Entscheidung in Detroit:General Motors will Opel behalten

Lesezeit: 2 min

Opel bleibt bei General Motors - weil der Verwaltungsrat befürchtet, dass beim Verkauf an Magna wichtige Schlüsseltechnologie nach Russland gelangt.

Ulrich Schäfer

Der amerikanische Autokonzern General Motors wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus dem Verwaltungsrat von GM den deutschen Autobauer Opel nicht verkaufen. Der Verwaltungsrat werde sich auf seiner Sitzung am kommenden Dienstag dafür aussprechen, sein deutsches Tochterunternehmen lieber zu behalten. GM wolle dadurch unter anderem verhindern, dass die Technologie des Unternehmens nach Russland abfließe und dort in den nächsten Jahren ein neuer Wettbewerber entstehen könnte.

GM würde mit solch einer Entscheidung die Bundesregierung düpieren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatten seit Wochen darauf gedrängt, dass GM seinen europäischen Ableger Opel an ein Konsortium verkauft, zu dem der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna, der russische Autobauer Gaz und die Sberbank zählen, das größte Kreditinstitut in Russland. Berlin hatte Opel bereits einen Kredit von 1,5 Milliarden Euro gewährt.

Nach den Informationen aus dem Verwaltungsrat macht General Motors vor allem eine mögliche Beteiligung der beiden russischen Unternehmen Sorge. Die Sberbank und Gaz hatten sich bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung im Hintergrund gehalten. Die entscheidenden Gespräche Ende Mai im Kanzleramt wurden allein von Magna geführt. Magna zählt zu den größten Autozulieferern der Welt und hatte in dem Oligarchen Oleg Deripaska mehrere Jahre lang einen russischen Großaktionär.

Schlappe für Merkel

Merkel hatte die Beteiligung der Russen dagegen stets als Vorteil dargestellt. Auch der Europa-Chef von GM, Carl-Peter Forster, sprach sich am Freitag erneut für Magna aus, ebenso der Betriebsratschef von Opel, Klaus Franz. Beide hatten stets darauf verwiesen, dass sich für Opel in Russland neue Absatzmöglichkeiten eröffnen würden. Franz sagte der SZ: "Wir haben selbst kein Interesse daran, dass Technologie nach Russland abwandert. Die Verträge von Magna und GM sind inzwischen so klar, dass diese Gefahr nicht mehr besteht."

Merkel hatte vor einigen Wochen auch dem russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew bei einem Treffen in München zugesichert, sich für Magna und die beiden russischen Unternehmen einzusetzen. Bei GM und in der US-Regierung gab es gegen diese Lösung von Anfang an Bedenken. GM bevorzugte zeitweise den zweiten Opel-Bieter, den belgisch-amerikanischen Finanzinvestor RHJ.

GM selber befindet sich seit seiner Rettung vor drei Monaten mehrheitlich im Besitz des amerikanischen Staates. In den vergangenen Wochen erholte sich GM von seiner Krise weit schneller als erwartet. Das Insolvenzverfahren wurde nach nur etwa zwei Monaten erfolgreich abgeschlossen. Seither wächst im GM-Verwaltungsrat offenbar die Bereitschaft, an Opel doch festzuhalten.

Nach den Informationen der SZ will GM seine deutsche Tochter Opel auch deswegen behalten, weil das Unternehmen in der Klein- und Mittelklasse über sehr gute Technologien verfügt. Diese will GM selbst stärker nutzen und deshalb kräftig in Opel investieren. Die Rede ist von mehr als einer Milliarde Dollar. Die Regierung in Washington hat offenbar keine Bedenken mehr, dass GM dazu auch amerikanische Staatshilfen nutzen wird.

© SZ vom 05./06.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: