Oldtimer:Lieb und teuer

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BMW baute die Isetta zwischen 1955 und 1962. Sie ist heute eine solide Wertanlage. (Foto: picture alliance / dpa)

In Deutschland sind immer mehr Oldtimer unterwegs. Daneben ist in manchen Orten jedes vierte Auto älter als 15 Jahre. Gut erhaltene Fahrzeuge können ein lohnendes Investment sein.

Von Harald Freiberger

Oldtimer und Youngtimer tauchen auf Deutschlands Straßen immer öfter auf. Damit nimmt auch ihre Bedeutung für die Wirtschaft zu, zeigt eine aktuelle Studie der Automobilverbände VDA, ZDFK und VDIK. Als Oldtimer gelten Autos, die älter als 30 Jahre sind, Youngtimer wurden vor mindestens 15 Jahren zugelassen. Die Zahl beider Fahrzeug-Gattungen stieg zuletzt jedes Jahr um acht Prozent. Derzeit sind 6,5 Millionen Autos mindestens 15 Jahre alt. Das entspricht jedem siebten Fahrzeug. Und der Trend geht weiter nach oben: 2020 werden es bereits mehr als acht Millionen sein, erwarten die Verbände.

Für ihre Old- und Youngtimer geben die Besitzer im Jahr 14,1 Milliarden Euro aus. Darin sind Anschaffung und Benzin nicht enthalten, sondern nur die Kosten für Wartung, Reparatur, Versicherungen und Zubehör. "Der Markt wird nicht von den Luxus-Oldtimern geprägt, die Millionen kosten", sagt Gerd Heinemann von der Beratungsgesellschaft BBE Automotive, die die Studie erstellte. Solch teure Modelle seien die Ausnahme.

Der meistgefahrene Oldtimer ist der VW Käfer

Die Studie unterscheidet drei Kategorien: den Oldtimer, den Youngtimer, der noch täglich gefahren wird, und den Youngtimer, der lediglich als Freizeitauto dient. Der typische Oldtimer-Besitzer ist 54 Jahre alt, männlich, verdient überdurchschnittlich und fährt gut 2500 Kilometer im Jahr. Für Reparaturen und Sonstiges wendet er 5000 Euro auf. 619.000 Autos, die älter als 30 Jahre sind, fahren noch auf Deutschlands Straßen.

Der mit Abstand meistgefahrene Oldtimer ist der VW Käfer, von dem noch fast 43.000 Fahrzeuge unterwegs sind. Es folgen der Mercedes W 123 (rund 17.000 Autos), der Opel Kadett (10.400) und der Mercedes /8 (9900). An zwölfter Stelle steht der Porsche 911/912 mit knapp 7500 Modellen. Der Fahrzeugwert aller Oldtimer liegt im Durchschnitt bei knapp 20.000 Euro.

Youngtimer-Besitzer sind entweder Nutz- oder Fun-Fahrer

Von den Youngtimern sind noch gut 5,9 Millionen Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Hier liegen VW Golf und Jetta mit 800.000 Autos deutlich an der Spitze, dahinter kommen der VW Polo mit 320.000 Autos, der Opel Astra mit 315.000 und der BMW 3er mit 300.000.

Der typische Youngtimer-Besitzer ist 45 Jahre alt und lässt sich in zwei Kategorien einteilen: den Nutz-Fahrer und den Fun-Fahrer. Ersterer verdient unterdurchschnittlich, für ihn ist sein Youngtimer vor allem ein günstiges Fortbewegungsmittel; der Fahrzeugwert liegt bei gut 2000 Euro. Für Reparaturen und Sonstiges gibt er gerade mal 1100 Euro aus. Der Fun-Fahrer nutzt seinen Youngtimer dagegen ausschließlich in der Freizeit und gibt 2700 Euro im Jahr dafür aus. Der Fahrzeugwert beträgt 11.420 Euro.

Die Studie ermittelte auch, in welchen Teilen der Republik besonders viele ältere Fahrzeuge auf den Straßen rollen. Youngtimer-Hochburg ist demnach Berlin, wo die Quote 15 Prozent aller Fahrzeuge beträgt. Der Stadtteil Neukölln ragt besonders heraus, dort fahren 26 Prozent ein mindestens 15 Jahre altes Auto.

Bei den Oldtimern liegt Mannheim an der Spitze: 2,6 Prozent aller Autos auf der Straße sind dort älter als 30 Jahre. Es folgen Köln mit 2,3 Prozent und München mit 1,9 Prozent. An manchen Orten stellte die Studie eine erstaunliche Konzentration fest: So fahren im Hamburger Stadtteil Harvestehude 199 Oldtimer - jedes 20. Fahrzeug. Genauso hoch ist die Quote in Zorge im Harz, wo es 32 Oldtimer gibt.

"Durch die steigende Nachfrage steigen auch die Preise"

Der Vermögensverwalter Manfred Mühlheim vom Vertiva Family Office hält Oldtimer durchaus für ein lohnenswertes Investment. Er hat den Oldtimerindex OMX entwickelt, der zeigt, dass die Wertentwicklung alter Autos seit 2005 sogar besser abschneidet als Anlagen in Aktien oder Anleihen. "Derzeit drängen viele vermögende Asiaten und Russen in den Markt, durch die steigende Nachfrage steigen auch die Preise", sagt Mühlheim.

Auch Modelle deutscher Hersteller entwickelten sich sehr gut. Beispiele seien der Porsche 911, der Daimler SL oder die BMW Isetta, die seit 2005 um 150 Prozent im Wert gestiegen sei. Wichtig sei, dass die Autos über ein H-Kennzeichen verfügten und der Pflegezustand sehr gut sei. Im Idealfall liege der Nachweis über alle Inhaber und Kundendienste vor, außerdem sollten in den Autos ausschließlich Original-Teile verbaut sein. "Es empfiehlt sich, einen Experten zu Rate zu ziehen, zum Beispiel Sachverständige von Oldtimer-Manufakturen und Autohäusern", sagt Mühlheim.

Günstiger ist es, wenn das Auto nicht gefahren wird

Der Experte rät Vermögenden, durchaus drei bis fünf Prozent ihres Geldes in Oldtimer zu investieren. Allerdings müsse man auch bedenken, dass Pflege, Unterhalt und Versicherung pro Jahr zwei bis drei Prozent des Wertes kosten. Günstiger sei es, wenn das Auto nicht gefahren und als "Garagengold" gebunkert werde. Und ein Risiko in der Zukunft gibt es auch: Wirft die Erbengeneration in den nächsten Jahren viele Oldtimer auf den Markt, können die Preise fallen. Mühlheims Fazit: "Wenn man in Oldtimer investiert, muss man schon eine Affinität dazu haben, aber man bekommt dafür auch eine emotionale Rendite."

© SZ vom 17.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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