Laut, eng, schnell: Der neue Jaguar F-Type bietet die klassischen Merkmale eines Spaßroadsters. Der britische Zweisitzer bietet viel Fahrspaß, lässt aber in den Bereichen der Dämpfung einige Wünsche offen - und jedes PS extra kostet einen irrsinnigen Aufpreis. Das ist kein britisches Unterstatement. Aggressiv ist die Anmutung des neuen F-Type von Jaguar. Und dann dieser Klang: Wer den Sportmodus wählt oder den Klappenauspuff manuell dazu schaltet, den brüllt der Roadster an wie eine Raubkatze. Der Klang ist aufdringlich und präsent.
Doch in einem solchen Sportroadster ist der Krach ja eher Belustigung als Belästigung. Zudem lässt sich die Klangkulisse auf Knopfdruck leiser stellen.
Auch sonst bietet der Zweisitzer auf Wunsch viel Komfort und auch bei Autobahntempo sind Gespräche zwischen den Insassen problemlos möglich, ohne sich dabei gegenseitig anbrüllen zu müssen.
Die beiden Insassen sollten sich allerdings mögen. Denn das Raumangebot im Innenraum ist überschaubar und man sitzt dicht aufeinander. Angesichts von 148 Litern Laderaum ohne und 196 Litern mit Ersatzrad sollte man sich auf geringes Gepäck beschränken. Daran ändert auch die praktische Vertiefung für einen Wasserkasten nichts.
Wer denkt, dass der neueste Zögling aus dem Hause Jaguar die längst überfällige Antwort auf die Konkurrenten BMW Z4, Mercedes SLK und besonders Porsche Boxster wäre, wird beim Blick in die Preisliste eines anderen belehrt. Sie beginnt bei 73.400 Euro - deutlich teurer als die Konkurrenz und damit typisch Jaguar.
Denn dass man dafür 340 Kompressor-PS, eine prächtige Fahrdynamik und eine gute Serienausstattung bekommt, spielt für Neukunden und Umsteiger keine Rolle. Wer sich für einen Porsche Boxster beispielsweise ist zwar kleiner dimensioniert, aber ähnlich sportlich und kostet nur 50.000 bis 60.000 Euro.
Doch ob ein Roadster wie der 4,47 Meter lange F-Type sich in die Herzen der Fans fährt, entscheiden nicht allein Image, Preis, Serienausstattung und schon gar nicht das Platzangebot. Es geht in dieser Preisliga hauptsächlich um Image, Styling und Fahrdynamik - und da hat der Jaguar viel zu bieten.
Bei aller gebotenen Leistung ist der Jaguar F-Type dennoch relativ gutmütig, stellt den Fahrer niemals vor unlösbare Aufgaben, auch nicht im Grenzbereich. Mit 340 PS hat der Sechszylinder mit Kompressoraufladung stets genug Kraft.
Was dem Basismodell fehlt, ist eine ausgewogene Dämpfung. Die ist nur bei den stärkeren Modellen variabel und deutlich besser abgestimmt. Gerade im Sportmodus haben sich die Entwickler bemüht, möglichst viel Dynamik aus dem F-Type herauszuholen.
Die Lenkung des 1,6 Tonnen schweren Hecktrieblers ist präzise, jedoch zu leichtgängig abgestimmt.
Die Achtgang-Automatik schaltet beinahe so bissig wie ein Doppelkupplungs-Getriebe, lässt allerdings im Sportmodus gefahren die nötige Souveränität vermissen. "Ein paar Puristen hätten gerne eine Handschaltung", räumt F-Type-Chefentwickler Peter Bingham ein.
Schon die Fahrleistungen des Einstiegsmodells sind sehr sportlich. Der Dreiliter-V6 mit Kompressor setzt die Gasbefehle des Fahrers direkt um und leistet 340 PS und ein maximales Drehmoment von 450 Newtonmetern, das bei 3500 bis 5000 Kurbelwellenumdrehungen zur Verfügung steht.
Der Unterschied zum größeren Sechszylinder mit 380 PS ist relativ klein, der Preisaufschlag mit 11.500 Euro dagegen sehr groß. Statt 260 km/h erreicht diese Variante 275 km/h Höchstgeschwindigkeit. Der Spurt auf Tempo 100 erfolgt in 4,9 statt 5,3 Sekunden und der meist illusorische Normverbraucht beträgt 9,1 statt neun Litern Super.
Wer deutlich mehr Leistung will, muss sich für den 495 PS starken F-Type V8 für 99.900 Euro entscheiden oder auf die 550 PS starke RS-Version warten. Die Reise zur Präsentation des neuen Jaguar F-Type wurde teilweise vom Hersteller unterstützt.