Verhaltensbiologie:Hab dich!

Ein internationales Forscherteam hat beobachtet, dass Gorillas Fangen spielen - genau wie kleine Kinder. Die Wissenschaftler haben auch einen Verdacht, wozu das das Spiel dient.

Sebastian Herrmann

Der Affe blickt scheinbar desinteressiert in die andere Richtung, während er an seinem Artgenossen vorbei geht. Dann dreht er sich blitzartig um, gibt dem anderen Affen einen Klaps mit der flachen Hand und flitzt davon.

Der andere Gorilla verfolgt ihn sofort, bis er ihm seinerseits einen Klaps verpasst. Offenbar spielen Gorillas untereinander Fangen, ganz so wie es junge Menschen untereinander machen.

Das schließen Wissenschaftler um Edwin van Leeuwen von der Freien Universität Amsterdam aus Beobachtungen von Affen in mehreren europäischen Zoos ( Biology Letters, online). Insgesamt zeigten Affen dabei in 86 Filmen ein ähnliches Verhalten.

Die Tiere testeten mit diesem Verhalten soziale Grenzen aus, berichtet die an der Studie beteiligte Psychologin Marina Davila Ross von der britischen Universität Portsmouth.

Ein Gorilla, der einem anderen gerade einen Klaps verpasst hatte, rannte stets sofort davon. Lediglich drei Mal wurde beobachtet, dass ein Affe nicht die Flucht ergriff, wenn er einen anderen mit der Hand berührt hatte.

In diesen drei Fällen handelte es sich aber auch nicht um einen ordentlichen Klaps, sondern um Berührungen, die nahezu zärtlich waren.

Dies lege nahe, so die Forscher, dass die Tiere sehr gut wissen, wann sie eine Grenze überschritten und eine Regel verletzt haben - und deshalb auch schleunigst die Flucht ergreifen, wenn sie diese Konventionen verletzt haben.

Fangen zu spielen, helfe den Tieren, den Gruppen-Knigge zu lernen, so die Wissenschaftler.

© SZ vom 15.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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