Auto: Hilfe aus Arabien:Porsche mit Katar einig

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Das Emirat Katar gibt den Retter, steigt für rund fünf Milliarden Euro beim angeschlagenen Autohersteller Porsche ein - und greift gleichzeitig auch nach Volkswagen.

Karl-Heinz Büschemann

Der Vorstand des Sportwagenherstellers Porsche hat sich mit dem Staatsfonds von Katar über einen Einstieg bei dem Sportwagenhersteller geeinigt. Das ergibt sich daraus, dass der Porsche-Vorstand seinen Aufsichtsrat für den 23. Juli um eine außerordentliche Sitzung gebeten hat.

Das Emirat Katar steigt bei Porsche ein - für mehr als fünf Milliarden Euro. (Foto: Foto: dpa)

Auf der Sitzung, so wissen Eingeweihte, werde der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking das Ergebnis der Verhandlungen mit den arabischen Investoren präsentieren. Der katarische Staatsfonds will sich nach Informationen aus Industriekreisen an der Holding-Gesellschaft Porsche SE beteiligen. Er will von Porsche aber auch Optionen auf Volkswagen-Aktien kaufen.

Seit Wochen hatte Porsche angekündigt, die Verhandlungen mit Katar stünden unmittelbar vor dem Ende. Dem Vernehmen nach brächte der Einstieg der Araber dem Zuffenhauser Unternehmen mehr als fünf Milliarden Euro. Auf der Sitzung soll nach Informationen aus Aufsichtskreisen aber auch über den Vorschlag gesprochen werden, den VW-Konzern zu 49 Prozent an Porsche zu beteiligen.

Neun Milliarden Euro Schulden

Der Porsche-Chef Wiedeking hatte 2005 die Übernahme des um ein Vielfaches größeren VW-Konzerns gestartet, hatte mit dem Vorhaben den kleinen Sportwagenhersteller aber in eine extrem hohe Verschuldung von neun Milliarden Euro getrieben. Er ist daher mimt Unterstützung seines Aufsichtsvorsitzenden Wolfgang Porsche seit Monaten auf der Suche nach Investoren, die ihm einen Teil der Verbindlichkeiten wieder abnehmen. Dieses Vorhaben aber wird pikanterweise von dem Porsche-Mitgesellschafter Ferdinand Piëch attackiert, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von Volkswagen ist. Piëch würde statt der Araber lieber VW an Porsche beteiligen.

Sollte der Aufsichtsrat die Pläne Wiedekings und Katars unterstützen, hätten sich der Porsche-Chef und der Aufsichtsvorsitzende erst einmal gegen Piëch durchgesetzt. Wolfgang Porsche und Wiedeking schwebt vor, im nächsten Schritt eine neue Obergesellschaft zu gründen, die sowohl den VW-Konzern mit seinen neun Marken als auch die Porsche Produktionsgesellschaft Porsche AG halten soll. Nach den Vorstellungen von Wiedeking und Wolfgang Porsche könnten am Ende des Verfahrens die Porsche-Eigentümer etwa 30 bis 50 Prozent an der Obergesellschaft halten. Das Land Niedersachsen, das schon heute 20 Prozent an Volkswagen hält, könnte in einer ähnlichen Höhe, möglicherweise sogar etwas stärker beteiligt sein. Katar hätte einen Anteil von 15 bis 20 Prozent. Der Rest der Aktien bliebe für freie Aktionäre.

Kampfabstimmung mit Piëch

In Agenturmeldungen hieß es am Freitag, in der geplanten Aufsichtsratssitzung werde es sogar zu einer Kampfabstimmung kommen, weil auch Piëch mit am Tisch sitzt. Der strebt zwar ebenfalls einen integrierten Autokonzern an, allerdings unter der Führung von Volkswagen. In diesem Modell hätte allerdings der Porsche-Chef Wiedeking keinen Platz mehr. Unternehmenssprecher von Porsche wie von Volkswagen wollten sich dazu nicht äußern.

Seit die Finanzkrise den Plan von Wiedeking und Porsche vereitelte, Porsche durch VW in einem glatten Durchmarsch zu übernehmen, schwelt zwischen Zuffenhausen und Wolfsburg ein zäher Stellungskrieg, der auch ein Machtkampf zwischen den Vettern Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch ist.

Wiedeking musste inzwischen die weitere Aufstockung des Stimmrechtsanteils an VW auf die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent abgeblasen und sich nach einer neuen Lösung umsehen. Wegen der hohen Schuldenlast ist dem hochprofitablen Autobauer der Zugang zum Kreditmarkt derzeit versperrt. Die allein stimmberechtigten Eigentümerfamilien Porsche und Piëch streiten seit Monaten über die möglichen Wege zur Entschuldung des Konzerns und die weitere Zusammenarbeit mit VW. Gespräche über eine Fusion der beiden Autobauer liegen wegen der Verbindlichkeiten von Porsche seit Wochen auf Eis, da VW auf eine Entschuldung drängt, um seine Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden.

© SZ vom 11./12.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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