Abwrackprämie:Hilfe für Händler, nicht für Hersteller

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Autohändler profitierten von der staatlichen Förderung weit mehr als die Hersteller. Außerdem ist der Fördertopf fast leer: Reicht das Geld nur noch für zwei Wochen?

Die Abwrackprämie für Altautos läuft bald aus. Wer noch profitieren will, muss sich sputen: Der Fördertopf ist fast leer. Der ADAC rät Autofahrern deswegen, sich die Prämie in den kommenden zwei Wochen zu reservieren. "Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die 2500 Euro spätestens bis Ende August reservieren", sagte ADAC-Sprecher Jürgen Grieving der Bild-Zeitung. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) habe sich offiziell bislang immer noch nicht dazu geäußert, bis wann die Prämie reserviert werden könne.

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Nach Berechnungen des Bafa (Stand vergangener Donnerstag) könnten noch 210.615 Anträge auf Gewährung der Umweltprämie gestellt werden. Experten rechnen allerdings damit, dass die Prämie nur noch bis Mitte September reicht. Der ADAC hingegen rechnet zum Ende hin mit einem deutlichen Anstieg der täglichen Reservierungen, die derzeit zwischen 7000 und 8000 liegen. Demzufolge könnten die Fördermittel der Regierung weit früher als Mitte September komplett vergeben sein.

Inzwischen liegen auch die ersten Zahlen des Statistischen Bundesamts vor - und damit steht fest: Die staatliche Abwrackprämie hat Autohäusern und Pkw-Importeuren mitten in der Wirtschaftskrise einen veritablen Boom beschert. Deutsche Autohersteller und Werkstätten erlitten dagegen trotz der milliardenschweren Subvention heftige Einbußen, wie eine aktuell veröffentlichte Bilanz des Statistischen Bundesamtes zeigt. Danach stieg der Umsatz im Pkw-Handel von Januar bis Mai um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Neuzulassungen stieg sogar um 22,8 Prozent - angekurbelt von der Abwrackprämie von 2500 Euro für die Verschrottung von Altautos.

Die enorme Differenz zwischen Umsatz- und Zulassungsplus erklärten die Statistiker mit dem Trend zu billigeren Autos. "Kleinere, kostengünstigere Pkw bis zur Kompaktklasse wurden häufiger verkauft", hieß es. "Bei größeren Personenkraftwagen - außer bei Geländewagen und Vans - ging die Zahl dagegen zurück."

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Die deutsche Autoindustrie mit ihren zahlreichen Zulieferern erlitt trotz des Abwrackbooms heftige Einbußen. Ihre Umsätze fielen von Januar bis Mai um fast ein Drittel auf knapp 100 Milliarden Euro. Der Auslandsumsatz brach dabei mit 39,8 Prozent fast doppelt so stark ein wie das Inlandsgeschäft mit 20,9 Prozent. Gleichzeitig wurden deutlich mehr Fahrzeuge nach Deutschland eingeführt. Die Zahl der Importe stieg um 11,5 Prozent. Die deutschen Hersteller exportierten dagegen rund 38 Prozent weniger Fahrzeuge ins Ausland.

Die Werkstätten nahmen ebenfalls weniger ein. Die auf Instandhaltung und Reparatur spezialisierten Betriebe hatten 150 Millionen Euro weniger in den Kassen, während der Handel fast 2,5 Milliarden Euro mehr einnahm.

Die Abwrackprämie wurde im Januar von der Bundesregierung beschlossen. Dafür stehen insgesamt fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Der Zuschuss von 2500 Euro wird gewährt, wenn ein Halter seinen alten Pkw verschrottet und einen Neu- oder Jahreswagen zulässt. Das Altfahrzeug muss vor mindestens neun Jahren erstmals zugelassen worden sein.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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