Porsche: Hück greift Wulff an:"Unanständig und unverantwortlich"

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Der Feind kommt aus Niedersachsen: Porsche-Betriebsratschef Hück prangert das Verhalten von CDU-Mann Wulff an - und forciert eine Hetzkampagne.

Heftige Attacke aus Stuttgart: Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück geht auf Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff los und erhebt schwere Vorwürfe gegen den CDU-Mann. Wulff habe bei diversen deutschen Banken darauf gedrängt, keine Kredite an Porsche zu vergeben, und habe Porsche daraufhin in einem Telefonat deutlich gemacht, dass der Konzern kein Geld mehr bei Banken bekommen werde. "Dafür haben wir Beweise", sagte Hück.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück (links) plant, die Belegschaft gegen VW-Aufsichtsrat Christian Wulff aufzuhetzen. (Foto: Foto: dpa)

Das Motiv von Wulff, der auch im Aufsichtsrat von VW sitzt, sei klar: "Er will Porsche schaden, damit VW uns billig einkaufen kann. Er will uns finanziell in die Enge treiben und spielt dabei mit den Arbeitsplätzen der Porsche-Beschäftigten." Der Betriebsratschef nannte Wulffs Verhalten einem Focus Online-Bericht zufolge "unanständig, unverantwortlich und für einen Politiker völlig unglaubwürdig".

Die niedersächsische Staatskanzlei wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, Wulff habe sich Ende März dafür ausgesprochen, dass Porsche von VW einen Kredit über 700 Millionen Euro bekomme. "Außerdem hat sich der Ministerpräsident erfolgreich für weitere Kredite an Porsche eingesetzt." In das Verfahren um einen von der Staatsbank KfW letztlich abgelehnten Kredit habe sich Wulff nicht eingeschaltet.

Versammlungen mit Zündstoff-Garantie

Am Mittwoch hat Hück die Beschäftigten des Sportwagenkonzerns bei mehreren Betriebsversammlungen über den Stand der Gespräche mit VW und dem Emirat Katar informiert. Erwartet wurde auch, dass auch der Vorstand mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking auftritt.

Das Zusammentreffen birgt erheblichen Zündstoff. Denn auf den Versammlungen kommen auch die jüngsten Äußerungen von Wulff zur Sprache. Hück hat bereits im Vorfeld angekündigt, die Belegschaft gegen den CDU-Politiker regelrecht aufzuhetzen. "Ich werde die Kollegen fragen: Wollt ihr, dass Wulff uns kauft oder dass wir unsere Eigenständigkeit behalten? Ich bin mir sicher, dass keiner der Mitarbeiter einen Zerstörer wie Wulff bei Porsche haben möchte", sagte Hück zu Focus Online.

Nach der ersten Betriebsversammlung kündigte Hück an, in der Belegschaft Unterschriften gegen Wulff zu sammeln. Ziel sei es, diese Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vorzulegen, damit sie den niedersächsischen Ministerpräsidenten zurückpfeife. Die Staatskanzlei Niedersachsens konterte: "Alle Beschäftigten von Volkswagen und Porsche würden von einem integrierten Konzern profitieren. Uwe Hück allerdings würde seine Allmacht verlieren. Angesichts des Stils von Uwe Hück kann man dies auch im Interesse von Porsche nur begrüßen." Ein Sprecher sagte, Hück fürchte offenbar um Privilegien. "Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären."

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Auch gegen die Finanzmisere des Sportwagenherstellers hat Hück eine Lösung. Nach der ersten Versammlung sagte der Betriebsratschef, Porsche müsse von den Familiengesellschaftern und einem Investor entschuldet werden. "Die Familien haben im Aufsichtsrat versprochen, dass Porsche unabhängig bleibt", sagte Hück. "Die Familien können und müssen was machen." Die Eigentümer müssten Geld in die Hand nehmen und das Kapital erhöhen. Die Belegschaft werde zudem "für einen externen Investor kämpfen", der Porsche frische Mittel zuführen soll, sagte Hück.

Unterdessen zeichnet sich im Machtkampf um die Zukunft von Porsche möglicherweise eine Vorentscheidung für einen Einstieg des Emirats Katar ab. Der Porsche-Aufsichtsrat werde auf seiner außerordentlichen Sitzung am 23. Juli nach derzeitigem Stand lediglich über das Angebot des Wüstenstaats Katar abstimmen, berichtete die Bild-Zeitung in der Nacht auf Mittwoch auf ihrer Internetseite und berief sich dabei auf Konzernkreise.

Das Konzept von Volkswagen, sich an Porsche zu beteiligen, stehe vorläufig nicht mehr zur Entscheidung. Der Entwurf aus Wolfsburg wurde nur noch als "Informationspunkt" auf die Tagesordnung genommen, nicht mehr als "Entscheidungspunkt", hieß es.

Der Sportwagenhersteller lehnte am Mittwoch eine Stellungnahme ab. Zu der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzung werde sich das Unternehmen nicht äußern, sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de.

Die Wolfsburger wollten 49,9 Prozent der Porsche AG, in der das Autogeschäft gebündelt ist, kaufen. Porsche sollte anschließend als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden.

Ebenfalls am 23. Juli trifft sich auch der Aufsichtsrat von Volkswagen in Stuttgart zu einer außerordentlichen Sitzung. Ein Sprecher des Wolfsburger Konzerns machte jedoch keine Angaben zur Tagesordnung.

Die Last der Milliarden-Schulden

Der von den Familien Piëch und Porsche kontrollierte Sportwagenhersteller, der 51 Prozent an Volkswagen hält, hat sich mit der Übernahme des deutlich größeren VW-Konzerns verhoben und sucht nun nach Wegen, um die Schuldenlast zu drücken. Der Netto-Schuldenstand liege derzeit sogar deutlich höher als zehn Milliarden Euro, sagten Insider. Ende Januar hatte der Schuldenberg noch neun Milliarden Euro betragen.

Um die Verbindlichkeiten abzutragen, umwirbt Porsche unter Führung von Vorstandschef Wiedeking das Emirat Katar, um mit geringeren Verbindlichkeiten in Fusionsverhandlungen mit VW einzutreten. VW mit Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch an der Spitze will hingegen zuvor einen Teil des Porsche-Sportwagengeschäfts übernehmen.

In Porsche-Kreisen hieß es zuletzt, es sei auch vorstellbar, dass die Familien Porsche und Piëch eine Mischform beider Wege anstrebten, damit beide Kontrahenten das Gesicht wahren könnten.

Katar will Kreisen zufolge sieben Milliarden Euro investieren.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa/ihe/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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