Nach einer langen Zeit der Unsicherheit und der Verunsicherung bei vielen Kundinnen und Kunden hat der Lastenfahrradhersteller Babboe damit begonnen, nun auch erste Bikes in Deutschland zurückzurufen. Am Mittwoch veröffentlichte das niederländische Unternehmen auf seiner deutschsprachigen Internetseite einen Aufruf, wonach Kundinnen und Kunden einzelne Modelle zunächst bei dem Cargobike-Anbieter registrieren und ihre Kontaktdaten hinterlassen können. Weitere Details zu einem möglichen Rückruf und einer eventuellen Erstattungsaktion werde man ausarbeiten. Weiter hieß es, mit entsprechenden Informationen werde man, sobald diese vorlägen, wieder auf die Kundschaft zukommen.
Hintergrund des Ganzen ist eine Anordnung der niederländischen Aufsicht. Mitte Februar hatte die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) den Verkauf zahlreicher Babboe-Modelle wegen Sicherheitsmängeln gestoppt. Demnach waren in den vergangenen Jahren Hinweise auf Rahmenbrüche eingegangen. Die Behörde hatte daraufhin Ende 2023 eine Untersuchung gestartet. Die Recherchen hätten gezeigt, dass Babboe in den vergangenen Jahren "zahlreiche Berichte über kaputte Rahmen" erhalten habe und diesen Berichten nicht wie gesetzlich vorgeschrieben nachgegangen sei. Die Behörde hatte daraufhin dem Unternehmen auferlegt, insgesamt acht Modelle zurückzurufen, sowie den Verbraucherinnen und Verbrauchern geraten, die Lastenräder nicht mehr zu benutzen. Babboe selbst hatte sich dem Ratschlag später angeschlossen.
Cargobikes:Was Babboe-Fahrer jetzt wissen müssen
Bei Lastenrädern der niederländischen Marke sollen Rahmen gebrochen sein. Die Modelle dürfen nicht mehr verkauft werden und sollen zurückgerufen werden. Doch die Kunden fühlen sich alleingelassen.
Mit Informationen, wie es danach nun weitergeht, hielt sich das Unternehmen lange Zeit zurück - was insbesondere bei Kundinnen und Kunden, aber auch bei vielen Händlern, die Babboe-Räder vertreiben, zu einer großen Unruhe und zu massiver Verärgerung geführt hatte. Viele fühlten sich von dem Unternehmen alleingelassen und wissen mitunter bis heute nicht, wie sie ihre täglichen Besorgungsfahrten erledigen sollen.
Ende Februar hatte Babboe dann zunächst in seinem Heimatmarkt Niederlande eine erste Rückrufaktion gestartet - allerdings nur für einen Teil der von der NVWA-Aktion betroffenen Cargobikes. Auf einer Internetseite konnten Babboe-Kunden die Rahmennummern eintragen und überprüfen lassen. Ähnlich soll es jetzt auch für die Babboe-Kundschaft in Deutschland laufen: Nach Unternehmensangaben können Besitzerinnen und Besitzer der Modelle City, City-E, Mini und Mini-E die Rahmennummer auf der Internetseite www.kontrollieredeinenrahmen.de eingeben, um zu sehen, ob ihr Lastenfahrrad von der Rückrufaktion betroffen ist. Dort kann man laut Babboe auch seine Kontaktdaten hinterlassen. Man werde die Kundschaft anschließend "so schnell wie möglich über die nächsten Schritte informieren", heißt es weiter.
Allerdings dürfte auch diese erste Maßnahme aus Sicht vieler Babboe-Nutzerinnen und -Nutzer zunächst unbefriedigend sein - zumal das Angebot nur für einen Teil der acht beanstandeten Modelle gilt und selbst für diese Bikes viele Fragen nach wie vor ungeklärt sind. So versprach Babboe-Chef Gerard Feenema zwar zuletzt, man werde im Rahmen des Rückrufs den Betroffenen "ein Ersatzlastenrad oder eine andere geeignete Alternative sowie eine Entschädigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten" zukommen lassen. Auf Nachfrage erklärte eine Babboe-Sprecherin der Firmenzentrale in den Niederlanden aber, man werde den Kundinnen und Kunden dort einen Wertgutschein für ein neues Rad im Tausch gegen ihr altes Rad geben, berichtete das Manager Magazin . Und die versprochene Entschädigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten werde man ebenfalls in Form eines Gutscheins erstatten - in welcher Höhe dieser allerdings ausfallen dürfte und ob er auch bei anderen Marken oder Herstellern eingelöst werden kann, all das blieb zunächst unklar. Babboe-Chef Feenema versicherte lediglich, man werde sicherstellen, "dass die Rückrufaktion so reibungslos wie möglich abläuft".
Branchenbeobachter und Verbraucherschützerinnen verweisen unterdessen darauf, dass die Probleme bei Babboe damit nicht auf die vier nun zurückgerufenen Modelle eingegrenzt werden könnten. Bis auf Weiteres gelte die Empfehlung, auch die anderen Modelle vorläufig nicht zu benutzen - konkret sind das nach Angaben des Unternehmens die Modelle Curve/Curve-E/Curve Mountain, Babboe Big/Big-E, Dog/Dog-E, Max-E, Pro Trike/Trike-E/Trike XL, Carve-E/Carve Mountain, Slim Mountain, Go-E, Go Mountain, Flow-E, Flow Mountain sowie Babboe City Mountain. Babboe ist nach eigenen Angaben Marktführer für Lastenfahrräder in Europa.