Zweitligist TSV 1860 München:Tomasovs Coup

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Der Münchener Marin Tomasov jubelt über sein Tor zum 0:1. (Foto: dpa)

Marin Tomasov galt beim TSV 1860 als einer von zwei Sommertransfer-Flops. Nun gelingt dem Kroaten der Siegtreffer gegen Sandhausen. 1:0 endet das Spiel gegen einen chancenlosen Gegner. 1860 darf wieder vom Aufstieg träumen - bis Montag.

Es muss aus aktuellem Anlass noch einmal an den ersten Weihnachtstag erinnert werden, als manch einem im freudigen Bescherungswahn eine kleine Meldung durchgerutscht sein könnte. Die Zeilen liefen in der kroatischen Sportzeitschrift Sportske Novosti, fanden auf Umwegen aber auch Aufmerksamkeit in Münchner Online-Portalen.

Es ging um Marin Tomasov, den Kroaten, der im Sommer unter kuriosen Umständen zum Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München gewechselt war - und der nun offenbar wieder auf dem Sprung war, unter kuriosen Umständen zu verschwinden. Die kroatischen Journalisten wollten Tomasov jedenfalls vor der Geschäftsstelle von Dinamo Zagreb gesichtet haben. Die Geschichte wurde dann eilig dementiert bei Sechzig, doch das Bemerkenswerteste an den Gerüchten war, dass sie in München kaum jemanden interessierten.

Sicher, Tomasov galt bis dahin neben Ismael Blanco als einer von zwei Sommertransfer-Flops von Sportchef Florian Hinterberger. Und Trainer Alexander Schmidt hatte den Flügelspieler vor Weihnachten (wenn überhaupt) nur als Joker ins Spiel gebracht und zeitweise sogar angedacht, ihn zum Linksverteidiger umzuschulen. Inzwischen aber werden Hinterberger und Schmidt heilfroh sein, dass sie den Kroaten im Winter nicht verkauft haben. Denn dass die Münchner diese zerfahrene Partie am Freitagabend beim SV Sandhausen 1:0 (0:0) gewannen, das hatten sie Tomasov zu verdanken, der seiner Tor-Premiere in der Vorwoche beim 1:1 gegen den FC Ingolstadt nun also den zweiten Saisontreffer folgen ließ.

Es war ein feines Tor, das der 25-Jährige in der 54. Minute erzielte: Nach einem langen Einwurf hatte der fast ebenso lange Rob Friend den Ball per Kopf in den Strafraum auf Tomasov abgelegt, und der schoss nach einer Direktabnahme hart und präzise ein. Damit rückten die Sechziger nun vorübergehend auf Rang fünf, wo sie nur noch drei Zähler vom 1. FC Kaiserslautern und dem Aufstiegs-Relegationsplatz entfernt sind.

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"1860 war uns in vielen Belangen, wenn nicht allen überlegen", gestand Sandhausens Trainer Hans-Jürgen Boysen frustriert ein. Und Sechzig-Stürmer Benny Lauth befand: "Wir waren bis zum Schluss konzentriert, haben keine Chancen zugelassen und einmal zugeschlagen. Von daher war der Sieg verdient, auch wenn er nicht schön war."

Schön war diese Partie gegen einen chancenlosen Gegner bis auf wenige Momente wahrlich nicht. Aber Trainer Schmidt hatte ja einen tief stehenden Tabellenvorletzten erwartet und daher den eher defensiv orientierten Außenverteidiger Grzegorz Wojktkowiak gegen Moritz Volz getauscht. Und der ging dieses Spiel so offensiv an, dass sich die etatmäßige Offensivkraft auf der rechten Seite oft zurückfallen ließ, um bei Volz Ausflügen hinten abzusichern.

Sieben Minuten benötigten die Münchner für ihre erste Gelegenheit, dann brachte Tomasov einen Freistoß herein, der über Umwege bei Volz landete - der aber aus der Distanz vergab. Die Münchner forcierten zu Beginn schnelle Spielzüge über die Flügel und kamen so zur besten Chance des ersten Durchgangs: Stoppelkamp zog eine Flanke herein, die Tomasov an der linken Grundlinie auf artistische Weise zu Friend weiterleitete, der freistehend aus kurzer Distanz in die Arme von Torwart Daniel Ischdonat köpfelte (10.).

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Wenn zu Beginn etwas lief bei 1860, dann über die rechte Seite. Allerdings, damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch über diese Seite gab es keine fußballerischen Sensationen zu bestaunen. Sechzig lief, ackerte und passte fleißig. Nur liefen, ackerten und passten die Spieler am Ende meist in die Beine der Sandhäuser. Es dauerte einige Zeit, ehe Sechzig wieder etwas Nennenswertes zu Stande brachte: Wieder war es Tomasov, der den Ball nach einem Konter im Strafraum behauptete und einen Rückpass auf den nachgerückten Dominik Stahl zustande brachte - der wiederum aus rund 25 Metern über die Latte schoss (33.). Ansonsten machte immerhin noch kurz Rob Friend auf sich aufmerksam, als er eine lange Hereingabe per Kopf auf den allgegenwärtigen Kroaten ablegte, der in dieser Dublette zum späteren Tor seine Chance noch nicht nutzen konnte.

Nach der Pause verflachte das Spiel zunehmend. Vor allem, nachdem Tomasov zur verdienten Führung eingeschossen hatte und Sechzig gegen harmlose Sandhäuser die Partie nur noch verwalten musste. Aber der Kroate versprühte immerhin noch einen Hauch von Zauber. Mit dem Selbstvertrauen aus seinem Treffer legte er wenig später noch sehenswert per Hacke zurück auf Stoppelkampf, der aus guter Position eine Flanke ins Nirgendwo entsandte .Auch an der nächsten Chance war der Kroate wieder beteiligt, als er sich stark über links durchsetzte und eine Flanke auf Friend hereinbrachte, der halbherzig grätschend die Gelegenheit vergab.

Bis Montag darf 1860 jedenfalls wieder ein bisschen vom Aufstieg träumen. Dann spielt Kaiserslautern auswärts beim Tabellenzweiten Braunschweig. Und dort kann man durchaus verlieren.

© SZ vom 09.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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