1860 München gegen Kaiserslautern:Gratulation zur Niederlage

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Einen Kopf kürzer: Kaiserslauterns Mohamadou Idrissou überspringt Grzegorz Wojtkowiak (links) und Markus Schwabl. (Foto: Johannes Simon/Getty Images)

"Die Leistung war fantastisch": Der TSV 1860 München verliert 0:1 gegen Kaiserslautern und muss seine Aufstiegsambitionen wohl endgültig ablegen. Trainer Friedhelm Funkel lobt trotzdem ausgiebig seine Mannschaft- und einen Überraschungs-Debütanten.

Aus dem Stadion von Julian Beyer

Friedhelm Funkel wirkte recht vergnügt, als er auf der Pressekonferenz Auskunft gab über das Spiel seines TSV 1860 München gegen den 1. FC Kaiserslautern. Immerhin sah er beim Sonntagsspiel nach eigener Aussage eine "fantastische Leistung", er fügte an: "Ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren", sagte Funkel, "das ist der Weg den wir gehen wollen".

Seine Mannschaft hatte kurz zuvor übrigens 0:1 verloren.

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Rückschlag für die Löwen: Dank der 0:1-Heimniederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern fällt der TSV 1860 München in der Tabelle zurück. Auch der Karlsruher SC kommt im Aufstiegsrennen nicht voran, am Tabellenende schöpft Energie Cottbus neue Hoffnung.

Aber Funkel konnte zurecht stolz sein auf die Leistung seiner Spieler. Der TSV setzte die Gäste vor 24.600 Zuschauern sofort mächtig unter Druck. Eifrig führten die Löwen ihre neu gewonnene Offensivstärke vor - wie schon in den Partien gegen Aalen und Aue. In der von vielen Fouls geprägten ersten Hälfte erarbeiteten sich die Münchener Torchance um Torchance. Ein Schuss von Daniel Adlung rauschte nur knapp am Tor von Tobias Sippel vorbei. Kurz darauf zwang Yuya Osako den Lauterer Keeper mit einem satten Linksschuss zur Faustabwehr. Als Yannick Stark frei vor dem Lauterner Tor auftauchte, musste Sippel sich erneut strecken, um den Ball zur Ecke zu lenken.

Ludwig mit katastrophalem Rückpass

Während die Löwen nach vorne preschten, ergaben sich allerdings Räume für den FCK, denn nicht jeder Pass in die Spitze zu Osako oder auf die Außenposten Adlung und Andreas Ludwig kam an. "Wir wollten aus den Fehlern der Münchener nach vorne spielen", sagte Lauterns Trainer Kosta Runjaic, "das ist uns gelungen". Den dicksten Bock leistete sich Andreas Ludwig. Kurz vor Ende der ersten Hälfte spielte er einen Rückpass zu Gabor Kiraly in die Füße von Lauterns Simon Zoller. Dessen Schuss aus spitzem Winkel kratzte Markus Schwabl von der Linie.

"Ich bin sehr zufrieden mit Manni", sagte Funkel nach dem Spiel über Schwabl, der wie Sven Bender bei Borussia Dortmund den Spitznamen "Manni" trägt. Bis Sonntagmorgen wusste der Münchener "Manni" noch gar nichts von einem Einsatz. Erst beim Spaziergang vor dem Frühstück wurde der 23-Jährige aufgeklärt. Da Innenverteidiger Christopher Schindler mit Muskelproblemen im Oberschenkel kämpfte, sollte Schwabl als Außenverteidiger einspringen - zum ersten Mal in der zweiten Liga, und dann noch auf ungewohnter Position. "Das war ganz in Ordnung", meinte er nach seinem Debüt, "aber dass am Schluss auf unserer Seite eine Null steht, ist ziemlich bitter. Es kann auch andersherum ausgehen".

Der 1. FC Kaiserslautern, der mit Mohamadou Idrissou, Simon Zoller und Srdjan Lakic drei Stürmer aufbot, startete besser in die zweite Hälfte. In der 48. Minute schnupperte Lauterns Lakic am 1:0, Kiraly parierte seinen Schuss nach Flanke von Idrissou in die Strafraummitte. Löwen-Kapitän Guillermo Vallori warf sich gerade noch in den Abstauber von Marcel Gaus. Sein Teamkollege Grzegorz Wojtkowiak war sieben Minuten später nicht so erfolgreich. Als Lauterns Gaus einen Pass von Florian Dick an der rechten Strafraumgrenze annahm, blieb Wojtkowiak komplett passiv. Gaus legte sich den Ball vor dem Tor der Löwen zurecht und schob ins linke Eck, vorbei an Kiraly.

Schiedsrichter Bastian Dankert verwehrt Anschlusstor

"Wir haben ein bisschen gewackelt, Glück gehabt und gewonnen", bilanzierte Kosta Runjaic nach dem "schweren Spiel". Die 57. Minute verlief besonders glücklich für den FCK-Trainer. Yannick Stark hatte mit einem 20-Meter-Hammer den Ausgleich für die Löwen erzielt. Dachten zumindest Stark und seine Kollegen. Doch Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Abseits. Andreas Ludwig soll den Ball in Abseitsposition entscheidend abgefälscht haben. "Das Tor war aus meiner Sicht regulär", meinte Funkel. Runjaic assistierte: "Ich habe es auch als Tor wahrgenommen."

Im Anschluss gaben die Löwen nicht auf und hätten durch Osako in der 62. Minute und Stoppelkamp zehn Minuten später mindestens den Ausgleich erzielen müssen. "Die Mannschaft hat bis zur letzten Minute alles versucht", sagte Funkel. Selbst Gabor Kiraly tauchte in der 92. Minute als Kopfballungeheuer im Lauterer Strafraum auf. Mit dem Hinterkopf drückte er den Ball nach einer Ecke wenige Meter über das Tor von Sippel.

2. Bundesliga
:Drei Spiele, null Tore

Tabellenführer 1. FC Köln kann sich beim 0:0 gegen den VfR Aalen weiter nicht entscheidend absetzen. St. Pauli spielt nur 0:0 gegen Ingolstadt und bleibt den Aufstiegsrängen fern. Bei der Partie FSV Frankfurt gegen Fortuna Düsseldarf fallen auch keine Tore.

Mit der Niederlage sind die Löwen auf Platz neun in der Tabelle abgerutscht und befinden sich im Niemandsland der zweiten Bundesliga. Als nächstes erwartet die Löwen am Mittwoch eine Auswärtsfahrt nach Cottbus. Unter dem neuen Trainer Jörg Böhme hat Energie am Sonntag gegen Bielefeld gewonnen (3:1) und schöpft im Abstiegskampf neuen Mut. "Mittwoch wird es schwer, Cottbus hat die Chance, in der Liga zu bleiben", warnt Funkel vor der Partie. Erst nach der englischen Woche will der Trainer eine mögliche Vertragsverlängerung ab Sommer 2014 in Angriff nehmen.

Große Heldentaten im sportlichen Bereich wird Funkel dabei wohl kaum vermelden können. Bis zum Relegationsplatz fehlen nach unten zehn Punkte und nach oben acht. Auf die nächste Saison will sich die Mannschaft aber noch nicht konzentrieren. "Wir schauen mal, wo wir in der Tabelle hinkommen", so der Trainer, dann sagte er noch an den FCK gerichtet: "Ich wünsche den Kollegen viel Erfolg, dass sie im Aufstiegskampf noch herankommen." Sprich: Einen Aufstiegsplatz hat Funkel für seine Löwen nicht eingeplant.

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