Paralympics:Paralympische Athleten laufen schneller als Olympiasieger

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Der Algerier Abdellatif Baka gewinnt Gold während Tamiru Demisse (links) mit gekreuzten Armen gegen die Politik Äthiopiens demonstriert. (Foto: REUTERS)
  • Beim 1500-Meter-Rennen der Sehbehinderten laufen die vier Besten schneller als der Olympiasieger Matthew Centrowitz Jr.
  • Der zweitplatzierte Äthiopier Tamiru Demisse nutzt zudem den Zieleinlauf für einen politischen Protest und wird verwarnt.

Ein Leichtathletik-Rennen für Sehbehinderte hat bei den Paralympics in Rio de Janeiro für Aufregung gesorgt. In der Startklasse T13 liefen die ersten vier des 1500-Meter-Finals am Sonntagabend schneller als der Amerikaner Matthew Centrowitz Jr. bei seinem Olympiasieg am 20. August an gleicher Stelle. Centrowitz reichte bei den Nichtbehinderten eine Zeit von 3:50,00 Minuten, um olympisches Gold zu holen. Der Algerier Fouad Baka dagegen wurde in 3:49,84 Minuten nur Vierter bei den Paralympics.

Sein Bruder Abdellatif Baka gewann dieses denkwürdige Rennen in der Weltrekord-Zeit von 3:48,29 Minuten. Zweiter wurde der Äthiopier Tamiru Demisse (3:48,49), der beim Überqueren der Ziellinie demonstrativ beide Arme über seinem Kopf kreuzte. Das ist in seiner Heimat ein Zeichen des Protests gegen die autoritäre äthiopische Regierung. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) verwarnte Demisse dafür am Montag. "Wir haben ihm sehr, sehr deutlich klargemacht, dass politische Statements bei den Paralympics nicht erlaubt sind", sagte IPC-Präsident Philip Craven.

Rio de Janeiro
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Was für ein Drama: Die deutsche 4x100-Meter-Staffel um Markus Rehm kommt als Zweite ins Ziel - ehe der vermeintliche Sieger, die USA, auf der Ehrenrunde disqualifiziert wird.

Athleten der Startklasse T13 sind in ihrem Sehvermögen stark eingeschränkt, aber nicht blind. Sie können ihre Rennen zum Beispiel ohne einen Begleitläufer bestreiten.

Bei Olympia wurde gebummelt

Dass paralympische Sportler über 1500 Meter schneller laufen als Olympioniken, ist in diesem Fall gut möglich. Das 1500-Meter-Rennen bei den Olympischen Spielen war ein taktisch geprägter Lauf. Das heißt: Die ersten Meter lief das Feld sehr langsam, weil kein Läufer an der Spitze des Feldes Tempoarbeit übernehmen wollte und alle um die besten Positionen rangelten. Das 1500-Meter-Finale von Rio war das langsamste Finale seit 1932.

Anders als zum Beispiel bei den Sprung-, Wurf- oder Sprintdisziplinen ist die absolute Zeit über die Mittel- und Langstrecke nicht zwingend ein Indikator für eine gute Leistung. Matthew Centrowitz Jr., der in 3:50,00 Minuten Olympiasieger wurde, hat zum Beispiel eine persönliche Bestzeit von 3:30,4 Minuten.

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