Umweltverschmutzung:Chinesen atmen Bergluft aus Ballons

Lesezeit: 1 min

In Zhengzhou konnten Bewohner saubere Bergluft aus Plastiksäcken atmen (Foto: REUTERS)

Säckeweise Frischluft karrt ein Reisebüro in das stark verschmutzte chinesische Zhengzhou. Die Bewohner stehen Schlange für ein paar gesunde Atemzüge.

Im chinesischen Zhengzhou ist saubere Luft rar. Der "Air Quality Index" der Stadt in der Provinz Henan erreicht Werte von über 200. Nach den Maßstäben des chinesischen Umweltministeriums gilt das als gesundheitsgefährdend, ältere Personen oder Menschen mit Herzproblemen sollten bei diesen Smogwerten nicht mehr ins Freie. Zum Vergleich: In Bakersfield, einer der am stärksten verschmutzten US-Städte, pendelt der Wert bei 50.

Eine Reiseagentur hat die Bewohner Zhengzhous jetzt mit Bergluft in Säcken beliefert. Damit sollen die unter der Verschmutzung leidenden Bürger für einen Ausflug in die Berge begeistert werden.

Anstehen, um zu Atmen: Szene der Marketingaktion (Foto: REUTERS)

Die Menschen hätten für die kostenlose Frischluft Schlange gestanden, berichtete die staatliche Agentur China News Service. Einige Minuten lang durfte sich jeder mit einer Atemmaske an die Bergluft anstöpseln. Einige hätten versucht, die Säcke auszuwringen, um die letzte Luft herauszuquetschen. Mit der Aktion bewarb die Reiseagentur ein 200 Kilometer entferntes Erholungsgebiet.

Bereits 2012 hatte der chinesische Multimillionär Chen Guangbiao Frischluft in Dosen abgefüllt und im stark verschmutzten Peking für weniger als einen Dollar pro Stück verkauft. Die Luft trug Namen wie "unberührtes Tibet" oder "postindustrielles Taiwan".

Alarmstufe Orange wegen Smog in China
:Gefährlicher Dunst

Je dichter der Smog, umso leuchtender die Warnfarbe: Die Behörden haben für etwa 400 Millionen Chinesen die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Die Menschen fürchten um ihre Gesundheit - und Kritik an Profitgier wird laut.

Luftverschmutzung im Freien und in Häusern sei mittlerweile "die größte umweltbedingte Gesundheitsgefahr", warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Schmutzige Luft kann nach WHO-Angaben Lungenkrankheiten und Krebs, aber auch Herzerkrankungen und Schlaganfälle auslösen. Insgesamt sei 2012 weltweit jeder achte Todesfall auf verschmutzte Luft zurückzuführen. Die meisten der Todesfälle gab es demnach in Asien. In Ländern wie China, Japan, Südkorea, Indien, Indonesien und den Philippinen wurden 2012 insgesamt 5,1 Millionen Todesfälle gezählt.

Chinas Umwelt leidet unter dem rasanten Wachstum des Landes. Die Ausmaße der Verschmutzung zeigen sich etwa alljährlich im Winter, wenn Peking und andere Städte im Norden über Wochen mit dichtem Smog zu kämpfen haben.

© Süddeutsche.de/Mit Material von AFP/chrb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: