News Corp.:Murdoch zerrinnen die Milliarden

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Gigantischer Einbruch: Nach dem Abhörskandal ist der Wert von Murdochs Firma News Corp. eingestürzt. Großinvestoren beschimpfen Murdoch: Er hätte die illegalen Praktiken seiner Skandalzeitung seit Jahren unterbinden können. Stattdessen habe er sich an der Firma bedient wie an einer Bonbondose.

Die Politik attackiert Murdoch, und auch an der Börse kommt der Medienmogul massiv unter Druck: Der Aktienkurs der News Corp. an der Wall Street bricht jedes Mal ein, wenn eine neue Dimension des Skandals bekannt wird.

Rupert Murdoch, Chef der News Corp. (Foto: Reuters)

Die Finanzagentur Bloomberg hat berechnet, dass das Unternehmen im Vergleich zum Monatsbeginn fast 15 Prozent seines Marktwerts verloren hat: rund sieben Milliarden Dollar. Investoren befürchten, dass der Skandal sich ausweiten und das Unternehmen noch mehr beschädigen könnte.

Die Investoren mussten bereits schlechte Nachrichten hinnehmen: Murdoch hat das Revolverblatt News of the World eingestellt, das als hoch profitabel galt. Die geplante Übernahme des Bezahlsenders BSkyB rückt ebenfalls in die Ferne, weil sich die britische Politik seit dem Bekanntwerden des Skandals querstellt.

Eine Gruppe von Großinvestoren aus Banken und Pensionsfonds attackiert jetzt den Mogul. "Es ist undenkbar, dass Murdoch und die anderen Vorstände nichts von den illegalen Praktiken wussten", schreiben die institutionellen Anleger. Es hätte nicht Jahre gebraucht, die rechtswidrigen Vorgänge zu stoppen.

Auch Murdochs Unternehmensführung wird kritisiert. Die Großinvestoren werfen ihm Vetternwirtschaft vor. Murdoch bediene sich bei News Corp. wie an einer Bonbondose. Er nutze die Firma, um persönliche und politische Ziele durchzusetzen. Sein Verhalten sei unerhört.

Kartellamt soll Murdochs Deal ganz genau prüfen

Die geplante Übernahme von BSkyB gerät stärker unter Beschuss. Großbritanniens Medienminister Jeremy Hunt kündigte im Parlament an, die Prüfung der Offerte für BSkyB den Kartellwächtern übertragen zu wollen. Murdoch muss damit wohl seine Hoffnungen auf eine schnelle Übernahme von BSkyB zu den Akten legen, da sich ein komplettes Wettbewerbsverfahren ein Jahr lang hinziehen könnte. Zudem dürften die Kartellbeamten die Akquisition wesentlich genauer durchleuchten als die britische Medienaufsicht, der die Prüfung davor oblag.

Murdoch müsse erst mal das Durcheinander aufräumen, bevor er mit seinem Medienkonzern News Corp. die nächsten Schritte unternehmen könne, sagte der konservative Premierminister David Cameron. Murdoch-Blätter sollen auch seinen Amtsvorgänger Gordon Brown bespitzelt haben.

Die Opposition und die liberalen Koaltionspartner hatten Murdoch bereits zum Rückzug aufgefordert. Der Chef der News Corp. will den Sender BSkyB komplett übernehmen. Murdoch hält bereits knapp 40 Prozent an der hochprofitablen Bezahlfernsehstation und will für die restlichen 60 Prozent 14 Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Auch in Deutschland ist der Tycoon mit Sky im Pay-TV-Geschäft aktiv. Sky schreibt allerdings seit Jahren hohe Verluste. Zu Murdochs Imperium gehören auch Fox News, die Londoner Times und das Wall Street Journal.

Bislang galt die BSkyB-Übernahme als so gut wie perfekt. Medienminister Hunt stand kurz vor einem Okay. Er verlängerte das Verfahren, nachdem 135.000 Beschwerden eingegangen waren. Nun rechnen Branchenbeobachter damit, dass das Geschäft auf der Kippe steht.

News Corp. geht jedoch weiter davon aus, dass der Deal zustande kommt. "Der Pluralismus im britischen Nachrichtenjournalismus wird durch die Übernahme nicht eingeschränkt", teilte das Unternehmen mit. "Das ist die einzig rechtlich relevante Hürde."

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