Aschau im Chiemgau:Protest gegen größere Gondeln

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Die Seilbahn auf die Kampenwand ist etwas für Technik-Nostalgiker. (Foto: imago)

Die Pläne der Kampenwandbahn, ihre Kapazität um ein Dreifaches zu steigern, regen immer mehr Kritiker auf. Die Bürgerinitiative "Rettet die Kampenwand" fürchtet, dass die Natur noch mehr Besucher nicht mehr ertragen würde.

Von Matthias Köpf, Aschau im Chiemgau

Die Bürgerinitiative "Rettet die Kampenwand" hat nach eigenen Angaben nur ein paar Tage gebraucht, um rund 1200 Menschen zu einem Bekenntnis für ihr Anliegen zu bewegen. 1200 Menschen - so viele kann die Kampenwandbahn derzeit in knapp drei Stunden von Aschau im Chiemgau auf das Hochplateau der Kampenwand bringen; die Fahrt in den farbenfrohen Vierergondeln mit dem nostalgischen Fünfzigerjahre-Charme dauert eine Viertelstunde. In Zukunft aber soll die Bahn 1200 Menschen locker in einer Stunde befördern können, in neuen und erstmals auch barrierefreien Achterkabinen. Die Pläne der Betreiberfamilie sind nicht neu, der Gemeinderat hat ihnen schon vor Jahren zugestimmt. Doch nun wird der Protest immer lauter.

Droben auf der Kampenwand ist der kürzlich gegründeten Initiative sowieso schon mehr als genug los. Von der 1461 Meter hoch gelegenen Bergstation ziehen die Menschen oft in Scharen zu den Almen, beobachten das Abheben der Gleitschirmflieger oder schauen hinunter auf den Chiemsee. Andere haben Mountainbikes oder Kletterausrüstung dabei, und wer ganz unbedarft in Sandalen aus der Gondel steigt, kann sich am "Testcenter" eines Herstellers sogar gratis Bergschuhe leihen. Im Winter gibt es ein bisschen Skibetrieb.

Noch mehr von all dem würde die Natur dort droben nach Ansicht der BI aber nicht mehr vertragen. Drunten drohe den Orten Aschau, Sachrang und Bernau bei noch mehr Autos Richtung Talstation endgültig der Verkehrskollaps. Im Gemeinderat hatten zuletzt nur einzelne Mitglieder solche Bedenken geäußert, die Betreiber hatten die geplante Verdreifachung der Kapazität vor allem mit den langen Wartezeiten für die Fahrgäste begründet. Gebilligt hatten das Projekt ohnehin schon die Vorgänger der jetzigen Räte. Die Pläne sind mehr als fünf Jahre alt und wurden nun noch einmal geändert, weshalb sie abermals im Rathaus ausliegen mussten. Formelle Einwände kamen nur eine Hand voll. Dafür haben nun die örtlichen Grünen das Thema aufgegriffen. Für sie ist "ein radikaler Ausbau mit einem sanften Tourismus nicht vereinbar". Deshalb dürfe der Neubau, der auch größere Fällungen im Bergwald für etliche neue Stützen nötig machen würde, nicht auch noch mit Millionen aus der Staatskasse gefördert werden. Bei der laufenden Internet-Petition an die Gemeinde Aschau und das zuständige Landratsamt in Rosenheim steht der Zähler inzwischen bei gut 2200 - für so viele Fahrgäste braucht die alte Kampenwandbahn noch fast fünf Stunden, die geplante neue bräuchte nicht einmal eineinhalb.

© SZ vom 08.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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