Saisoneröffnung der Bayern-Basketballer:Am besten zweimal auf den Balkon

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Am liebsten öfter so: Bayern-Boss Hoeneß bei einem Spiel seiner Basketballer. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Acht namhafte Zugänge und jede Menge Ambition: Der FC Bayern und Präsident Uli Hoeneß haben für Trainer Svetislav Pesic ein neues Basketball-Team nach dessen Wünschen zusammengestellt - das Ziel ist die Meisterschaft. Mit dieser Mannschaft sind große Erfolge beinahe Pflicht.

Von Ralf Tögel

Die Rangfolge wurde dann doch eingehalten. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, betrat als Erster den Presseraum. Trainer Svetislav Pesic, zweifelsohne auch ein Vertreter der Spezies Alphatier, bewies Weitblick, als er ihm den Vortritt ließ. Denn bis auf absehbare Zeit laufen weiterhin alle Fäden bei Hoeneß zusammen. Auch im Basketball.

Also folgten ihm Vizepräsident Rudolf Schels, dann der Coach und dessen Sohn Marko Pesic, der Sportdirektor der prosperierenden Unterabteilung des Vereins ist. Die Ziele der kommenden Saison sollten verkündet werden. Einer Saison, in der die Bayern-Basketballer das Projekt in eine neue Dimension hieven sollen - einer Saison, in der sie erstmals in der europäischen Königsklasse an den Start gehen werden, per Wildcard in der Euroleague.

Es war eine entspannte Veranstaltung, wie das eigentlich immer der Fall ist, wenn es beim FC Bayern um Basketball geht. Nur einmal bekam die Stimme von Uli Hoeneß diese schneidende Tonlage, die sie immer dann bekommt, wenn er eine ihm wichtige Nachricht an die Öffentlichkeit senden will: "Kein Cent", sagte der Präsident also, "kein einziger Cent fließt von den Fußballern an die Basketballer."

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Die Hamburg Towers wollen für die kommende Saison mit einer Wildcard in die Basketball-Bundesliga. Vom Projekt FC Bayern grenzen sich die Verantwortlichen allerdings ab. Statt mit Geld eines Großsponsors wollen es die Hamburger mit Jugendarbeit und Emotionen versuchen.

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Das sei die Grundvoraussetzung dafür gewesen, dass das ambitionierte Projekt vor drei Jahren überhaupt aus der Taufe gehoben wurde. "Im Übrigen", so bemerkte Hoeneß spitz, sei das der große Unterschied zum FC Barcelona und Real Madrid, wo die Basketball-Teams, die beide europäische Spitze darstellen, von den Fußballern subventioniert würden. Das hätten ihm "beide Präsidenten versichert", als er dort mit den Fußballern in der Champions League zu Gast war, erzählte Hoeneß.

In ihrem dritten Erstligajahr planen die Bayern zwar noch nicht den Großangriff auf Europa, die deutsche Meisterschaft ist jedoch das erklärte Ziel. Da halfen auch alle Versuche des Trainers nicht, dieses Ziel weichzureden: "Es ist keine Pflicht. Pflicht ist nur, dass alle Spieler jeden Tag ihr Bestes geben", sagte Pesic. Hoeneß hörte aufmerksam zu, schließlich habe der Trainer die Spieler bekommen, die er wollte.

Acht Profis wurden ausgetauscht, was den von Hoeneß gerne vertretenen Anspruch des Vereins auf Kontinuität eigentlich konterkariert. So etwas, betonte Hoeneß daher ausdrücklich, werde es künftig nicht mehr geben: "Wir gehen davon aus, dass wir sehr lange mit Svetislav Pesic zusammenarbeiten. Und wir wollen eine Corporate Identity schaffen mit einem Team, das der Zuschauer kennt und mit dem er sich identifiziert." Eine weitere "Totalrenovierung" wie in dieser Saison schließe er aus.

Die war nötig geworden, weil Pesic-Vorgänger Dirk Bauermann im Vorjahr kurz vor Saisonbeginn überraschend entlassen worden war. Nun also muss sich Pesic mit dem Personal seiner Wahl beweisen, das im Vergleich zur Vorsaison qualitativ vor allem in der Breite deutlich besser geworden ist. In Heiko Schaffartzik, Lucca Staiger (beide Deutschland) und Nihad Djedovic (Bosnien) wurden drei weitere Nationalspieler geholt, dazu kommen Spielmacher Malcolm Delaney vom ukrainischen Meister Kiew und Center John Bryant aus Ulm, beide wurden in der vergangenen Saison in das All-Eurocup First Team gewählt, zählten also zu den besten Spielern im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb.

Bryant war zudem zweimal wertvollster Spieler in der Basketball Bundesliga (BBL). Dazu kommen Bryce Taylor vom BBL-Konkurrenten Artland Dragons sowie Center Yassin Idbihi, der ebenfalls Nationalspieler ist, aber eine EM-Pause eingelegt hat - und Deon Thompson, einer von vier Spielern, die aus Berlin geholt wurden. Thompson, der als Forward und auch als Center vorgesehen ist, hat sich aber an der Hand verletzt und fällt bis auf weiteres aus. Auf dieser Position, so ist zu hören, werde demnächst wohl nachgebessert.

Gerade die höhere Qualität bei den deutschen Spielern dürfte sich spürbar auswirken, denn in der BBL gilt die Sechs-plus-Sechs-Regel, die besagt, dass mindestens sechs deutsche Spieler im Kader sein müssen. Robin Benzing, Schaffartzik und Staiger waren die Akteure, die bei der EM trotz des Vorrunden-Ausscheidens auf sich aufmerksam gemacht hatten. Hauptkonkurrent in der BBL bleiben die Bamberger, aus deren Richtung bereits Sticheleien Richtung München unüberhörbar waren.

Am Meister aus Franken waren die Bayern in der Vorsaison im Halbfinale noch knapp gescheitert. Hoeneß fände es zudem "attraktiv", wenn "mehr große Städte Basketballteams ins Rennen schicken würden", in Hamburg ist das bereits angedacht: "Ich würde auch gerne mit Herrn Watzke über Basketball reden", so Hoeneß, "das würde dem Sport helfen." Ob die BBL wirklich Dortmunder Hilfe braucht, wurde nicht weiter vertieft.

Der Druck auf die Münchner, den Titel zu holen, ist jedenfalls weiter gestiegen. Hoeneß formulierte es moderat, als er sagte: "Mein Traum ist immer noch, dass wir mit zwei Mannschaften auf dem Balkon stehen." Dann fügte er an: "Es wäre schön, wenn das bald wäre."

© SZ vom 25.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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