Auto: Zoff der Hersteller:Porsche wirft VW Erpressung vor

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"Porsche braucht VW, aber VW braucht Porsche ganz sicher nicht": In Wolfsburg und in der niedersächsischen Regierung ist man nach monatelangen Gesprächen über die Zukunft der beiden Autokonzerne mit der Geduld am Ende.

Martin Hesse und Klaus Ott

Der Machtkampf zwischen Vorständen und Aktionären von VW und Porsche und Politikern um die Zukunft der beiden Autokonzerne eskaliert. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und VW wollen nach Angaben aus Unternehmenskreisen dem hochverschuldeten Sportwagen-Hersteller Porsche nur noch wenige Tage Zeit gewähren, um sich durch eine Fusion mit VW aus seiner Not zu befreien. Wulff ist Aufsichtsrat bei VW, dem größten Arbeitgeber in Niedersachsen. Bei Porsche spricht man von einem Ultimatum. Gegen diese "Erpressung" werde man sich wehren.

Porsche hat sich bei VW verzockt - und benötigt nun dringend frisches Kapital. (Foto: Foto: AP)

Der Vorstoß aus Niedersachsen heizt den Machtkampf an. Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking hatte zuvor vergeblich versucht, VW zu übernehmen, und sich dabei überhoben. Der Sportwagen-Hersteller ist inzwischen zwar Mehrheitsaktionär bei VW. Auf dem in Stuttgart-Zuffenhausen ansässigen Unternehmen lasten allerdings Schulden in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro. Die Banken sind offenbar nicht bereit, Porsche weiter Geld zu geben. Der Versuch, von der Staatsbank KfW einen Großkredit über 1,75 Milliarden Euro zu bekommen, gilt als gescheitert. Dagegen hatten sich zahlreiche Politiker ausgesprochen, darunter auch SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier. Unterstützt wird Porsche hauptsächlich von Baden-Württembergs Regierungschef Günther Oettinger (CDU).

Kein Platz für Wiedeking

Bei VW in Wolfsburg und in der niedersächsischen Regierung ist man nach monatelangen Gesprächen über die Zukunft der beiden Autokonzerne mit der Geduld am Ende. "Porsche braucht VW, aber VW braucht Porsche ganz sicher nicht", heißt es. Darin seien sich die Vertreter der Aktionäre wie auch der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat von VW weitgehend einig. Niedersachsen ist mit rund 20 Prozent an VW beteiligt und besitzt dort besonderen Einfluss. Im Aufsichtsrat wird ein Gemeinschaftsunternehmen unter Führung von VW-Chef Martin Winterkorn angestrebt. Für Porsche-Chef Wiedeking wäre nach den Plänen kein Platz mehr. Wiedeking kämpft aber um die Selbstständigkeit von Porsche und um seinen Job. Dabei wird er vor allem von der Familie Porsche unterstützt, einem der Hauptaktionäre des Herstellers.

Aus dem Umfeld der Banken heißt es, man habe allein ein Interesse daran, dass die Kredite zurückgezahlt werden. Nachdem der Plan des Porsche-Managements für eine VW-Übernahme offenbar keine Chance mehr habe, seien die Gläubiger für eine Fusion unter Führung von VW offen. Porsche sei auf die Kooperation von VW angewiesen. Die Banken dringen offenbar auf eine schnelle Lösung. Porsche besitzt mehr als 50 Prozent der VW-Aktien und hat Optionen auf weitere 20 Prozent. Müssten diese Optionen eingelöst werden, entstünde neuer Kreditbedarf, den die Banken nicht decken wollen.

Das Emirat Katar will nach SZ-Informationen Porsche das komplette Optionspaket abkaufen und so bis zu 20 Prozent an VW erwerben. Allerdings will Katar nicht in einen Machtkampf um Porsche und VW hineingezogen werden. An einer direkten Beteiligung an Porsche, die Wiedeking helfen würde, hat Katar kein Interesse. Damit kommt nun Wolfgang Porsche, dessen Familienzweig allein bisher hinter Wiedeking steht, eine entscheidende Rolle zu.

© SZ vom 29.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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