Trennung von der Postbank:Harte Schrumpfkur für die Deutsche Bank

Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt

Die Deutsche Bank trennt sich von ihrer Tochter Postbank.

(Foto: dpa)
  • Eine Kehrtwende nach sieben Jahren: Die Deutsche Bank trennt sich von der Postbank. Das soll helfen, strengere Kapitalvorgaben zu erfüllen und den Konzern profitabler zu machen.
  • Möglich ist nach Angaben eines Bank-Sprechers ein Komplettverkauf oder die Platzierung von Postbank-Aktien an der Börse. Weitere Details will das Geldhaus am Montag bekannt geben.
  • Auch im Investmentbanking und dem Auslandsgeschäft sind Einschnitte geplant.

Deutsche Bank gibt Postbank-Mehrheit ab

Nach monatelangem Ringen über den Kurs hat sich die Deutsche Bank eine harte Schrumpfkur verordnet: Sie will sich von ihrer Mehrheit an der Postbank trennen. Das teilte der Dax-Konzern in der Nacht zum Samstag nach einer siebenstündigen Sondersitzung des Aufsichtsrats mit.

Möglich ist nach Angaben eines Bank-Sprechers ein Komplettverkauf oder die Platzierung von Postbank-Aktien an der Börse. Seinen Anteil an der Postbank von zuletzt 94,1 Prozent will Deutschlands größtes Geldhaus mindestens unter 50 Prozent senken.

Einschnitte soll es auch im Investmentbanking geben. Der Konzern kündigte zudem an, seine Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Details sollen allerdings erst am Montag bekannt gegeben werden.

Verdi sieht "positive Perspektiven"

Die Postbank könne "als kundenorientierte Bank an die guten Entwicklungen der letzten Jahre anknüpfen, ohne künftig den Restriktionen einer besonders regulierten global agierenden Bank zu unterliegen", heißt es in der Erklärung der Gewerkschaft Verdi. Die Entscheidung bringe "positive Perspektiven" für die Beschäftigten im Konzern (hier die Erklärung im Wortlaut). "Der nächste anstehende Schritt für Verdi ist jetzt, Beschäftigungssicherheit für die Arbeitnehmer im Konzern zu schaffen und den Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen durchzusetzen", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske.

Was außerdem geplant ist

Wie die Deutsche Bank am Abend erklärte, soll zudem die Umgestaltung der Betriebsmodelle sowie Führungs- und Aufsichtsstrukturen fortgesetzt werden. Damit solle die Effienz gesteigert werden. Ferner will die Bank mehr in die Digitalisierung investieren. Im Zentrum der Strategieberatungen der Deutschen Bank hatte die Frage gestanden, ob das Kreditinstitut auch künftig eine Universalbank bleibt oder ob es sein Privatkundengeschäft abspaltet.

Deutsche Bank schwächelt seit Jahren

Die Änderung der Strategie wurde nötig, weil die Deutsche Bank seit Jahren schwächelt. Hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten belasten die Gewinne. Erst am Donnerstag kam heraus, dass die Bank eine Strafe von 2,3 Milliarden Euro wegen der Manipulation des Zinssatzes Libor zahlen muss. Hinzu kommen die niedrigen Zinsen und immer höhere Anforderungen der Regulierung. Das Finanzinstitut hat nur ein dünnes Polster.

Der Verkauf der Postbank, die erst im Jahr 2010 übernommen wurde, galt als wahrscheinlich. Dadurch wird das Verhältnis zwischen Risiko und Kapital stark entlastet, da die Postbank viele Baukredite vergeben hat, die mit hohem Eigenkapital unterlegt werden müssen.

Mitarbeiter demonstrieren

Vor der Sitzung des Aufsichtsrats hatten Hunderte Postbank-Mitarbeiter vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt demonstriert. Zu Protesten kam es auch vor der Postbank-Zentrale in Bonn. Gerüchte über einen möglichen Verkauf waren mit ein Grund für den Arbeitskampf bei der Postbank, der dort seit Monaten schwelt. Aus Unsichterheit über ihre Zukunft legten die Angestellten bereits mehrfach die Arbeit nieder.

Ihre zentrale Forderung, die Kündigungsschutzregeln bis 2020 zu verlängern, lehnt die Postbank bisher ab. Vor wenigen Tagen entschieden sich die Mitarbeiter in einer Urabstimmung für unbefristete Streiks. Die von der Deutschen Bank 2008 gekaufte Bank erwies sich bislang als wenig rentabel für den Mutterkonzern.

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