Neuer Bayern-Präsident Karl Hopfner:"Ich fühle mich nicht als Platzhalter"

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Karl Hopfner sieht sich nicht als Platzhalter von Uli Hoeneß. (Foto: REUTERS)

Er ist seit zwei Wochen im Amt, doch noch immer dreht sich alles um seinen Vorgänger: Bayern-Präsident Karl Hopfner sieht die persönlichen Pläne von Uli Hoeneß gelassen. Er selbst will kein Rund-um-die-Uhr-Boss sein. Ehrgeizig ist er trotzdem - und strebt ein weiteres wichtiges Amt im Klub an.

Von Claudio Catuogno, München

Seit knapp zwei Wochen ist Karl Hopfner, 61, jetzt Präsident des FC Bayern. Doch weil sein Vorgänger Uli Hoeneß bei der Wahlversammlung Anfang Mai ans Pult trat und seine Rückkehr nach verbüßter Haftstrafe ankündigte ("Das war's noch nicht"), gilt Hopfner jetzt als Übergangslösung.

Tja. Dumm gelaufen? Nicht unbedingt, Hopfner selbst sieht sich jedenfalls nicht so: "Ich fühle mich nicht als Platzhalter", sagt er, "sondern als gewählter Präsident mit dem Auftrag der Mitglieder bis zum November 2016." In den zweieinhalb Jahren werde er "meine Aufgabe so gut wie möglich machen. Was danach ist, kann ich nicht sagen. Es gibt keine Absprache, dass das dann so oder so läuft."

Nein, er sei von Hoeneß nicht konkret in dessen Pläne eingeweiht gewesen, sagt er. Ein vertrauliches Gespräch der beiden vor Hoeneß' Rede hat es demnach nicht gegeben. Dass Hoeneß - wenn er und die Mitglieder das wünschen - wieder Bayern- Präsident wird, ist für Hopfner sowieso eine Selbstverständlichkeit. Beschäftigen will er sich damit aber noch nicht: "Uli muss sich finden, dann muss er sich erklären, und dann sieht man weiter."

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In die meisten Rollen, die der Patriarch Hoeneß im Verein ausfüllte, drängt es Hopfner nach eigener Auskunft nicht hinein. Als Herbergsvater, der einen Mehmet Scholl auf der Couch schlafen lässt oder Franck Ribéry emotional umsorgt, sieht er sich eher nicht. "Das Vakuum, das ohne Uli Hoeneß ganz sicher entsteht", müsse "in erster Linie vom Vorstand geschlossen werden. Da ist sicher Karl-Heinz Rummenigge gefordert, auch Matthias Sammer und alle anderen. Wenn ich sie dabei unterstützen kann, mache ich das gerne."

Er will, anders als Hoeneß, auch kein Rund-um-die-Uhr-Präsident sein. Derzeit ist der langjährige Finanzvorstand, der die Hoheit über die Fußball-Millionen 2012 an Jan-Christian Dreesen abgab und ins Amt des Vizepräsidenten wechselte, zwar "vorübergehend mehr im Haus, aber ich möchte das wieder reduzieren, denn es ist ein Ehrenamt".

Aufsichtsratschef der Bayern-AG will Hopfner, der von Weggefährten als durchaus ehrgeizig beschrieben wird, aber schon werden. "Wir sind so verblieben, dass wir uns im September mit den anderen Anteilseignern zusammensetzen", erläutert er, der Termin ist wegen diverser Rochaden im Gremium ohnehin nötig, "dann wird man sich über den Vorsitz sicher einigen."

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Nach Hoeneß' Rückzug wegen seines Steuerverfahrens war Adidas-Chef Herbert Hainer auf den Chefsessel des Kontrollgremiums gerückt. Aber der FC Bayern e.V. ist der Mehrheitseigner seiner Profifußballer, daraus leitet Hopfner das Recht auf den Führungsposten ab: "Ich muss ja nicht betonen, dass der e.V. 75 Prozent der Anteile an der AG hat."

BVB-Chef Watzke hat ihn "wahnsinnig wütend gemacht"

Man wird jetzt also noch öfter von ihm hören. Bis zu seiner Wahl Anfang Mai hatte Hopfner eigentlich nur einmal für Aufsehen gesorgt: mit einem Konter in Richtung des Geschäftsführers von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke. Alte Kamellen eigentlich, 2004 hatten die Bayern dem BVB mit einem Zwei-Millionen-Darlehen kurzfristig aus der Patsche geholfen.

Watzke hatte nun behauptet, der FC Bayern habe seinerzeit acht Prozent Zinsen kassiert, weshalb Hoeneß nicht so tun müsse, als sei er "Mutter Teresa". Tatsächlich waren laut Hopfner 1,5 Millionen zinsfrei, 500 000 konnten zum vereinbarten Zeitpunkt nicht zurückgezahlt werden. Sie wurden auf Wunsch des BVB mit fünf Prozent verzinst - und anschließend beim Transfer von Torsten Frings verrechnet.

Watzkes falsche Auskünfte, sagt Hopfner, habe er "vollkommen deplatziert gefunden, das hat mich wahnsinnig wütend gemacht". Ob er mit seinem Gegenangriff auch die eigenen Konturen schärfen wollte vor der Wahl? "Das hatte nichts mit der Nominierung fürs Präsidentenamt zu tun."

Die Eiszeit zwischen Münchnern und Dortmundern besteht ohnehin schon länger, formal besteht sie auch weiter. Wobei: Mit BVB- und Liga-Präsident Reinhard Rauball hat sich Hopfner "im Ligavorstand schon wieder zwei, drei Mal getroffen". Der Umgang sei "professionell".

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© SZ vom 15.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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