Parken in der zweiten Reihe auf viel befahrenen Hauptachsen, abgestellte Autos an Straßenecken, die die Sicht auf Radler und Fußgänger versperren: Durch Falschparker auf Rad- und Gehwegen sehen sich Radfahrer und Fußgänger in den Städten immer häufiger gefährlichen Situationen ausgesetzt. Zwar werden dafür eigentlich Bußgelder fällig. Doch es wird wenig kontrolliert, und die Strafen sind niedrig, richtig abschreckend ist das nicht.
Am Montag startete der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) deshalb eine ungewöhnliche Initiative. Er rief Menschen in Deutschland auf, bis Sonntag auf eigene Faust gegen gefährliches Falschparken vorzugehen. Ziel der Aktionswoche sei es, auf die Gefahr des Falschparkens für Fußgänger und Radfahrer aufmerksam zu machen und zu erreichen, dass die Strafen erhöht werden.
Verkehrssicherheit:Wie sich Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Radler vermeiden lassen
Zwei Radfahrerinnen kamen Anfang der Woche fast gleichzeitig in deutschen Städten ums Leben, als sie von abbiegenden Lastwagen erfasst wurden. Dabei gibt es die Technik, die solche Unfälle verhindern soll.
Auf eigene Faust - was soll das genau heißen? Der Verband schlägt einige Aktionen vor, zum Beispiel, ganz einfach: Falschparker ansprechen und sie auf ihr Vergehen aufmerksam machen. Oder eine gelbe Karte hinter den Scheibenwischer klemmen. Oder Anzeige erstatten. Es werden allerdings auch rabiatere Methoden empfohlen, wie die Radweg-Markierung auf dem Auto mit Sprühsahne nachzuziehen oder Kleinwagen "mit mehreren kräftigen Leuten vom Radweg" wegzutragen.
Der offizielle Start der Aktionswoche begann am Montag in Berlin noch vergleichsweise harmlos. Im Stadtteil Neukölln steckten genervte Radfahrer auf der Karl-Marx-Straße eine Notspur mit rot-weißen Verkehrshütchen ab. Dort war zwar kürzlich ein Radstreifen eröffnet worden, allerdings beklagen Radfahrer, dass er weiter von Autofahrern genutzt werde. Weil Autos auf dem Fahrradstreifen halten oder parken, zwingen sie Radfahrer dazu, in den fließenden Verkehr auszuweichen. Auch in Bonn, Münster, Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover, Darmstadt, Magdeburg, Wiesbaden und Halle sind weitere Aktionen geplant. So wollen sich Teilnehmer am Wochenende in Köln den öffentlichen Raum durch Picknicks zurückholen.
Parken in zweiter Reihe kostet 20 bis 35 Euro
In den vergangenen Wochen hatten erneut tödliche Unfälle Debatten über die Sicherheit von Radfahrern im Straßenverkehr ausgelöst. "Rücksichtsloses Falschparken stellt eine ernste Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, das ist vielen Autofahrern nicht bewusst", sagt Wasilis von Rauch, Bundesvorsitzender des VCD. Der Verkehr werde unübersichtlich und unsicher, die Unfallgefahr für Radfahrer und Fußgänger steige. Mit 15 Euro für Parken an Fußgängerüberwegen oder 20 bis 35 Euro für Parken in zweiter Reihe verfehlten die gültigen Bußgelder jede abschreckende Wirkung, kritisiert der Verband. Im europäischen Ausland müssen Falschparker mehr bezahlen, in den Niederlanden 90 Euro, in Spanien sogar 200 Euro.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die Aktion mit gemischten Gefühlen. Man teile zwar die Einschätzung zur Gefahrenlage für Radfahrer, sagte ein Sprecher, doch die Aktivisten sollten nicht ihrerseits gegen Gesetze verstoßen. "Wer falsch parkt, entscheiden Ordnungsbehörden und nicht der Bürger", sagt GdP-Rechtsexperte Sascha Braun. Das Wegtragen von Autos zum Beispiel verstoße gegen das Eigentumsrecht.