Porsche: Betriebsrat Hück:"Wir lassen uns nicht erpressen"

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Porsche-Betriebsratschef Hück über den Zoff in Zuffenhausen, den "Revolverhelden" Wulff und das doppelte Spiel von VW-Aufsichtsratschef Piëch.

Klaus Ott

Der hoch verschuldete Sportwagen-Hersteller Porsche steht unter Druck. Porsche soll diese Woche eine Fusion mit VW akzeptieren, die faktisch einer Übernahme gleichkäme. Uwe Hück ist Gesamtbetriebsratschef und stellvertretender Aufsichtsratschef von Porsche.

Porsche-Betriebsratschef Hück: "Ein intelligenter Politiker sollte wenigstens mit der Belegschaft und der Gewerkschaft reden." (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Hück, ist Porsche als eigenständiges Unternehmen am Ende?

Uwe Hück: Da sind Machtspiele im Gange, die nicht in Ordnung sind. Hinter dem Ultimatum steckt offenbar auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff, der dem Aufsichtsrat von VW angehört. So verhält sich kein verantwortungsvoller Politiker. Wir kämpfen in Stuttgart für die Eigenständigkeit von Porsche und lassen uns nicht erpressen. Hier wird mit aller Gewalt versucht, Porsche kaputt zu machen. Das lassen wir nicht zu.

SZ: Wulff ist um Niedersachsen und Volkswagen besorgt, und er agiert ja nicht alleine.

Hück: Ich verstehe nicht, was Wulff, der Porsche-Aktionär und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und VW-Chef Martin Winterkorn eigentlich wollen. Warum soll Porsche jetzt unter Zeitdruck entscheiden, warum wird uns über´s Wochenende über die Medien ein Ultimatum gesetzt? Die Herren spielen mit unseren Arbeitsplätzen.

SZ: Porsche war noch nie so hoch verschuldet wie jetzt, weil Vorstandschef Wendelin Wiedeking unbedingt VW übernehmen wollte. Hat er sich verzockt?

Hück: Porsche hat zehn Milliarden Euro Schulden, denen 40 Milliarden Euro Vermögen gegenüber stehen.

SZ: Aber Porsche muss liquide bleiben und die Banken sind offenbar nicht dazu bereit, weitere Kredite zu gewähren.

Hück: Dann erwarte ich, dass wenigstens keine Störmanöver von VW kommen. Warum setzt Wulff ein Ultimatum, ohne ein einziges Mal mit uns im Porsche-Betriebsrat zu reden? Ein intelligenter Politiker sollte wenigstens mit der Belegschaft und der Gewerkschaft reden. Er hat auch nicht mit dem Vorstand und den Aktionären gesprochen.

SZ: Was ist daran auszusetzen, dass Wulff sich um VW sorgt und sagt, jetzt muss eine Entscheidung her?

Hück: Dass er sich um VW sorgt, ist ja in Ordnung. Es geht aber nicht, dass er wie ein Revolverheld aus der Hüfte schießt. Das wird bei den Vorzugsaktionären von Porsche eine Klagewelle auslösen, weil Wulff, Piëch und Winterkorn es in Kauf nehmen, Porsche schwer zu schaden. Was da geschieht, ist unter der Gürtellinie und hat mit den gesetzlich vorgeschriebenen Vorgehensweisen bei Aktiengesellschaften nichts zu tun.

SZ: Nach den Plänen aus Niedersachsen soll Winterkorn den gemeinsamen Konzern führen. Hat Wiedeking ausgespielt?

Hück: Das gehört in den Aufsichtsrat bei Porsche, und dort ist das noch niemals diskutiert worden. Wenn die drei Herren Wiedeking killen wollen, dann sollen sie das offen ankündigen. Was da läuft, ist unanständig und verstößt gegen die Mitbestimmung.

SZ: Welche Rolle spielt Ferdinand Piëch, dessen Familie mit der Familie Porsche das Unternehmen beherrscht?

Hück: Sicherlich keine gute Rolle für Porsche. Er ist Aufsichtsratschef bei VW und Aufsichtsrat bei Porsche. Das ist eine fragwürdige Doppelrolle.

SZ: Wäre Porsche gerettet, wenn die Familien Porsche und Piëch das Eigenkapital des Unternehmens um mehrere Milliarden Euro erhöhen würden?

Hück: Ich fordere mit dem Betriebsrat und der Belegschaft seit Monaten eine solche Kapitalerhöhung. Die Familien haben das Geld. Warum kämpft Wulff nicht zusammen mit uns für eine solche Lösung? Ich befürchte, dass Piëch nicht in seinen eigenen Geldbeutel greifen möchte, um Porsche zu helfen. Sondern dass er lieber zusammen mit Wulff und den VW-Vorständen das Vermögen von VW plündern will, um Porsche zu entschulden. Das ist nicht in Ordnung. VW braucht das Geld doch selbst, um neue Autos zu entwickeln und um gerade in der jetzigen Krise am Markt zu bestehen.

© SZ vom 29.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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