Revierderby:BVB ist der König im Pott

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Pierre-Emerick Aubameyang: Mag Batman immer noch (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund besiegt Schalke 04 mit 3:2.
  • Bis zum Ende kämpfen die Gelsenkirchener um den Ausgleich.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Superhelden lassen sich nur blicken, wenn sie wirklich gebraucht werden. Sie vergeuden keine Superkräfte. Acht Monate ist es her, dass im Dortmunder Stadion die Superhelden Batman und Robin im Trikot der Borussia aufgetaucht waren und je einen Treffer zu einem 3:0 über Schalke 04 beigetragen hatten. Der Sieg markierte (noch unter Jürgen Klopp) das emotionale Ende einer schwarz-gelben Depression. Seitdem haben sich die Maskenmänner nicht mehr gezeigt.

Das 147. Revierderby am Sonntag haben die Dortmunder ohne kurzfristige Verkleidung zelebriert. 3:2 (2:1) hieß es am Ende zwar knapp, aber verdient für die Schwarz-Gelben, die sich mit dem vierten Bundesliga-Sieg nacheinander auf dem zweiten Tabellenplatz zunehmend von ihren Verfolgern entfernen, während die Schalker mit dem dritten sieglosen Ligaspiel in Serie tendenziell Richtung Mittelfeld driften.

Als Pierre-Emerick Aubameyang (seinerzeit in der Rolle des Batman) am Sonntag zwei Minuten nach der Pause das richtungsweisende 3:1 erzielt hatte, begnügte er sich mit unkostümiertem Torjubel, weil sein damaliger Adlatus Robin (Marco Reus) diesmal wegen einer gerissenen Muskelfaser im Schritt fehlte. Unter seinem Trikot immerhin entblößte Aubameyang das Batman-Logo als Hommage an den Triumph im Februar. Unter dem Logo stand: "Do you remember?"

Die Dortmunder Fans erinnerten sich gern. Aubameyang widmete seinen Treffer dem absenten Reus. Ihm droht wegen der gelben Karte fürs Trikotausziehen kein Ärger mit Trainer Thomas Tuchel. "Er darf das jetzt aber nicht noch mal machen", scholt Tuchel lächelnd - "allerhöchstens im Rückspiel."

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Der Unterschied zwischen spielfreudigen Dortmundern und bemühten Schalkern war auch, dass ersteren der Ausfall von Reus eher wenig anhaben konnte, während die Schalker für ihre Wehr gegen Dortmunds starke Offensive zwei wichtige Spieler aufrichtig vermissten: Johannes Geis (Sperre) und Benedikt Höwedes (Handbruch). Joel Matip (vom Hexenschuss genesen) bildete mit Roman Neustädter eine flatternde Innenverteidigung. "Aber Dortmund hat auch ein brutales Ball- besitzsspiel", zeigte Trainer André Breitenreiter Verständnis.

Schalker Leidenschaft war in höherer Konzentration bereits am Samstag gemessen worden. Da verwandelten am Schalker Trainingsplatz 3000 Fans das Abschlusstraining zu einem Happening; etliche Leuchtfeuerstäbe riefen eine beträchtliche Rauchsäule hervor. Dominanz und Demut waren im 87. Bundesliga-Derby zwischen den beiden Klubs dann klar verteilt.

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Dortmund dominierte im 4-3-3-System, während die Schalker im 4-4-2 auf Gegenstöße lauerten. Nach 15 Minuten bekam BVB-Torwart Roman Bürki erstmals den Ball in die Hand, nach 16 Minuten posierten erstmals zwei Kampfhähne voreinander: Dortmunds Henrikh Mkhitaryan und der Schalker Dennis Aogo. Es war anfangs ein statisches Derby mit taktischer Disziplin, die erst ein bisschen aufgegeben wurde, nachdem der kleine Japaner Shinji Kagawa in der 30. Minute die 1:0-Führung für Dortmund geköpfelt hatte.

Nach einer Flanke von Matthias Ginter übersprang Kagawa (1,75 Meter) den noch drei Zentimeter kleineren Schalker Caicara und löste den BVB-Fans die Stimme. "Das muss echt nicht sein, dass Kagawa gegen uns ein Kopfballtor macht", lamentierte Klaas-Jan Huntelaar nachher. Ein Fehlpass vom unbedrängten BVB-Innenverteidiger Mats Hummels nur drei Minuten später auf Schalkes Leon Goretzka leitete den unerwarteten, frühen Ausgleich ein.

Sanés exklusive Einschätzung

Goretzka schickte Leroy Sané. Der 19-Jährige setzte sich gegen Sokratis durch und bediente in der Mitte Huntelaar, der auf dieses - sein drittes - Saisontor sieben Wochen hatte warten müssen. Mit der Statik im Spiel war es nun vorbei. Im Streben um die Wiederherstellung der Führung und des damit verbundenen Wohlgefühls gelang den Dortmundern in der 43. Minute erneut per Kopfball der 2:1-Pausenstand. Eine Ecke von Mkhitaryan erreichte der vormalige Flankengeber Ginter im Zentrum, von wo aus er den Ball über die Torlinie drückte.

Nach dem Wiederanpfiff waren die Schalker mit ihren Gedanken womöglich noch bei der Kreation einen Gegenschlagplans, als das Spiel sich in der 47. Minute entschied. Gonzalo Castro, für Reus in der Startelf, schickte Aubameyang zu dessen 14. Saisontreffer - das sind nur zwei weniger als die gesamte Schalker Mannschaft in dieser Saison bislang produzierte.

Huntelaar tat sein Mögliches, um an diesem beklagenswerten Umstand etwas zu ändern und erzielte in der 70. Minute nach einem Konter den wiederum etwas überraschenden 2:3-Anschlusstreffer. Zuvor hatten die Gastgeber etliche Chancen ungenutzt gelassen und mussten unnötigerweise um den Sieg bangen.

Einen Schuss des eingewechselten Pierre Emile Hojbjerg lenkte Bürki in der 79. Minute an den Pfosten. "Diese Spannung wäre nicht nötig gewesen, weil wir vorher schon das 4:1 hätten machen müssen", fand Tuchel. "Das war das einzige Schlechte heute", assistierte Ginter, "dass wir das Spiel nicht früher entschieden und höher gewonnen haben." Die Einschätzung des Schalkers Sané, "wir hätten hier einen Punkt verdient gehabt", vertrat der Stürmer exklusiv. Schalkes Trainer André Breitenreiter formulierte es hingegen so, dass ihm niemand widersprechen konnte: "Wir haben unseren Teil zu einem großartigen Derby beigetragen."

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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