Ulm besiegt die Bayern-Basketballer:In der Fremde ohne Glück

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Eigentlich schien die Partie schon gelaufen und dann das: Die Basketballer des FC Bayern kassieren in Ulm zwei Sekunden vor dem Ende einen Dreier und verlieren unglücklich mit 75:76. Trotz einer überragenden Vorstellung von Flügelspieler Jonathan Wallace bleiben die Münchner damit auswärts weiter erfolglos.

Andreas Burkert, Ulm

Es hat zur Begrüßung reichlich Pfiffe gegeben gegen die Basketballer des FC Bayern, auch am Mittwochabend im Schwabenland. Der vermögende Quereinsteiger der BBL polarisiert in den fremden Hallen. Sogar Robin Benzing, bis zu seinem Wechsel im vorigen Sommer zwei Jahre der Publikumsfavorit beim Traditionsklub ratiopharm Ulm, erhielt wenig Beifall bei seiner Rückkehr.

Er konnte es nicht fassen: Bayern-Coach Dirk Bauermann erlebte mit seinem Team eine bittere Niederlage in Ulm. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Auch Klubpräsident Uli Hoeneß hätte ja in den Stunden vor seinem 60. Geburtstag gerne mal wieder vorbeigeschaut in seiner Geburtsstadt und dort in der ersten Reihe begutachtet, ob seine Mannschaft die Paranoia vor Auswärtsspielen ablegen würde. "Aber das bringt im Moment nichts, wenn ich auch noch komme", hatte er mitgeteilt, "sie haben auswärts schon Druck genug."

Und so sah Hoeneß daheim vor dem Fernseher, wie sich seine Bayern in einer gutklassigen Partie lange wehrten gegen eine sechste Auswärtspleite im siebten Spiel - und doch verloren: Knapp zwei Sekunden vor Schluss traf der gefeierte Amerikaner Keaton Nankivil zum 76:75 (44:34) für den daheim unbesiegten Tabellenzweiten. Die Bayern dagegen verlieren die besten Playoff-Ränge aus den Augen und müssen sich allmählich um einen Platz in der K.o.-Runde sorgen.

Die Gäste begannen vor 6000 Zuschauern nicht wie eine Mannschaft, die an das Ende eines unliebsamen Trends glaubte. Nach sechs Minuten hatte Ulms Distanzschütze Steven Esterkamp im dritten Versuch seinen dritten Dreier versenkt zum 15:4, bei den Münchnern punktete bis dahin nur Center Jared Homan. Sie fanden in der Manndeckung zunächst kaum ein Mittel gegen die variablen Ulmer, und vorne blieb ihre Quote aus der Distanz bescheiden. Erst mit der Einwechslung von Spielmacher Jonathan Wallace, der einige mutige Aktionen abschloss, und über den Zugang in die Zone durch Pässe auf Homan kamen sie heran (34:37/18.).

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Von Jonas Beckenkamp

Bauermann versuchte es mit einer offensiven Raumverteidigung, die einige Ballgewinne generierte. Doch bis zur Pause offenbarten die Münchner noch einmal Schwächen, die ihr kostspieliger Kader besitzt: zu wenig Gefahr und Kreativität auf der Aufbau- und Flügelposition. Ob sie dies beheben können bis zum Frühjahr, mit viel Arbeit und dem derzeit noch vermissten Je'Kel Foster (Knöchelverletzung), wird sich zeigen. Worauf sich Bauermann jedoch verlassen kann, ist der Kampfgeist seiner Truppe. "Wir lassen uns kein Kopfproblem einreden", sagte der Coach nach dem Spiel: "Im Gegenteil, die Mannschaft hat sich immer wieder aufgerafft - irgendwann wird dem Glück nichts anderes übrig bleiben, dann gewinnen wir."

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In Ulm verdauten die Bayern mehrmals Rückschläge, auch nach der Pause. Man schloss zunächst zum 43:46 auf, kassierte danach acht Ulmer Punkte in Serie - um umgehend wieder am Ausgleich zu schnuppern (52:56/28.). Ulms Distanzschützen um Tommy Mason-Griffin (19 Punkte) büßten etwas an Präzision ein, und Homan (19) wühlte unter den Brettern. Mit fünf Zählern Vorsprung (62:57) ging Ulm ins letzte Viertel, das München mit einem Dunking durch Aleksandar Nadjfeji eröffnete.

Zwei Minuten später segelte ein Neun-Meter-Dreier des ziemlich coolen Mister Wallace zum 62:62 durch den Ring. Ulm musste nun im Angriff um jeden Wurf kämpfen gegen die harte Zonendeckung der Bayern, die ihrerseits mehr und mehr Rhythmus entwickelten. Dem früheren Ulmer Benzing, lange zu zögerlich bei freien Würfen, gelang per Dreier die erste Führung zum 67:65 (34.). Per Günther und US-Guard Roderick Trice antworteten jedoch prompt mit zwei Dreiern und dokumentierten eindrucksvoll die Beständigkeit des Überraschungsteams dieser Saison.

Zuletzt hatten die Bayern am Ende mehrfach eine Führung verspielt. Als in Ulm die letzten 60 Sekunden anbrachen, traf der überragende Wallace (26 Punkte) zum 71:71. Mason-Griffin legte vor, wieder zog Wallace nach, 73:73. Mason-Griffin scheiterte, noch zehn Sekunden, Foul an Wallace - er verwandelte die Freiwürfe zum 75:73, wieder die Führung der Bayern. Sechs Sekunden noch, ein letzter Ulmer Wurf, von Nankivil, der glücklich den Ball erhielt. Ein Dreier. Drin. Bauermann lachte bitter.

© SZ vom 05.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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