Verkehrslärm:Viele Methoden, aber wenig Erfolg

Andere Maßnahmen versuchen, den Verkehr mittels Regulierung leiser zu machen. Grüne Wellen vermeiden Staus und verringern die Geräusche, die entstehen, wenn Autos immer wieder anfahren und bremsen. Intelligente Leitsysteme verteilen den Verkehr besser. Das sorgt für ein dB(A) weniger Lärm.

Besser funktioniert, die Geschwindigkeit in den Innenstädten auf Tempo 30 zu reduzieren. Die Wirkung laut Bundesumweltamt: zwei bis drei dB(A). Doch das Verfahren ist umstritten. Die Befürchtung: Ungeduldige Autofahrer könnten von den großen Verkehrsadern auf kleinere Straßen ausweichen und dort wieder mehr Lärm produzieren.

Autos müssen leiser werden - ein bisschen

Noch weniger Erfolg versprechen passive Methoden wie zum Beispiel bauliche Maßnahmen. Tunnel und Lärmschutzwände erzielen nur dann gute Ergebnisse, wenn sie von vornherein mitgeplant werden. Erfolgt der Schallschutz an einer stark befahrenen Straße erst im Nachhinein, muss jedes einzelne Haus dieser Prozedur unterzogen werden. Spezieller Putz kann zum Beispiel Geräusche absorbieren oder Schall abwehrende Fenster den Lärm verringern. Solange sie geschlossen bleiben. Aber das ist teuer, und die Bewohner müssen bis auf einige Förderprogramme den Umbau selbst zahlen.

Auch der Versuch, die Motorengeräusche zu minimieren, war ein halbherziges Unterfangen. 2016 führte die EU nach 20 Jahren Stillstand neue Grenzwerte für die Lautstärke von Pkw und Lkw ein. Sie orientieren sich am sogenannten Leistungsgewicht der Autos, berechnet in PS je Tonne. Heißt: je schwerer, umso lauter. Ein leistungsstarkes Auto darf mehr Krach verursachen als ein Kleinwagen. Für ein Auto mit 163 PS gelten seitdem zum Beispiel 72 statt 74 dB(A). Bis 2026 soll der Grenzwert auf 68 dB(A) sinken.

Das klingt schlüssig, hat aber einen Haken: Es gibt kein unabhängiges Testverfahren. Die Anforderungen gelten als erfüllt, wenn der Hersteller technische Unterlagen vorlegt, aus denen hervorgeht, dass sein Fahrzeug die Lärmnorm erfüllt.

Gegen Auspuff-Poser hilft der leiseste Reifen wenig

Der zu erwartende Effekt der neuen Regelungen ist aber sowieso gering. Das Umweltbundesamt ließ untersuchen, welche Lärmminderung die neuen Grenzwerte bringen. Selbst ohne Berücksichtigung des steigenden Verkehrsaufkommens in den nächsten Jahren sinkt dadurch der durchschnittliche Geräuschpegel von Autos nur um zwei dB(A). Und ein Schlupfloch gibt es auch noch. Zwar sind den Motorensound verändernde Systeme wie zum Beispiel per Knopfdruck öffnende Auspuffklappen in Zukunft verboten. Doch ein Auto mit mehr als 272 PS pro Tonne darf vier Dezibel lauter sein als ein gewöhnlicher Pkw - eine "Lex Sportwagen" sozusagen. Und gegen unbelehrbare Auspuff-Poser auf zwei oder vier Rädern hilft auch der leiseste Reifen oder der teuerste Asphalt wenig.

Das Allheilmittel, um den krank machenden Lärm zu vertreiben, gibt es also nicht. Wirkliche Linderung ist nur möglich, wenn alle Maßnahmen ineinandergreifen und konsequent durchgeführt werden. Wenn grundsätzlich über das Verkehrsaufkommen in Ballungszentren nachgedacht wird und Länder und Kommunen mehr in das öffentliche Verkehrsnetz, Carsharing und den Ausbau des Radverkehrs investieren. Nur so kann es in den Städten spürbar leiser werden. So lange, bis das Grundrauschen nicht mehr an Stress und Verkehr erinnert, sondern an einen Strand auf Mallorca.

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