Robert Lewandowski:Diesmal fit

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Bereit: Robert Lewandowski (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Im vergangenen Jahr fiel Robert Lewandowski vor den Champions-League-Spielen gegen Real Madrid auf die Schulter. Der FC Bayern konnte ihn nicht ersetzen und schied aus.
  • Diesmal geht Lewandowski fit in die entscheidenden Spiele - auch weil er mit Sandro Wagner einen Stellvertreter bekommen hat.
  • Sein körperbetontes Spiel und seine Effizienz sind gerade gegen einen Gegner wie Madrid enorm wichtig für den FC Bayern.

Von Martin Schneider

Es war vor einem Jahr, als Robert Lewandowski so tat, als sei alles okay. "Es tut ein bisschen weh, es ist eine Prellung, glaube ich. Aber es wird kein Problem für Mittwoch sein", sagte er und seine Worte passten nicht zu dem verzerrten Gesicht, mit dem er eine Stunde zuvor das Spielfeld verlassen hatte. Im Liga-Spiel gegen Dortmund war er auf die Schulter gefallen. Lewandowski musste ausgewechselt werden und sah dabei nicht so aus, als tue es nur "ein bisschen" weh. Vier Tage später, an besagtem Mittwoch, würde das Spiel gegen Real Madrid stattfinden.

Es wurde dann doch zum Problem, Lewandowski konnte nicht auflaufen im Hinspiel, an seiner Stelle, dem etablierten Strafstoßschützen, trat Arturo Vidal einen Elfmeter über die Latte. Im Rückspiel spielte Lewandowski dann, erzielte auch ein Tor, aber er wandelte über den Platz wie jemand, der Berührungen aus dem Weg geht, der eine American-Football-Ausrüstung gebraucht hätte. In der 88. Minute wechselte ihn Carlo Ancelotti aus. Kurz vor der Verlängerung. Ihn, den einzigen Stürmer. Bayern verlor.

"Da könnte ich auch fragen: Wer schaltet Robert Lewandowski aus?"

An Robert Lewandowski sieht man, wie sehr sich die Stimmungslage beim FC Bayern im Vergleich zum Vorjahr gedreht hat. Damals herrschte eine Oh-nein-nicht-schon-wieder-Atmosphäre an der Säbener Straße. Neben Lewandowski waren ja auch noch Thomas Müller, Mats Hummels, Manuel Neuer und Jérôme Boateng in unterschiedlichem Grad angeschlagen, alles Spieler, auf deren Ausfälle sie in München keine Antworten hatten.

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Jetzt ist zwar Arturo Vidal nicht da, aber Javi Martínez wieder zurück im Mittelfeld, Manuel Neuer ist verletzt, aber Sven Ulreich vertritt ihn so gut, dass er Chancen auf einen WM-Platz hat und Kingsley Coman wird auch deshalb nicht vermisst, weil Franck Ribéry seinen sechsten Frühling erlebt.

Aber vor allem ist Lewandowski fit, der Stürmer, den selbst der mittlerweile eingekaufte Sandro Wagner nicht ersetzen könnte. Als Bayern-Trainer Jupp Heynckes auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Halbfinale die unvermeidliche Frage gestellt bekam, wie er Ronaldo stoppen wollte, entgegnete Heynckes schlagfertig. "Da könnte ich auch fragen: Wer schaltet Robert Lewandowski aus?"

Das haben sie schon einmal nicht geschafft: Viermal traf Lewandowski 2013 im Trikot von Borussia Dortmund gegen Real und in Madrid vergessen sie keinen Spieler, der sie jemals so gedemütigt hatte. Es heißt, Lewandowski wolle im Sommer dorthin wechseln, vor Kurzem hat er einen seiner Berater ausgetauscht. Pünktlich vorm Duell sagte dann der Ex-Real-Präsident Calderon via Bild-Zeitung, es sei klar, dass Madrid Lewandowski wolle. Lewandowski selbst sagte dazu immer, solche Spekulationen würden ihn nicht interessieren.

In dieser Saison hat Lewandowski in 42 Pflichtspielen 39 Tore erzielt, und wenn er in den verbleibenden Spielen noch fünfmal trifft, dann setzt er seine Immer-mehr-Tore-Serie fort. Erste Saison: 25 Pflichtspieltore. Zweite Saison: 42 Tore. Dritte Saison: 43 Tore. Wenn Stürmer an Toren gemessen werden, dann ist Lewandowski mittlerweile so hoch wie der Münchner Olympiaturm. Kein Klub der Welt kann auf diese maschinenhafte Quote verzichten, auch nicht der FC Bayern.

Gegen Real Madrid umso weniger, als dass die Verteidigung um Sergio Ramos Fußball in manchen Situationen als Kampfsport mit Ball interpretiert und Lewandowski gerade da in seinem Element ist - wenn ihm nicht gerade die Schulter schmerzt. Während Thomas Müller sich durch die Reihen schleicht, rammt sich Lewandowski lieber den Weg frei. Er gefällt sich in der Rolle des Kämpfers; als er im Spiel gegen Sevilla ein Veilchen in der Farbe eines Blaubeermuffins kassierte und der Schiedsrichter die Szene nicht abpfiff, postet er davon auf Instagram ein Foto und schrieb drunter "No Foul".

Sogar mit Arjen Robben herrscht Frieden

Dass er Eishockey-Einlagen wie gegen Sevilla diesmal besser wegsteckt, liegt auch an Sandro Wagner. Zum ersten Mal, seit Claudio Pizarro den Verein verlassen hat, gibt es so etwas wie einen Stellvertreter. Den forderte Lewandowski übrigens via Spiegel-Interview im September 2017 selbst ein, er beklagte sich, dass er ständig spielen müsse und er seinen Körper für seine Art des Spiels brauche. Der FC Bayern tat sich aber schwer, einen Stürmer zu finden, der sich brav hinten anstellt.

Und so passt gerade offenbar alles, selbst die Dauerzankereien mit Arjen Robben gibt es in dieser Phase der Saison nicht. Die beiden haben sich gerne mal vorgerechnet, wer wann wem einen Pass nicht aufgelegt hat. Lewandowski beschwerte sich nach der vergangenen Saison, seine Teamkameraden hätten ihm nicht dabei geholfen, die Torjägerkanone zu gewinnen (Dortmunds Aubameyang schoss ein Tor mehr).

Aber unter Heynckes gibt es solche Egoausflüge nicht mehr und sowieso hat man den Eindruck, dass die Mannschaft des FC Bayern erkannt hat, welche Chance sie gerade hat. Und so erwarten alle Lewandowskis großen Auftritt. Frei nach Joachim Löw, dass der Pole der Welt zeigen will, dass er besser ist als dieser Ronaldo.

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