Schuldenschnitt in Griechenland:Von Furcht keine Spur

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Die Deadline ist zwar erst am späten Donnerstagabend - doch die Börsianer rechnen schon fest damit, dass sich Griechenland mit seinen privaten Gläubigern auf einen "freiwilligen" Umtausch einigen kann. Die Kurse von Bankaktien steigen rasant.

Womöglich zeigen nun alle Warnungen und Drohungen Erfolg: Sah es vor Tagen noch so aus, als könnte der als "freiwillig" bezeichnete Schuldenverzicht privater Gläubiger doch noch platzen, macht sich nun Zuversicht breit: Offenbar finden sich genügend Kreditgeber, die bereit sind, sich an der Rettung Griechenlands zu beteiligen.

Das Tauschprogramm laufe gut und die Annahmequote sei "sehr hoch", sagte ein Regierungsmitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, der namentlich nicht genannt werden wollte und auch keine genauen Zahlen nannte.

An der Börse wird ein positives Ergebnis bereits angenommen: Der Dax steigt, vor allem die Titel von Deutscher Bank und Commerzbank legen kräftig zu. Zuletzt hatte vor allem der Internationale Bankenverband (IIF), der stellvertretend für die Kreditwirtschaft die Verhandlungen mit Griechenland führt, gewarnt, dass bei einem Scheitern der Vereinbarung Chaos in der Eurozone drohe.

Entlastung von mehr als 100 Milliarden Euro

Die Privatgläubiger Griechenlands müssen sich bis zum Abend entscheiden, ob sie an dem Anleihetausch teilnehmen und damit auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten. Banken, Versicherungen und Hedgefonds haben bis 21 Uhr Zeit. Über den genauen Zeitpunkt herrschte zwischenzeitlich Unklarheit, weil die Bundesregierung noch am Mittwoch als Fristende Mitternacht genannt hatte. Die griechische Regierung wird die genaue Annahmequote voraussichtlich am Freitagmorgen um 07 Uhr bekanntgeben.

Bislang hat etwa die Hälfte der Banken, Versicherungen und Hedgefonds ihre Bereitschaft zu dem Anleihe-Tausch signalisiert, nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg sind es sogar schon 60 Prozent.

Eine Zweidrittel-Mehrheit der Investoren wäre nötig, um die Umschuldung notfalls zu erzwingen. Bei einer sehr hohen Zustimmung könnte die Umschuldung ohne die Aktivierung von umstrittenen Zwangsklauseln stattfinden. Vor allem die Rolle einiger Hedgefonds, die Hellas-Bonds halten, ist unklar.

Sie könnten von einer ungeordneten Pleite Griechenlands profitieren, bei der manche Finanzprofis Turbulenzen an den Aktienmärkten befürchten.

Die meisten deutschen Banken und Versicherer haben erklärt, bei dem Schuldenschnitt mitzumachen. Griechenland steht bei privaten Gläubigern - Banken, Versicherer und Fonds - mit insgesamt gut 200 Milliarden Euro in der Kreide.

Der angepeilte Verzicht auf mehr als 50 Prozent der Forderungen würde Griechenland um insgesamt 107 Milliarden Euro entlasten. Der Schuldenschnitt ist eine Voraussetzung dafür, dass das überschuldete Land mit einem neuen Hilfspaket seiner Euro-Partner im Volumen von 130 Milliarden Euro gerettet wird. Die Finanzminister der Eurozone wollen darüber am Freitag beraten.

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