Mehr zum Spiel:Gomez steht nach 436 Tagen wieder in der Startelf

Der Stürmer lässt sich bei seinem Comeback nicht einschüchtern. Antonio Rüdiger spielt wie ein schwäbischer Ochse. Und Bastian Schweinsteiger gibt den Manndecker. Das DFB-Team beim 0:2 gegen Frankreich in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Paris

Manuel Neuer

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(Foto: AFP)

Darf sich inzwischen aussuchen, wann und gegen wen er spielen will. Frankreich, Endspiel-Stadion der EM? Aber klar. Holland? Nee, muss nicht sein. Dachte sich wohl, bei der Grande Nation kriegt er mal ein paar Bälle zu halten. Denkste! Musste nach 40 Minuten das erste Mal parterre gehen, um einen Schuss zu halten. Sah den Ball kurz darauf an sich vorbeiflitzen zum 0:1, da hatte er keine Chance. Musste nach der Pause ein paar Mal eingreifen, tat das neuerhaft gut. Auch beim zweiten Gegentor chancenlos.

Antonio Rüdiger

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(Foto: dpa)

Spielt beim AS Rom in einer Abwehr, die zuletzt von Leverkusen sechs Gegentore in zwei Spielen kassierte. Was ihn in Paris nicht daran hinderte, wie ein schwäbischer Ochse zu Werke zu gehen. Zerriss dem 80-Millionen-Franzosen Martial in einem Laufduell das schöne Trikot. Ging sehr rustikal in die Zweikämpfe und gewann lange Zeit alle. Bis dieser Martial das Tempo anzog und Rüdiger aussehen ließ wie einen schwäbischen Ochsen.

Jérôme Boateng

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(Foto: AFP)

Ist es gewohnt, beim FC Bayern hinten eine Art Sonnenkönig zu geben: Le Strafraum, c'est moi! Musste anerkennen, dass der 80-Millionen-Franzose Martial ein Revoluzzer ist, der nicht mal Respekt vor bayerischen Königen hat. Beim 0:1 kam auch Boateng zu spät. Versuchte ansonsten ein bisschen Münchner Spielkultur auf den holprigen Rasen zu bringen, was ihm leidlich gelang. Durfte sich nach der Pause schonen und auf die Niederlande freuen. Oder auf die frühzeitige Heimreise?

Mats Hummels

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(Foto: dpa)

Erinnert äußerlich bekanntermaßen an D'Artagnan, eine französische Florettfechter-Legende. Da die Fußballer aus Frankreich allerdings vor nichts Respekt haben, nicht einmal vor Legenden, musste Hummels ein paar Mal mit voller Kraft in die Zweikämpfe gehen, um Schlimmeres zu verhindern. Zeigte dabei gutes Timing. Hatte im Aufbauspiel oft den Ball, wirkte aber angesichts des Holper-Rasens etwas eingeschüchtert und spielte zu wenige kraftvolle Pässe in die Offensive.

Matthias Ginter

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(Foto: AFP)

Der Bundestrainer musste da was falsch verstanden haben. Hatte vor dem Spiel kundgetan, dass er Rechtsverteidiger sei. Musste nun stattdessen im deutschen 3-4-2-1-System einen rechten Abwehr-Mittelfeld-Spieler geben. Wie dem auch sei: Wuselte emsig auf der rechten Seite umher, schlug vorne mal eine Flanke, führte hinten mal einen Zweikampf. Musste dann bemerken, dass Anthony Martial noch viel schneller wuseln kann. Wurde vom 80-Millionen-Franzosen kurz vor der Pause an der Auslinie böse stehen gelassen.

Jonas Hector

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(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Der einzige Spieler, der 2015 noch keine Länderspielminute verpasst hatte. Es wäre wohl dabei geblieben, hätte sich der Kölner nach einer halben Stunde nicht verletzt. Spielte bis dahin brav und kontrolliert, meist quer und zurück, wenig nach vorne. Als er einmal einen Sprint nach vorne durchzog und auch den Ball erhielt, kam der Schlag auf den Fuß. Und vorbei war's mit der Länderspiel-Herrlichkeit.

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Hätte die Abwehr vor dem Spiel warnen können, schließlich spielt er in Manchester mit dem 80-Millionen-Franzosen in einer Mannschaft. Sollte das Wirken von Paul Pogba einschränken. Spielte fast eine Art Manndecker im Mittelfeld gegen den Turiner. Verschliss sich dabei offenbar, denn in der Offensive sah man ihn kaum.

Sami Khedira

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(Foto: REUTERS)

Spielte das erste Mal seit dem 7:1 in Belo Horizonte gegen Brasilien neben seinem Kumpan Schweinsteiger. Erinnerte allerdings nur sehr entfernt an den brillanten Khedira der WM. Bundestrainer Löw hatte angekündigt, er sei nun wieder bereit nach einigen Verletzungen. Verlor im Spiel aber häufig Zweikämpfe oder den Überblick. Arbeitete fleißig nach hinten, gab kaum Impulse nach vorne.

Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Musste sich vorkommen wie im falschen Spiel. Ist es in München ja gewohnt, zusammen mit vier anderen Stürmern auf das Tor zu rennen. Musste nun zusammen mit fünf Verteidigern kicken. Seine Spezialität, auf engem Raum noch ein Loch zu finden, kam deshalb nicht zur Geltung. Raum war genug da, nur kam entweder kein Ball oder kaum ein Mitspieler mit. War zu Beginn des Spiels am besten gelaunt, als ein ferngesteuerter VW den Spielball brachte. War dann sehr schlecht gelaunt, als sein Linksschuss aus 16 Metern an den Pfosten klatschte.

Julian Draxler

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(Foto: dpa)

Wirkte zu Beginn wie ein Einwohner aus dem beschaulichen Wolfsburg, der sich in den Pariser Verkehr verirrte. Überall zu viel los- und dann diese Aggressionen! So eingeschüchtert bog er oftmals falsch ab oder stand im Weg herum. Gewöhnte sich aber rasch daran und bot bisweilen seine schöne Technik feil. Entscheidend durchsetzen konnte er sich aber nicht.

Mario Gomez

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(Foto: REUTERS)

Als er zum letzten Mal dabei war, lag seine Mannschaft nach 50 Minuten 0:4 zurück. 436 Tage nach der Pleite gegen Argentinien stand der 30-Jährige wieder in der Startelf des DFB. "Ich bin froh, dass ich dabei bin, will das genießen", hatte er erklärt. Das klingt nach Savoir vivre und damit lag er in Paris ja eigentlich richtig. Legte sich dann aber nicht auf die faule Haut, sondern rackerte vorne für jeden Ball. Allein auf weiter Stürmerflur hatte er stets mehrere Gegenspieler, ließ sich aber nicht einschüchtern. Vergab nach 43 Minuten allerdings eine Chance, die ein Mario Gomez nicht vergeben darf.

Emre Can

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(Foto: AFP)

Kam nach einer halben Stunde für Hector, musste zum ersten Mal in seinem Leben Linksverteidiger spielen. Abgesehen vom Liverpooler zeigt das die Not des Bundestrainers auf dieser Position. Tat sein Bestes, versuchte auch mit links zu flanken. Funktionierte aber nicht. Ist eben kein Linksverteidiger.

gündogan, Mustafi und Sané

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(Foto: AFP)

Ilkay Gündogan: Hatte sich zuletzt kritisch zum DFB-Skandal geäußert ("Vorbildfunktion erwartet man auch von Funktionären") und zur Flüchtlingskrise (versteht nicht, wie das "Menschen aggressiv machen kann"). Endlich mal ein Sportler, der sich traut! Durfte sich dafür in Paris eine Stunde lang ausruhen. Konnte das Spiel der Deutschen aber auch nicht entscheidend beleben (Archivbild). Shodran Mustafi: Kam zur Pause für Sonnenkönig Boateng. Manuel Neuer wollte das aber nicht wahrhaben und spielte Mustafi an, als wäre er auch König. Mustafi kam arg in Bedrängnis, löste das Problem aber rechtzeitig. Zeigte eine gute Leistung in der Abwehr. Leroy Sané: 77. Debütant unter Bundestrainer Löw. Der hatte angekündigt, dass der Schalker nicht lange brauchen werden, um sich an das Niveau in der Nationalmannschaft zu gewöhnen. Deutete bisweilen seine Geschwindigkeit an.

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