Steueraffäre um Uli Hoeneß:Fortsetzung mit vielen offenen Fragen

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Was kommt auf Uli Hoeneß zu? (Foto: dpa)

Trotz schwerer Belastung wegen Steuerhinterziehung kann Uli Hoeneß im Aufsichtsrat des FC Bayern bleiben. Geklärt ist damit längst nicht alles: Wird Hoeneß einem Prozess entgehen können? Welche Strafe droht im schlimmsten Fall? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Hans Leyendecker

Im Steuerfall Hoeneß wuchern Gerüchte und bloße Mutmaßungen werden zu scheinbaren Gewissheiten. Deshalb Antworten auf fünf der wichtigsten Fragen:

Hat Hoeneß überhaupt noch eine Chance, einem Prozess zu entgehen?

Seine Selbstanzeige vom 12. Januar ist ein Torso und erfüllt die Anforderungen an eine korrekte Selbstanzeige nicht. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die mittlerweile erfolgten Nachbesserungen diesen Mangel am Ende noch werden ausgleichen können. Vieles deutet auf eine Anklage hin, aber es muss nicht so kommen. Zumindest theoretisch ist es noch möglich, dass die Selbstanzeige wirksam sein wird.

Welche Strafen würden ihm in einem Prozess drohen?

Ab einer Million hinterzogener Steuer wird es brandgefährlich. Und Hoeneß hat vermutlich 3,2 Millionen Euro hinterzogen. Aber trotz der strengen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist die Spekulation über ein mögliches Urteil keine Mathematikaufgabe. Da Hoeneß den Steuerbetrug gestanden und viel Steuern im Inland gezahlt hat, wären seine Chancen vermutlich gut, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen.

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Haben seine Anwälte, wie Medien meldeten, der Staatsanwaltschaft einen Deal angeboten und hat die Staatsanwaltschaft diesen Deal abgelehnt?

Ein solches Angebot gab es nicht. Die Verteidigung von Hoeneß hat, wie aus Münchner Justizkreisen verlautet, ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft München II über eine mögliche Erledigung des Falles geführt. Das ist in solchen Verfahren üblich. Dabei sollen alle möglichen Varianten besprochen worden sein. Von der Einstellung des Verfahrens nach Paragraf 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung bis hin zu einem Prozess mit den entsprechenden Folgen. Ein Deal wird vom Richter, vom Staatsanwalt, von den Verteidigern und vom Angeklagten ausgetüftelt. Die Strafe wird dann nach der ausgehandelten Schuld bemessen. Sinn des Deals ist es, ein Geständnis des Angeklagten zu bekommen und die Beweisaufnahme radikal zu verkürzen. Im Fall Hoeneß gibt es noch keinen Richter, aber es gibt schon ein Geständnis - und die Beweisaufnahme würde vermutlich nicht sehr lange dauern. Manches spricht dafür, dass die Erzählungen über den Deal eine Art Stille Post des Gesprächs mit der Staatsanwaltschaft ist.

Lagerten auf dem Hoeneß-Konto bei der Bank Vontobel, wie mehrere Medien meldeten, zeitweise Summen in dreistelliger Millionenhöhe?

Das sind Phantasiesummen. Ein Informant aus der Schweiz, der eine Ahnung von dem Hoeneß-Konto hatte, aber offensichtlich keinen Einblick besaß, hat im vergangenen Jahr die Geschichte mit den vielen Millionen einigen Journalisten erzählt. Das Geraune ist dann als Gerücht in diesen Tagen wiedergekehrt. Nach Angaben von Hoeneß lagerten auf dem Konto nie mehr als 15 bis zwanzig Millionen Euro. Diese Version soll auch, wie zu hören ist, durch die Selbstanzeige gedeckt werden.

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Gegen Uli Hoeneß liegt immer noch ein Haftbefehl vor, der nur gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von fünf Millionen Euro außer Kraft gesetzt wurde. Besteht tatsächlich Fluchtgefahr?

Voraussetzung für einen Haftbefehl ist der dringende Tatverdacht, die stärkste Form des Verdachts. Aber von dem gehen die Ermittler bei einer Hinterziehung von mehr als drei Millionen Euro fast automatisch aus. Hoeneß hat zwar Verbindungen in die Schweiz, aber es gehört schon Phantasie dazu, sich vorzustellen, er würde in die Schweiz übersiedeln, um in Deutschland einer Strafe zu entgehen. Der Haftbefehl ist im Moment zwar existent, aber andererseits ist er fast so virtuell wie es einst das Zockergeld auf dem Schweizer Konto für Hoeneß war. Der Haftbefehl ist jedoch durchaus auch Mahnung, dass alles noch böse enden kann.

© SZ vom 08.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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