Niederlage gegen Leverkusen:Bonjour Dortmunder Herbsttristesse

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Wohin mit dem Frust? Kevin Grosskreutz nach der Niederlage gegen Leverkusen. (Foto: REUTERS)

Jürgen Klopp hat schon schönere Tage bei Borussia Dortmund erlebt. Der Trainer kann im Moment nur tatenlos dabei zusehen, wie sich ein Spieler nach dem anderen verletzt. Bei der Niederlage gegen Leverkusen vergrößern Sven Bender und Nuri Sahin das BVB-Lazarett. Wer soll jetzt bloß im wichtigsten Spiel der Hinrunde auflaufen?

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Jürgen Klopp hatte es extrem eilig: Als Dortmunds Trainer während der Pressekonferenz die Kunde vernahm, es gäbe von der versammelten Journalistenschar keine Fragen, sprang er auf, packte seinen Anorak und verließ fluchtartig das Podium im Presseraum des Dortmunder Stadions. Im letzten Moment erinnerte sich Klopp an seine gute Kinderstube, er hatte sich noch gar nicht vom Kollegen Sami Hyypiä verabschiedet. Also hielt er kurz inne, schüttelte dem Finnen die Hand, um dann im Sturmschritt von dannen zu ziehen. Kein Zweifel, man hat den 46-Jährigen schon in sehr viel besserem Zustand erlebt, seit er seinen Job im Ruhrgebiet angetreten hat.

Nicht nur die Niederlage des BVB im Verfolgerduell gegen Bayer Leverkusen schlug heftig auf das Gemüt des Fußballlehrers, sondern auch der Umstand, dass der Krankenstand in der Dortmunder Belegschaft langsam aber sicher dramatische Dimensionen annimmt. Die neuen Patienten tragen den Namen Sven Bender und Nuri Sahin, beide sind im defensiven Mittelfeld unersetzbar. Während Bender mit einer Innenbanddehnung im rechten Sprunggelenk und Einblutungen in den Sehnenscheiden definitiv ausfällt für das entscheidende Champions-League-Spiel am Mittwoch in Marseille, besteht bei Sahin noch Hoffnung auf einen Einsatz. Den Türken plagt ein Außenbandteilriss im rechten Sprunggelenk.

Und das in dieser so wichtigen Woche, in der die Dortmunder ohnehin schon auf die langzeitverletzten Stammkräfte Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan verzichten müssen. Dies sei "keine Situation, in der jeden Tag die Sonne scheint", sagte Klopp und schaute reichlich zerknirscht drein: "Aber da müssen wir jetzt irgendwie durch." Erschwerend kommt hinzu, dass Manndecker Sokratis beim nächsten Ligaauftritt in Hoffenheim zuschauen muss. Der Grieche flog in der Schlussphase mit gelb-rot vom Platz und ist damit für ein Spiel gesperrt.

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Es scheint, als werden die Dortmunder von einer veritablen Herbstdepression durchgeschüttelt, derzeit kommt es für den Revierklub eines zum anderen. Die allgemein triste Lage wird durch den Umstand verschlimmert, dass die Dortmunder das Spiel gegen die Leverkusener völlig verdient mit 0:1 (0:1) verloren, weil sie sich von ihren rustikal zu Werke gehenden Widersachern den Schneid abkaufen ließen.

Der pfeilschnelle Koreaner Heung-Min Son erzielte bereits in der Anfangsphase nach einem schlimmen Fehlpass des indisponierten Manuel Friedrich das Tor des Tages. Über 90 Minuten war auffällig, wie schwer sich die Gastgeber vor 80.645 im ausverkauften Dortmunder Stadion gegen einen Gegner taten, der sie mit den eigenen Mitteln bezwang: Laufstark, hart am Mann und mit überfallartigen Gegenangriffen - normalerweise sieht so das Erfolgsrezept der Dortmunder aus.

"Leverkusen hat die richtigen Schlüsse aus den Spielen gegen die Bayern und Manchester gezogen", analysierte Klopp, "sie sind unheimlich aggressiv zu Werke geangen." Er könne sich nicht erinnern, sinnierte der Trainer, "schon mal so viele Zweikämpfe verloren zu haben". Leverkusens starker Kapitän Simon Rolfes beschrieb das Spiel der eigenen Mannschaft so: "Kontrolliert, beweglich, aggressiv - wir hatten eine verdammt gute Ordnung auf dem Platz".

Dass es die Gäste aus dem Rheinland dabei zuweilen mit der Härte übertrieben und ihren bosnischen Manndecker Emir Spahic mit einer roten Karte verloren - Schwamm drüber. Viel mehr zählte, nach all den zermürbenden Diskussionen der letzten Wochen den Nachweis erbracht zu haben, gegen einen Topklub bestehen zu können. Genau diese Tugend war den Leverkusenern nach nach herben 0:5 in der Champions League gegen Manchester United noch abgesprochen worden, und das hatte mächtig am Selbstbewusstsein genagt.

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"Es ist gerade mal zehn Tage her, da waren wir alle am Boden", berichtete Sportdirektor Rudi Völler: "Seitdem haben wir drei Siege eingefahren, und das tut unheimlich gut. Wir haben ganz Deutschland gezeigt, was wir können." Auch Mittelfeldspieler Jens Hegeler gab Einblicke in das Leverkusener Seelenleben: "Wir haben gegen die Bayern einen Punkt geholt und den BVB geschlagen - da kann es doch überhaupt keine Diskussion darüber geben, ob wir große Mannschaften bespielen können."

Die Genugtuung, Platz zwei gefestigt und den Dortmundern mit sechs Punkten enteilt zu sein, war mit Händen zu greifen. Seine Mannschaft habe vor allem in der ganz starken ersten Halbzeit gezeigt, "zu was wir in der Lage sind", verkündete Trainer Sami Hyypiä. Für den wortkargen Finnen kommen solche Worte schon einem emotionalen Ausbruch gleich. Der ehemalige Weltklasseverteidiger hat es geschafft, den Underdog vom Rhein als ersten Verfolger der übermächtigen Bayern zu installieren.

Ein Umstand, der den kecken Torschützen sogar den Blick nach ganz oben wagen ließ: "Der BVB und Bayern sind stark", verkündete Heung-Min Son, "aber wir mit Sicherheit auch. Warum sollten wir nicht an die Bayern ran wollen?"

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