Seiten einem Vergleich zugestimmt hätten. Das Arbeitsverhältnis mit der Mitarbeiterin soll zu unveränderten Bedingungen fortgesetzt werden. Die Frau darf nun nach mehr als einem halben Jahr an ihren Arbeitsplatz in der Autobahnraststätte Augsburg-Ost zurück.

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Einen Bon im Wert von 50 Cent bekommen Reisende, wenn sie an der Raststätte die kostenpflichtige Toilette nutzen. Den Bon können sie beim Einkauf in der Raststätte einlösen. Die Mitarbeiter an den Kassen sollen die eingelösten Wertbons sofort in einem Schredder vernichten, damit sie nicht mehrmals genutzt werden.

Aus Zeitgründen soll die Mitarbeiterin der Raststätte Augsburg Ost die Bons zur Seite gelegt haben, um sie später gesammelt zu vernichten. Den Gesamtbetrag von sechs Euro bonierte sie in der Kasse, damit der Kassenbestand wieder stimmte. Ein Kunde bekam das mit und informierte die Geschäftsführung von Tank & Rast. Damit war die Angestellte nach 15 Jahren Mitarbeit ihren Job los.

Laut Gewerkschaft NGG gibt es keine Beweise dafür, dass die Mitarbeiterin die Bons eingesteckt hat. Tank & Rast hatte sich zu Details der Kündigung nicht geäußert. Ein Dreivierteljahr wehrte sich die Frau gegen den Vorwurf der Unterschlagung und die fristlose Kündigung. Ein Abfindungsangebot von Tank & Rast in Höhe von 30 000 Euro habe sie abgelehnt, weil die Frau befürchte, keinen anderen Job mehr zu finden.

Dass die ehemalige Mitarbeiterin einen so hohen Betrag angeboten bekommen habe, ist laut Gewerkschaft ungewöhnlich. Die NGG nimmt an, dass Tank & Rast sich so der Altbeschäftigten entledigen wollte, die noch nach einem besseren Tarifvertrag bezahlt wird. Das Unternehmen wies dies am Mittwoch zurück.

In der Vergangenheit hatten immer wieder Arbeitsgerichtsprozesse, bei denen es um angebliche Diebstähle mit geringem Wert ging, für Schlagzeilen gesorgt. Besonders bekannt wurde die Berliner Kassiererin "Emmely", die im Jahr 2008 wegen der Einlösung zweier liegengebliebener Pfandmarken im Wert von 1,30 Euro fristlos gefeuert wurde. Das Bundesarbeitsgericht erklärte die Kündigung später als unrechtmäßig.

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