Sportwagenhersteller in Not:KfW lässt Porsche abblitzen

Die staatliche KfW hat sich nach SZ-Informationen gegen einen Milliardenkredit für Porsche ausgesprochen. Über einen Einstieg von Daimler wird spekuliert.

D. Deckstein, M. Kuntz, C. Hulverscheidt u. M. Zydra

Die staatliche Förderbank KfW hat sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gegen einen Kredit an den Sportwagenhersteller Porsche ausgesprochen. Die "bankenmäßige Prüfung" des Porsche-Antrags habe ergeben, dass die Voraussetzungen für die Vergabe eines Darlehens nicht erfüllt seien, hieß es am Freitag in KfW-Kreisen. Porsche könne das Gesuch allerdings nachbessern, zumal darin eine mögliche Kapitalbeteiligung des Emirats Katar noch nicht berücksichtigt sei.

Porsche, AP

Porsche in Not: Der Sportwagenhersteller hat sich bei VW verspekuliert - und braucht nun dringend frisches Kapital.

(Foto: Foto: AP)

Endgültig über das Gesuch entscheiden muss der Lenkungsausschuss der Bundesregierung. Er kann sich theoretisch über das Votum der KfW hinwegsetzen, was aber als höchst unwahrscheinlich gilt. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor bereits betont, dass der Kredit über 1,75 Milliarden Euro nur bewilligt werden dürfe, wenn die KfW zu dem Ergebnis komme, dass das Darlehen zu üblichen Geschäftsbedingungen und mit der Aussicht auf Gewinn vergeben werden könne. "Mit Steuergeld muss hier nicht geholfen werden", sagte Steinmeier der Stuttgarter Zeitung. Der Sozialdemokrat kritisierte "Familienstreitigkeiten zwischen den Piëchs und den Porsches und zwischen den CDU-Ministerpräsidenten Oettinger und Wulff". Der Streit nütze weder den Unternehmen noch den Beschäftigten. Oettinger steht hinter dem Kreditantrag, während Wulff ihn kritisiert.

Hexensabbat - aber kaum Konsequenzen

Der sogenannte Hexensabbat an der Börse hat keinen großen Einfluss auf die Aktienkurse von VW und Porsche gehabt. Das VW-Papier büßte drei Prozent ein, Porsche-Aktien gingen mit einem Minus von 1,4 Prozent aus dem Handel.

Hartnäckig hatten sich Spekulationen gehalten, an diesem Tag, an dem es an den Börsen wegen des Verfallstermins verschiedener Optionsformen oft turbulent zugeht, könnte der Kurs der VW-Aktie massiv unter Druck geraten. "Es sieht nun danach aus, dass Porsche seine Optionsgeschäfte mit den Banken verlängert hat", sagt Oliver Roth, Aktienhändler bei Close Brothers Seydler.

Porsche hält derzeit knapp 51 Prozent an VW. Im vergangenen Jahr sicherte sich der Sportwagenbauer über Optionen den möglichen Zugriff auf weitere VW-Anteile in Höhe von 20 bis 24 Prozent. Diese Optionsgeschäfte wurden dem Vernehmen nach aber nicht über die Börse, sondern direkt mit den Banken abgeschlossen. Daher müssen diese Papiere auch nicht an denselben Tagen auslaufen wie die börsengehandelten Optionen.

Großes Fragezeichen bei den Optionen

Niemand weiß, zu welchem Preis Porsche die VW-Aktien von den Banken übernehmen darf. Unbekannt ist auch, was passiert, wenn Porsche das Geld für diese Anteile nicht mehr auftreiben kann. Die Banken, wo die VW-Aktien für Porsche bereitliegen, haben ihrerseits Verkaufsoptionen. Diese Papiere geben den Instituten das Recht, Porsche die VW-Anteile trotzdem anzudienen. Experten schätzen den möglichen Verlust für Porsche auf 3,5 Milliarden Euro. Unterdessen wird über Porsche weiter spekuliert.

So erwägt Daimler einem Magazinbericht zufolge eine Beteiligung am Sportwagenbauer. Die Gespräche befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, berichtet das Manager Magazin. Daimler-Chef Dieter Zetsche und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hätten die möglichen Optionen eines Einstiegs bereits Ende Mai diskutiert, hieß es unter Berufung auf Finanzkreise. Diskutiert werde, dass Daimler über eine Kapitalerhöhung Aktien der Porsche SE übernehme. Möglich sei auch, dass Daimler Porsche ein Paket VW-Optionen abnehme.

Der über viele Jahre hinweg erfolgsverwöhnte Sportwagenhersteller verzeichnete in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (31. Juli) einen Absatzeinbruch von 25,5 Prozent: Nur 59609 Fahrzeuge rollten von den Bändern, der Absatz ging um 27,6 Prozent auf 53635 Autos zurück. Der Umsatz schrumpfte um 15 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro, da Porsche mit dem Verkauf teurerer Modellvarianten wie dem 911er die Einbrüche etwas abfedern konnte. Konkrete Gewinnzahlen gab es nicht.

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