Fahrradtrends 2016:Dieses E-Bike ist so teuer wie ein Auto

Ursprünglich für das Militär entwickelt, können jetzt auch normale Radfahrer das Trefecta kaufen. Wenn nur der astronomische Preis nicht wäre. Die Fahrradtrends der Saison.

Von Felix Reek, Thomas Harloff und Benjamin Köbler-Linsner

E-Bike mit der Power eines Motorrads: Trefecta

1 / 13
(Foto: Trefecta)

Auf einem Pressebild sieht es natürlich cooler aus, in Lederjacke und ohne Helm durch einen Tunnel zu rasen, als genau das mit Schutzkleidung zu tun. Doch die hat der Fahrer des Trefecta bitter nötig. Denn das E-Bike erreicht bis zu 45 km/h. Um damit zu fahren, benötigt man mindestens einen Moped-Führerschein. Auf Wunsch lässt sich die Geschwindigkeits-Einschränkung aufheben. Die Offroad-Variante des Fahrrades beschleunigt auf 70 km/h, die elektrische Unterstützung reicht für maximal 120 Kilometer. Ursprünglich wurde das Trefecta für das Militär entwickelt. Das erklärt das martialische Design. Es trägt bis zu 140 Kilogramm - das Gewicht eines Soldaten mit Ausrüstung. Alle bisherigen Exemplare hat das niederländische Unternehmen jedoch an normale Radfahrer verkauft. In Handarbeit fertigte Trefecta bisher vier Versionen des Fahrrads, das sich an die Wünsche der Kunden anpassen lässt. Per App kann das E-Bike geortet und seine Federung eingestellt werden. Größtes Manko ist allerdings der Preis. Das Trefecta kostet so viel wie ein Auto. 22 500 Euro berechnet das Unternehmen mindestens, durch diverse Extras steigt der Preis schnell an. Dass die Niederländer damit kein Massenpublikum erreichen, ist auch ihnen klar. Sie arbeiten bereits an einem neuen Fahrrad, das wesentlich günstiger sein soll.

Priority Bicycles Beach Cruiser

2 / 13
(Foto: Priority Bicycles)

Rost ist der Alptraum für jeden, der sein Fahrrad tagtäglich und bei jedem Wetter nutzt und es auch noch auf der Straße abstellen muss. Dem Beach Cruiser von Priority Bicycles soll das vollkommen egal sein. Ursprünglich konzipiert für den Strand, verspricht der Hersteller, dass das Fahrrad Sand, Wind, Salz und jeder anderen Art von Witterung standhält. Der Beach Cruiser, der rund 400 Euro kosten soll, rostet einfach nicht. Dass es dafür einen Markt gibt, zeigt die Kickstarter-Kampagne, die Dave Weiner, der CEO des Unternehmens, startete. Innerhalb von drei Stunden waren die vorgegebenen 30 000 US-Dollar erreicht. Für Weiner ist es mittlerweile das dritte Projekt. Er verließ vor zwei Jahren seinen Job als Chef einer Software-Firma um Fahrräder zu bauen. Die erste Kickstarter-Kampagne sammelte eine halbe Million US-Dollar ein und verkaufte 10 000 seiner Bikes.

Elektronisch schalten

3 / 13
(Foto: pd-f.de)

Schalten per Knopfdruck macht präzise und damit sowohl schnellere als auch komfortablere Gangwechsel möglich. Ganz neu ist die elektronische Schaltung für das Fahrrad zwar nicht mehr, aber die Sram eTap bringt zur Saison 2016 eine wesentliche Neuerung: Sie arbeitet nicht nur elektronisch, sondern auch kabellos. Über eine Funkverbindung wird der Schaltbefehl vom Lenker an das Schaltwerk und den Umwerfer übertragen. Das spart Gewicht und soll die Wartung erleichtern. Ein mit 128 Bit verschlüsselter Funkstandard soll garantieren, dass der Schaltknopf ausschließlich die Gänge am eigenen Rennrad wechselt. Die Technik ist teuer: 2691 Euro kostet die Sram eTap - ohne Fahrrad, versteht sich.

Integration von Pedelec-Antrieben

4 / 13
(Foto: www.pd-f.de / winora)

In den Anfangsjahren des Pedelec wurden Motor und Akku einfach an ein Fahrrad montiert. Inzwischen verschmelzen immer mehr Hersteller Antrieb und Rahmen miteinander. Optisch wirken integrierte Systeme harmonischer und hochwertiger, in der Regel verbirgt sich die Batterie hinter einer abschließbaren Klappe. Wichtiger Service-Aspekt: Bei den gängigen Pedelecs kann der Akku zum Laden aus dem Rahmen entnommen werden. Die Modelle mit integriertem Antrieb zeigen, dass die Industrie das Elektrofahrrad inzwischen als eigene Fahrzeugklasse begreift.

Laufradstandard 27,5+

5 / 13
(Foto: www.pd-f.de / schwalbe)

In den vergangenen Jahren hat sich bei Mountainbikes ein wahres Durcheinander verschiedener Laufradgrößen entwickelt. Zum Urformat 26 Zoll gesellten sich 29 Zoll, kurz drauf lag der Trend bei 27,5 Zoll. Jetzt wird der Reifendurchmesser zwar nicht erneut größer, dafür wachsen die Pneus in die Breite: Das neue Format soll nicht nur eine bessere Laufruhe gewährleisten, sondern auch nicht so stark versetzen, wenn es auf Wurzeln oder Steine trifft. Dadurch rollt der Reifen leichter über Hindernisse. Durch sein großes Volumen kann der Reifen außerdem mit geringem Luftdruck gefahren werden. Die Folgen: erhöhte Traktion und eine wirkungsvollere Dämpfung.

E-Mountainbikes

6 / 13
(Foto: Focus)

Motorisierte Mountainbikes stehen 2016 hoch im Kurs. Kaum ein Hersteller verzichtet in dieser Saison auf ein E-Mountainbike in seinem Portfolio. Hinsichtlich der Ausstattung stehen diese Räder ihren nicht motorisierten Verwandten in nichts nach: Die Ausstattungslisten umfassen alle gängigen Reifengrößen, hydraulisch verstellbare Sattelstützen und andere technische Besonderheiten. Das E-Mountainbike zeigt auch, dass sich das Image des Elektrofahrrads wandelt: Es ist längst nicht mehr nur etwas für Senioren, sondern entwickelt sich zum Lifestyle-Produkt. Immer öfter steht der Spaß an der Geschwindigkeit im Vordergrund.

Retro-Fahrräder: Brave Classics Torino

7 / 13
(Foto: Project Sports GmbH)

Der Retrolook gerät eigentlich nie aus der Mode. Doch kaum eine Marke dreht die Zeit so weit zurück wie Brave Classics. Die Ratinger setzen auf besonders klassische Formen, bei manchem Modell dienen Fahrräder aus den Dreißigerjahren als Vorbilder. Vor allem über die Farbe kann man seinem Brave-Classic-Rad eine persönliche Note geben. Neben zurückhaltenden Tönen wie Beige, Taubengrau oder oder einem gesetzten Blau kann das Zweirad ebenso knalliges Grün, Rot oder Pink tragen. Auch die Ausstattung lässt sich individuell zusammenstellen. Die Preise starten bei 699 Euro.

Cyclocrosser

8 / 13
(Foto: www.pd-f.de / Mathias Kutt)

Außerdem geht es 2016 ums Mixen: Klassische Radkonzepte werden zu einer neuen Fahrradgattung kombiniert. Eine solche Mixtur ist der Cyclocrosser, ein bei Querfeldeinfahrern schon beliebtes Rad. Die jagen ihr Zweirad in Wettkämpfen über Hindernisse wie Sandgruben oder Treppen. Besonders angesagt ist der Sport bei schlechtem Wetter - je widriger die Bedingungen, desto mehr Spaß haben die Athleten. Bisher wurden die Cyclocrosser zu Wettkampfzwecken eingesetzt. Jetzt entdecken Rennrad-, Touren- und Mountainbikefahrer diese Radgattung. Der Rahmen stammt von einem Rennrad, die Stollenbereifung von einem Crossbike. Verzögert wird wahlweise mit Felgen- oder Scheibenbremsen.

Kompakte E-Bikes - Blue Label Pony

9 / 13
(Foto: www.pd-f.de / r-m)

Die bislang angebotenen E-Bikes sind vor allem schwer und klobig, weshalb stilbewusste Großstädter lieber zu anderen Rädern greifen. Dank zwei kompakter Modelle könnte sich das ändern. Das Blue Label Pony setzt auf 20-Zoll-Räder, viel Komfort durch Ballonreifen und Federgabel vorne sowie vielfältige Verstellmöglichkeiten bei Sattel und Vorbau, damit Fahrer unterschiedlichster Körpergrößen bequem sitzen. Der Bosch-Elektromotor unterstützt den Fahrer im Geschwindigkeitsbereich von 25 bis 45 km/h. Die Preise für das 21 Kilogramm schwere Pony starten bei 2999 Euro.

Kompakte E-Bikes - Flyer Flogo

10 / 13
(Foto: www.pd-f.de / biketec)

Ein ähnliches Konzept wie das Blue Label Pony verfolgt das ebenfalls 2999 Euro teure Flyer Flogo. Auch hier sind die Räder lediglich 20 Zoll groß, was vor allem der Handlichkeit nützen soll. Viel leichter als konventionelle E-Bikes ist das 22 Kilogramm schwere Flogo allerdings nicht. Der 250-Watt-Mittelmotor stammt von Panasonic und unterstützt den Fahrer bis zu einem Tempo von 25 km/h. Die drei Modellvarianten heißen 3.01, 3.01 R und 7.60 SE und unterscheiden sich in ihren Bremsen und Gangschaltungen.

Urban Bike - Canyon Commuter

11 / 13
(Foto: Canyon)

Wer Fahrradfahren vor allem als Statement versteht, wird sich für ein möglichst auffälliges Exemplar entscheiden. Eines der ungewöhnlichsten ist das Canyon Commuter: puristisch im Erscheinungsbild, mit eigenwillig geformtem Lenker als Hingucker. Aus technischer Sicht interessant sind die integrierte Beleuchtung und die optionale Nabenschaltung mit Riemenantrieb. Wer will, ergänzt einen Gepäckträger und macht das Canyon Commuter damit alltagstauglicher - aber auch gewöhnlicher. Kostenpunkt: mindestens 1699 Euro.

Helix

12 / 13
(Foto: Hersteller)

Neue Klappräder tauchen pünktlich zum Frühling alle Jahre wieder unter den Fahrradtrends auf. Doch im Vergleich zu normalen Rädern ist ihr Fahrkomfort beschränkt. Hier setzt das Helix an. Es besitzt 24-Zoll-Reifen, lässt sich aber auf die Größe eines Standard-Klapprades zusammenfalten und ist mit knapp unter zehn Kilogramm erstaunlich leicht.

Helix

13 / 13
(Foto: Hersteller)

Auch zusammengeklappt lässt es sich noch rollen - etwa über den Bahnsteig zur U-Bahn. Das simple Konzept fand schnell Befürworter. Etwa 110 000 Euro peilte das kanadische Start-up bei Kickstarter an, im Oktober endete die Kampagne mit mehr als zwei Millionen Euro. Mehr sammelte bisher kein Fahrradprojekt bei der Crowdfunding-Plattform ein. Die ersten Helix sollen für etwa 1400 Euro ausgeliefert werden.

© SZ.de/reek/harl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: