Fragen und Antworten:Wohin mit dem alten Fahrrad-Akku?

Lesezeit: 3 min

Rote Batterie mit geringem Ladezustand und zwei Pfeil-Symbolen für die Kreislaufwirtschaft: So sieht die einheitliche Kennzeichnung für Akku-Rücknahmestellen aus. (Foto: GRS Batterien)

E-Bike-Akkus sind Verschleißteile. Sie müssen regelmäßig geprüft und nach einigen Jahren getauscht werden. Dabei gibt es einiges zu beachten.

Von Joachim Becker

E-Bike-Akkus sind nicht billig, deshalb heben viele Fahrradfahrer ihre gebrauchten Akkus zu Hause auf. Doch diese Ersatzteile können brandgefährlich werden, wenn sie nicht regelmäßig genutzt, überprüft und gegebenenfalls entsorgt werden. Auch neue Akkus brauchen besondere Aufmerksamkeit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Wie lässt sich die Lebensdauer des Akkus verlängern?

Moderne Lithium-Ionen-Akkus sind Mimosen. Zimmertemperatur ist den Energiespeichern am liebsten, extrem hohe Temperaturen (über 50 Grad Celsius) mögen sie genauso wenig wie besonders niedrige (unter −10 Grad Celsius). Daher sollten die Batterien weder lange in der prallen Sommersonne stehen noch im ungeschützten Außenbereich überwintern. Hitze und Kälte jenseits des genannten Temperaturbereichs können die Akkukapazität und damit die Lebensdauer irreversibel verringern.

Was ist beim Laden zu beachten?

Laden stresst den Akku, etwa wenn er ständig auf 100 Prozent geladen oder bis zum letzten Quäntchen entladen wird. Während der Winterpause ist beispielsweise ein Ladezustand von 40 bis 50 Prozent optimal.

Wird der Speicher über Monate sehr tief entladen, dann bilden sich in den Zellen eventuell nadelspitze Dendrite, die zu Kurzschlüssen führen können. Deshalb raten Experten zur Vorsicht beim Laden, wenn das E-Bike in der Winterpause länger nicht benutzt wurde. Auch ausrangierte Räder, die plötzlich wieder aktiviert werden, können Probleme beim Kontakt mit der Steckdose bekommen. Die Akkus dürfen auf keinen Fall mit anderen als den Original-Ladegeräten aufgeladen werden, weil die Gefahr von Überladungen groß ist.

Was tun bei Schäden am Akku?

Nicht nur ältere Akkus sollten vom Fachhändler regelmäßig überprüft werden. Auch bei Steinschlag und schweren Stößen muss der Energiespeicher professionell auf Schäden hin durchgemessen werden. Stauchungen in den Zellschichten können zu Kurzschlüssen und Bränden führen. Das gilt auch für schadhafte Gehäusedichtungen, durch die Wasser in den Akku dringen kann. Die Batterien müssen bei der Zulassung zwar spritzwassergeschützt sein. Sind die Zweiräder dauernder Nässe ausgesetzt, kann es trotzdem Probleme geben.

Wohin mit dem alten Fahrrad-Akku?

Ob bei Pedelecs, S-Pedelecs oder E-Bikes: Der Energiespeicher gilt immer als sogenannte Industriebatterie. Das ist der große Unterschied zu Elektro-Altgeräten aus dem Haushalt mit kleineren Energiespeichern, die bei jedem Wertstoffhof abgegeben werden können. Bei Elektro-Rädern müssen die Batterien vorher ausgebaut und separat entsorgt werden. Wie alle Energiespeicher dürfen die Akkus auf keinen Fall im üblichen Hausabfall, Sperrmüll oder Metallschrott entsorgt werden.

Wer nimmt Alt-Akkus zurück?

Derzeit nehmen in Deutschland nur etwa 150 kommunale Sammelstellen (Wertstoffhöfe) die Akkus von Elektro-Rädern kostenlos zurück. Dafür brauchen sie Spezial-Container, in denen jeder Akku separat gelagert wird, und geschultes Personal. Bei Elektro-Rädern mit integrierten Akkus im Rahmen sollte aus Sicherheitsgründen ein zertifizierter Fahrradhändler die Demontage des Akkus vornehmen. Er wird auch über die Messgeräte verfügen, um den Zustand zu diagnostizieren.

Die ersten Anlaufstellen für die Batterierücknahme sollten daher die Fahrradhändler sein. Dazu zählen auch Discounter sowie Elektronik- und Baumärkte, wenn sie Elektro-Räder im Angebot haben. Alle Vertreiber von E-Bikes sind gesetzlich verpflichtet, Altbatterien über ihre Verkaufsstellen oder in deren unmittelbarer Nähe kostenfrei vom Endverbraucher zurücknehmen. Allerdings nur, wenn die Ladenfläche über 400 Quadratmeter beträgt. Dann gilt die Rücknahmepflicht auch für Stromspeicher, die nicht mit dem Sortiment des Vertreibers übereinstimmen.

Alle Händler der Elektro-Räder ab der genannten Geschäftsgröße müssen also auch Industriealtbatterien anderer Marken und Bauformen entgegennehmen und diese fachgerecht entsorgen. Dafür hat beispielsweise der Zweirad-Industrie-Verband ZIV 2010 ein Batterierückführungssystem (GRS) ins Leben gerufen und mit Partnern eine einheitliche Kennzeichnung für Rücknahmestellen entwickelt.

Wie sieht es mit dem Recycling aus?

Während für Gerätebatterien, die in vielen Elektro-Altgeräten aus dem Haushalt verbaut sind, bereits eine gesetzliche Mindest-Sammelquote von 50 Prozent für deren Akkus vorgeschrieben ist, wird an einer einheitlichen Regelung für Industriebatterien noch gefeilt. Im Laufe dieses Jahres soll eine neue europäische Batterie-Verordnung in Kraft treten, die unmittelbar in jedem Mitgliedstaat der EU gilt.

Damit soll bei Industriebatterien auch ein erweitertes Verständnis von Kreislaufwirtschaft Einzug halten - von der nachhaltigen Rohstoffgewinnung bis zur Sammelquote und dem Recycling. Momentan sieht es aber so aus, dass diese neue Verordnung erst für Batterien ab einer Kapazität von zwei Kilowattstunden gelten wird - also nicht für die kleineren E-Bike-Akkus. Batterien aus Wertstoffhöfen und den privaten Batterierückführungssystemen werden aber weiterhin recycelt, wie es das deutsche Batteriegesetz vorschreibt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusE-Bikes
:Wenn der Akku brennt

Heftige Stöße, falsche Lagerung, Billigreparaturen: Viele E-Biker unterschätzen, wie gefährlich die Batterien werden können. Was man alles falsch machen kann.

Von Joachim Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: