Elektromobilität:Stromer im Dienst

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Um den Absatz von Elektroautos in Deutschland anzukurbeln, wollen Politiker batteriebetriebene Dienstwagen steuerlich fördern. Die dafür geeigneten Fahrzeuge gibt es aber noch gar nicht.

Thomas Fromm

Das Ziel ist ambitioniert und dennoch bescheiden: Eine Million Elektroautos will die Bundesregierung bis zum Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen bringen. Eine Million Autos immerhin, die wegen ihrer teuren Batterien auf Jahre hin noch einige Tausend Euro mehr kosten werden als vergleichbare Benziner.

87 Prozent aller Firmenwagen sind von Audi, BMW, Mercedes oder Volkswagen: Hier stehen die Fahrzeuge von Bundesministern während der Kabinettssitzung vor dem Kanzleramt in Berlin. Diskutiert wird jetzt, ob E-Autos als Dienstfahrzeuge gefördert werden sollen. (Foto: dapd)

Andererseits: Eine Million, das wäre auch 2020 nur ein Bruchteil aller Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Die Frage dürfte in den nächsten Jahren also nicht nur lauten, wie E-Autos billiger an den Käufer zu bringen sind. Sondern auch, ob der Staat Milliardensummen in die Hand nehmen soll, um die Einführung der Stromer zu subventionieren.

Verkehrs- und Umweltpolitiker von Union und FDP wollen nun elektrische Dienstautos steuerlich besser stellen, um den Absatz in den kommenden Jahren anzukurbeln. Bislang ist es eine einfache Rechnung: Wer seinen Dienstwagen auch privat nutzt - und dies tun viele - muss diese Nutzung als geldwerten Vorteil versteuern. Die Finanzämter setzen dafür monatlich ein Prozent des Brutto-Listenpreises an. Die Logik dahinter: Auf diese Weise werden alle Autos und alle Fahrer gleich behandelt.

Da aber die Elektro-Autos auf absehbare Zeit weitaus teurer sind als Wagen mit Benzinmotor, werden sie insgesamt auch höher besteuert. Genau dies aber wollen die Kritiker nun verhindern, um den Käufern und Nutzern die neue Technologie schmackhaft zu machen.

"Wer ein E-Auto als Dienstwagen privat nutzt, soll nicht mehr Steuern zahlen müssen als der Fahrer eines Autos mit konventionellem Antrieb", forderte etwa der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Dirk Fischer, jetzt in der Rheinischen Post. Finanzexperten dagegen warnen vor den teuren Steuergeschenken.

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Tatsächlich würde es einige Zeit dauern, bis deutsche Autohersteller wirklich von einer solchen Regelung profitieren würden. Zwar sind sie es, die einer Studie der Personalmanagement-Beratung Hewitt zufolge den Dienstwagen-Markt in Deutschland de facto ausmachen: 87 Prozent aller Firmenwagen hierzulande sind entweder von Audi, BMW, Mercedes oder Volkswagen.

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Es muss nicht immer nur Audi, BMW oder Mercedes sein: Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee bekam Vorschläge von Designstudenten präsentiert.

Der meistgefahrene Dienstwagen in Deutschland ist der Audi A4, gefolgt vom VW Passat und dem 3er BMW. Bis hier allerdings flächendeckend Elektroautos in großer Serie am Start sind, dürften noch einige Jahre vergehen: VW etwa will erst im Jahre 2013 das Elektroauto-Zeitalter einläuten; BMW will sein elektrisches Stadtauto "Megacity Vehicle" ebenfalls erst in drei Jahren einführen. Bis dahin dürften Elektroautos anderer Bauer erhältlich sein - die aber wiederum wohl keine Kandidaten für den Dienstwagen-Markt sind.

Das Thema ist heftig umstritten: Der Kauf von E-Mobilen wird in Deutschland nicht gefördert. Anders als etwa in Frankreich, wo Autokäufer eine Prämie von 5000 Euro bei der Anschaffung eines stromgetriebenen Fahrzeugs erhalten.

Bislang fördert die Bundesregierung die Elektromobilität mit 500 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Ob darüber hinaus noch weitere Forschungssubventionen an die Automobilindustrie gehen sollen, ist unklar.

Auch beim VDA wird das Thema diskutiert. "Die Frage der Besteuerung von Elektroautos, die als Firmenwagen genutzt werden, wird in einer der Arbeitsgruppen der Nationalen Plattform Elektromobilität behandelt. Ergebnisse dazu liegen noch nicht vor", heißt es.

© SZ vom 08.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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