Porsche und Volkswagen:Wiedeking eilt zu den Scheichs

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Porsche treibt den alten Plan weiter voran: Der Sportwagenhersteller will den 30-mal größeren VW-Konzern übernehmen - und sich ohne Hilfe aus Wolfsburg aus der Finanzklemme befreien.

Michael Kuntz

Nach der Zurückweisung eines Hilfeangebots von Volkswagen verhandelt der finanziell klamme Sportwagenhersteller Porsche weiter mit dem Emirat Katar. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter waren zu Gesprächen mit dem Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) in Doha, erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Unternehmenskreisen. Wann es zu einem Abschluss kommt, ist noch offen. Porsche mochte frühere Meldungen aus Katar nicht bestätigen, wonach sich der Scheich bis Anfang Juli entscheiden wollte.

Porsche bestätigt frühere Meldungen aus Katar nicht, wonach sich der Scheich bis Anfang Juli entscheiden wollte. (Foto: Foto: dpa)

Die beiden Porsche-Manager treiben damit ihren alten Plan weiter voran, wonach der kleine Sportwagenhersteller den 30-mal größeren VW-Konzern übernimmt. Porsche gehören bereits knapp 51 Prozent der Anteile von VW. Über weitere 24 Prozent verfügt Porsche angeblich in Form von Optionen.

Im Zuge der Finanzkrise verweigerten die Banken Porsche ihre weitere Unterstützung bei der Übernahme. Auch die bundeseigene Bank KfW gewährte keinen Kredit aus dem Deutschlandfonds. Theoretisch könnte Porsche die 1,75 Milliarden Euro erneut beantragen. Darauf verzichtet der Sportwagenhersteller, bestätigte das Unternehmen am Dienstag einen Bericht der SZ.

Jetzt zählt der Preis

Wiedeking und Härter setzen nun voll auf den Staatsfonds aus dem Golfstaat. Nach Angaben von Porsche gibt es ein schriftliches Angebot für den Kauf von Anteilen an der Holding Porsche SE. Sie hält die Beteiligung an Volkswagen und zu 100 Prozent die Stammaktien der Sportwagenfirma Porsche AG.

Außerdem will der Staatsfonds aus Katar auch Optionen auf VW-Aktien übernehmen, heißt es in Stuttgart weiter. Sollte er Porsche alle abkaufen, wäre der Golfstaat nach Porsche der zweitgrößte VW-Aktionär. Erst danach käme das Bundesland Niedersachsen mit seinen im VW-Gesetz verbrieften Sonderrechten. Zurzeit werde noch vor allem der Preis für das aus zwei Teilen bestehende Geschäft verhandelt, verlautet aus Verhandlungskreisen.

Katar unterbreitete demzufolge sein Angebot dem aus Wiedeking und Härter bestehenden Vorstand der Holding Porsche SE. Der müsse dann für sein Verhandlungsergebnis die Zustimmung der Familien Piëch und Porsche einholen, in deren Besitz sich zu 100 Prozent die Stammaktien des Unternehmens befinden, so lautet der Plan in Zuffenhausen.

Während Wolfgang Porsche als Aufsichtsratsvorsitzender trotz aller Finanzierungsnöte von Porsche weiter hinter dem Plan seiner Manager Wiedeking und Härter steht, hält sein Cousin, der Porsche-Großaktionär und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den umgekehrten Weg für vorteilhafter, um beide Unternehmen zusammenzuführen.

Piëch gilt zusammen mit dem VW-Management und dem Aktionär Niedersachsen als Initiator einer als Kompromissangebot deklarierten Offerte, die in zwei Schritten die Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern vorsieht. Zunächst soll VW dabei die Porsche SE teilweise entschulden, indem sie ihr die knappe Hälfte der Sportwagenfirma abkauft. Zwischen drei und vier Milliarden Euro sollen die Wolfsburger dafür geboten haben. Viel zu wenig - empört man sich in Zuffenhausen, wo man den Wert der Porsche AG auf "mindestens elf Milliarden Euro" taxiert.

© SZ vom 01.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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