Rio de Janeiro:Deutsche Paralympics-Staffel holt Gold

2016 Rio Paralympics - Day 5

Sieger von links: Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors.

(Foto: Getty Images)
  • Die deutsche 4x100-Meter-Staffel gewinnt in Rio de Janeiro Gold.
  • Dabei kommt die Staffel um Markus Rehm als Zweite ins Ziel - ehe der vermeintliche Sieger, die USA, auf der Ehrenrunde disqualifiziert wird.
  • Dabei läuft das Team sogar eine Bestzeit.

Der Ersatzläufer sah es als Erster. Im Sprinttempo rannte Heinrich Popow die Tribüne des Olympiastadions herunter und brüllte immer wieder: "Wechselfehler, Wechselfehler!" Die deutsche Teamleitung und eine Jury schauten sich das 4x100-Meter-Finale bei den Paralympics in Rio de Janeiro auch noch einmal genauer an.

Die Folge: Das Team USA wurde disqualifiziert, nachdem es gerade einen Weltrekord gelaufen war. Und die deutsche Sprintstaffel um Markus Rehm wurde zum Sieger erklärt, als sie sich auf ihrer Ehrenrunde gerade schon ausgelassen über Silber freute. Es ist die erste Goldmedaille für den Leichtathletik-Star Rehm bei diesen Paralympics - bloß erfuhren er und seine ebenso auf Unterschenkelprothesen laufenden Teamkollegen David Behre, Felix Streng und Johannes Floors davon am Montagabend als Letzte.

"Wir kamen gerade auf die Zielgerade zurück und sahen, wie auf der Tribüne alle ausflippten", sagte Rehm. "Wir haben uns gedacht: Ja, wir haben Silber geholt, das ist toll. Aber warum rastet ihr deshalb so aus? Dann habe ich auf die Anzeigetafel geguckt. Das ist krass!"

"Dazu gibt es eine Wechselzone"

Platz eins Deutschland, 40,82 Sekunden, paralympischer Rekord und auch Europarekord. Das war auf der Anzeigetafel zu lesen. Der vermeintliche Weltrekord der Amerikaner (40,61) erlangte nie Gültigkeit. Dem US-Team war der gleiche Fehler unterlaufen wie schon bei den Paralympics 2012 in London: Der zweite Läufer berührte den dritten schon vor der Wechselzone. "Das ist die Regel. Dazu gibt es eine Wechselzone", sagte Rehm. "Sie sind das bessere Rennen gelaufen. Sie hatten die bessere Zeit. Aber sie haben einen Fehler gemacht. Und wir sind das bessere Team!"

Ob es sich anders anfühlt, einen Titel nachträglich zugesprochen zu bekommen, als ihn auch tatsächlich auf der Laufbahn zu gewinnen? "Nein", meinte Rehm. "Wir waren auch über Silber glücklich. Wir sind ein tolles Rennen gelaufen und haben unsere Bestzeit unterboten." Dieser verrückte Abend war damit aber noch nicht vorbei. Knapp zwei Stunden nach dem Sieg mit der Staffel liefen Behre, Streng und Floors auch noch das 200-Meter-Finale. Und Behre holte sich einen Tag vor seinem 30. Geburtstag in der Europarekordzeit von 21,41 Sekunden sogar Bronze. "Das ist megamäßig. Einmal Gold und einmal Bronze an nur einem Abend - ich kann sehr zufrieden sein", sagte er.

Silber im Tischtennis

Zuvor hatte es an der Tischtennisplatte erneut Silber geben. Einen Tag nach Thomas Schmidberger hat auch Valentin Baus den zweiten Platz belegt. Der Rollstuhl-Athlet aus Bochum verlor sein Finale gegen den Chinesen Ningning Cao in drei Sätzen mit 11:13, 10:12 und 8:11. "Ich wollte unbedingt gewinnen. Ich ärgere mich zwar ein bisschen, aber ich bin auch zufrieden mit Silber. Ich habe ein super Turnier gespielt", sagte der Weltmeister und fügte kämpferisch hinzu: "Ich greife in Tokio neu an."

Mit fünfmal Gold, achtmal Silber und fünfmal Bronze rangierte das deutsche Team nach 212 von 528 Entscheidungen in der Nationenwertung auf Platz zehn. An der Spitze lag China (43/35/25) vor Großbritannien (25/15/19) und der Ukraine (21/16/19).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: