Sonntagsspiele in der Bundesliga:Ibisevic verschießt den Sieg

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Unglücks-Profi in Stuttgart: Vedad Ibisevic (Foto: dpa)

Letzte Sekunde, letzter Schuss: Der Stuttgarter Stürmer Vedad Ibisevic schießt einen Elfmeter am Tor vorbei, das Spiel endet 1:1. Damit bleiben der VfB und Gegner Eintracht Frankfurt im Mittelfeld der Fußball-Bundesliga hängen. In Freiburg rettet der Pfosten Hertha BSC einen Punkt.

Das Publikum war in Feierlaune, die Choreographie der Anhänger vor dem Anpfiff eindrucksvoll - nur das Resultat passte nicht zum 120. Geburtstag des VfB Stuttgart. Im Bemühen, den Sprung in das dicht gedrängte Mittelfeld zu schaffen, kamen die Gastgeber gegen Eintracht Frankfurt nach zuletzt zwei Siegen aufgrund eines Sekunden vor dem Abpfiff von Vedad Ibisevic verschossenen Foulelfmeters nur zu einem 1:1 (1:1). Beide Mannschaften bleiben mit jeweils sieben Punkten zunächst in der unteren Tabellenhälfte.

Die Eintracht, die zumindest ihre Serie von drei Niederlagen nacheinander gegen den VfB beenden konnte, war in einer munteren Anfangsphase zunächst durch Marco Russ in Führung gegangen (14.). Der erst 17 Jahre alte Tobias Werner glich nahezu postwendend mit seinem ersten Bundesliga-Treffer aus (16.). Das Niveau der Partie nahm danach ab, wobei die Eintracht die besseren Chancen besaß. Ein Treffer des VfB von Alexandru Maxim (65.) wurde von Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) zu Recht nicht anerkannt. Stuttgarts großer Unglücks-Profi war Ibisevic, der die unverhoffte Strafstoß-Chance nach einem Foul an Traoré am Ende der Nachspielzeit ungenutzt ließ und neben das Tor schoss. Direkt nach seinem Fehlschuss pfiff Zwayer ab.

"Kein Vorwurf an Vedo, er hat das Risiko genommen und dann muss man auch mal damit rechnen, dass er daneben geht", sagte VfB-Trainer Schneider. "Natürlich unglücklich, wie es gelaufen ist. Aber so ist es vielleicht leistungsgerechter", meinte VfB-Kapitän Christian Gentner im TV-Sender Sky. "Wir haben 75 Minuten sehr guten Fußball gespielt. Am Ende hätten wir uns fast noch um den verdienten Lohn gebracht", bilanzierte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Das Spiel hatte zunächst im Zeichen des 120. Geburtstags des VfB-Gründungsvereins Stuttgarter FV 93 gestanden. Unter anderem kam die Mannschaft mit Traditions-Trikots aufs Feld: mit durchgehendem roten Ring, schwarzen Rückennummern - und, einer Sondergenehmigung der Deutschen Fußball Liga (DFL) sei Dank, ohne Werbung auf Brust und Ärmeln.

Die gute Laune wäre den Gastgebern beinahe früh vergangenen - Johannes Flum schoss mit einem Seitfallzieher nach einem schnellen Angriff der Eintracht aber knapp neben das Tor (7.).

Bei den Stuttgartern blieb trotz erkennbar großen Bemühens vieles Stückwerk, ein konstruktives Offensivspiel entwickelte sich kaum. Die Eintracht wirkte bei ihren zumeist schnell vorgetragenen Angriffen ein wenig zielstrebiger. Die Führung aber erzielte Russ nach einem Eckball, er nutzte eine vorübergehende Orientierungslosigkeit des VfB aus. Zu dieser Phase wirkten die Stuttgarter in der Abwehr nicht sonderlich gut organisiert. Nur zwei Minuten nach dem Frankfurter Treffer ergab sich jedoch auf der anderen Seite ein ähnliches Bild: Eckball, Christian Gentner verlängerte per Kopf, Eintracht-Torhüter Kevin Trapp wehrte schlecht ab, Werner stand am langen Pfosten und verwandelte per Kopf. Es war zugleich der Auftakt zu unterhaltsamen zehn Minuten mit schnellen Angriffen beider Mannschaften, mit zunehmender Spieldauer nahm das Niveau der Begegnung allerdings ab.

Es dauerte bis zur 55. Minute, ehe erneut die Eintracht die Chance zur Führung besaß: Bedrängt von VfB-Torhüter Sven Ulreich lenkte Torjäger Vaclav Kadlec die scharfe Hereingabe von Stefan Aigner allerdings neben das Tor. Zehn Minuten später zog Aigner selbst ab, der Ball rollte knapp am langen Pfosten vorbei (65.). Der anschließenden Treffer des VfB durch Maxim wurde nicht anerkannt, weil Ibisevic Torhüter Trapp behindert hatte.

Europapokal-Teilnehmer SC Freiburg wartet auch nach sechs Spieltagen auf den ersten Saisonsieg in der Bundesliga und bleibt nach dem 1:1 (1:1) gegen Hertha BSC auf einem Abstiegsplatz. Admir Mehmedi traf zwar schon in der sechsten Minute zur Führung, Per Kjelbred (38.) glich in einer schwachen Partie jedoch für den Aufsteiger aus. Drei Tage nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Slovan Liberec in der Europa League präsentierte sich der SCF nach gutem Beginn verunsichert und planlos. Trainer Christian Streich sagte: "Wir haben im Moment nicht die Qualität solche Spiele zu gewinnen, aber das macht nichts, wir können damit leben.

Dabei hatten die Gastgeber einen optimalen Start erwischt. Nach einem Berliner Ballverlust bediente der für Mike Hanke in die Startelf gerutschte Sebastian Freis per Steilpass Mehmedi. Der Schweizer umkurvte den herauslaufenden Schlussmann Thomas Kraft und schob zur frühen Führung ein. Mehmedi traf bereits im dritten Pflichtspiel nacheinander. Gelson Fernandes hätte nach einem Konter erhöhen können, sein Schuss wurde noch von einem Berliner Abwehrbein abgelenkt (10.).

Die Gäste mussten danach noch die Auswechslung des am Arm verletzten Innenverteidigers John Anthony Brooks verkraften (20.). Dafür kam Lewan Kobiaschwili an einstiger Wirkungsstätte zu seinem 337. Bundesliga-Einsatz. Der 36-Jährige bestritt 495 Tage nach dem skandalös verlaufenen Abstieg 2012 in Düsseldorf und der folgenden, langen Sperre wegen seines Ausrasters gegen Schiedsrichter Wolfgang Stark wieder ein Erstligaspiel.

Der bis dahin unzufriedene Hertha-Trainer Jos Luhukay sah danach mehr Spielanteile für seine Mannschaft. Die Freiburger wurden passiv und zunehmend unsicher. Trainer Streich monierte später, sein Team hätte nicht ruhig genug gespielt, um den Gegner auszukontern. Der Ausgleich fiel aus einer wenig gefährlichen Situation, als die SC-Defensive indisponiert war. Nach einem weiten Einwurf von Spielmacher Ronny standen mehrere Verteidiger zu weit vom Mann. Skjelbred drückte den Ball zu seinem ersten Bundesligator über die Linie, sein Gegenspieler Christian Günter ließ den Norweger gewähren.

Der Kredit des Teams bei den Fans schmilzt zusammen, die 23.200 Zuschauer im nicht ausverkauften Stadion begannen zu murren und sahen auch nach der Pause mehr Bemühungen der Hertha als ihres Teams. Das Niveau blieb allerdings mäßig, weshalb auch Trainer Jos Luhukay später sagte: "Wir sind sehr glücklich an den Punkt gekommen."

Torszenen gab es kaum noch, die Herthaner beherrschten meist das Geschehen, eine passable Gelegenheit hatte dann noch der Freiburger Sebastian Kerk. Sein Schlenzer flog knapp am Tor-Dreieck vorbei (61.). Auf der Gegenseite rettete Baummann bei der bis dahin gefährlichsten Berliner Szene nach dem Wechsel gegen Adrian Ramos (74.). Bei Freiburg kam zur Schlussphase Hanke, doch den Sieg vergab in der 90. Minute Fernandes, der den Ball an Torhüter Kraft vorbei an den Pfosten spitzelte.

© SZ vom 23.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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