Olympia:Bikini gegen Kopftuch

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Andere Welten: Laura Ludwig schmettert gegen Doaa Elghobashy. (Foto: dpa)

Die deutschen Gold-Hoffnungen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben in ihrem ersten Match keine Probleme gegen Doaa Elghobashy und Nada Meawad. Das Duo aus Ägypten tritt mit langen Hosen an.

Von Jürgen Schmieder

Laura Ludwig und Kira Walkenhorst hatten die völlig falschen Klamotten gewählt an diesem Abend in Rio. Natürlich erfüllten die deutschen Beachvolleyball-Frauen im knappen Bikini die ohnehin nicht mehr so gestrengen Wünsche des Weltverbandes, doch blies vom Ozean her ein garstiger Wind durch das Stadion an der Copacabana. Es war gar ein kräftiger Sturm angekündigt gewesen, weshalb die aus religiösen Gründen gewählte Kleidung der ägyptischen Gegnerinnen Nada Meawad und Doaa Elghobashy (lange Hose, langes Shirt, Kopftuch) zwar ungewohnt, aufgrund der Bedingungen jedoch durchaus angemessen wirkte.

"Das ist eben unsere Arbeitskleidung", hatte Ludwig vor den Olympischen Spielen im SZ-Interview gesagt: "Mit wenig Stoff am Körper ist es einfach angenehmer, sich schwitzend im Sand zu bewegen. Für Frauen, die das aus religiösen Gründen nicht wollen oder nicht dürfen, war es bisher schwer, Beachvolleyball zu spielen." Die Ägypterinnen jedoch taten sich nicht schwer, sie bewegten sich geschmeidig durch den Sand, agierten frech und streuten immer wieder überraschende Angriffe ein. Sie bejubelten jeden einzelnen ihrer Punkte - es waren am Ende jedoch nicht genug, um das deutsche Duo zu gefährden.

"Wir sind schon im Rhythmus, auch wenn noch nicht alles geklappt hat", sagte Walkenhorst nach dem 21:12, 21:15: "Wir müssen es nun hinbekommen, dass wir uns bei diesem Turnier auf 100 Prozent hochschrauben." Es war Walkenhorsts erste Partie bei Olympischen Spielen, Kollegin Ludwig war bereits in Peking und London dabei, mit Partnerin Sara Goller schaffte sie den neunten und fünften Platz.

Trainer Jürgen Wagner hatte vor vier Jahren das Männer-Duo Julius Brink/Jonas Reckermann zur Goldmedaille geführt, er betreut nun Ludwig und Walkenhorst - und weil die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele immer besser verlaufen war, korrigierten die Weltranglisten-Ersten Ludwig und Walkenhorst ihre Ziele in den vergangenen Wochen von "unser bestes Volleyball spielen" und "oben mitspielen" auf zunächst einmal "eine Medaille erreichen" und mittlerweile auf den Gewinn der Goldmedaille.

Später am Abend verlor das zweite deutschen Frauen-Duo (Karla Borger und Britta Büthe) ihre erste Partie gegen die Schweizerinnen Nadine Zumkehr und Joana Heidrich deutlich mit 12:21, 16:21. Der Wind spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle, die deutschen Spielerinnen hatten vielmehr Probleme mit der eigenen Psyche und erlaubten sich zahlreiche Fehler. Davor hatte Ludwig schon vor den Spielen gewarnt: "Nervosität kommt dazu. Plötzlich hören die Beine nicht mehr auf den Kopf und man spielt eben doch nicht das Beachvolleyball, das man gerne spielen würde. Es wird alles neu sein: die Stadt, die Begebenheiten." Sie wolle ihrer Kollegin dabei helfen, auch mit kniffligen Bedingungen zurechtzukommen. Einem kleinen Sturm an der Copacabana etwa oder frechen Gegnerinnen. Das ist ihnen gelungen.

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