Als die Volkswagen-Tochter Audi im Frühjahr 2012 nach den schnellen Roten griff, fragten viele: Warum zum Teufel kaufen die jetzt auch noch Ducati, die noble Motorradmarke? In Ingolstadt wusste man natürlich, dass solche Nachfragen kommen würden, also hatte man die Antwort schon parat: Man passe eben "hervorragend zusammen". Beide sportlich, beide Premium. Ducati, das waren auch potente Motoren, Expertise im Leichtbau, Italo-Design. Man könnte sagen: Das allein sind schon ganz gute Gründe.
Andererseits: Es gibt immer noch viele in der Branche, die sagen, dass die Ducati-Nummer von damals vor allem eines gewesen sei: das Capriccio eines alten Mannes. VW-Patriarch Ferdinand Piëch habe sich einfach einen alten Traum erfüllt und mal eben für eine Hand voll Euro Ducati ins Wolfsburger Reich geholt.
In Stuttgart hat man sich das damals wohl genau angeschaut. Offenbar fand man den Zug der Konkurrenz ganz schick, denn vor einiger Zeit ging es dann los: Daimler begann, mit dem Ducati-Rivalen MV Agusta aus dem norditalienischen Varese über eine Millionen-Beteiligung zu verhandeln. Kann ja vielleicht doch nicht schaden, so eine edle Motorrad-Tochter in Italien zu haben. Technologisch ist es interessant. Und gut für's Image sowieso.
Nur wenige ungeklärte Fragen
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung stehen die Verhandlungen nun kurz vor dem Abschluss - und Daimler vor dem Einstieg bei MV Agusta. "Die Verhandlungspartner sind sich in den meisten Punkten einig, wir rechnen damit, dass der Deal in Kürze unter Dach und Fach ist", heißt es aus Mailänder Finanzkreisen. Die Chancen stünden derzeit "bei 90 Prozent, dass es klappt". Man rechne damit, dass der Deal schon Ende nächster Woche unterzeichnet werden könnte. Zu den bislang ungeklärten Fragen gehöre, ob man seine Pressekonferenz dann in Italien oder Deutschland abhalten werde.
Das allein zeigt wohl: Es scheint sonst keine großen Probleme mehr zu geben. Bei Daimler wollte man sich auf Anfrage nicht äußern.
Die Details sehen so aus: Die Stuttgarter wollen über ihre Sportwagen-Tochter AMG zunächst einen Anteil von rund 25 Prozent an der Motorradschmiede erwerben, die Rede ist von einer Investition in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Offenbar soll aber nur ein Teil davon als Cash der Agusta-Eigentümerfamilie Castiglioni zufließen. Der Rest der Millionenüberweisung aus Stuttgart soll direkt für Investitionen - zum Beispiel ins Marketing - geleitet werden.