Halbfinale der Champions League:"Diese Spieler sind wow!"

Lesezeit: 3 min

Rauschen sie ins Finale? Arjen Robben (links) und Franck Ribéry (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern freut sich im Halbfinale der Champions League auf einen Gegner, der offensiv orientiert ist: Real Madrid. Doch Trainer Pep Guardiola will unbedingt verhindern, dass sich bei seinen Spielern das Gefühl breit macht, sie seien schon im Finale.

Von Christof Kneer

Pep Guardiola trifft jetzt doch auf José Mourinho. Er hat das unbedingt vermeiden wollen, aber es hilft jetzt alles nichts: Wenn Guardiola am 22. April nach Madrid fliegt, ist Mourinho schon da. Allerdings wird Mourinho nach menschlichem Ermessen nicht viel Zeit für Guardiola haben, er wird ihn nicht provozieren können. Er wird möglicherweise nicht mal Zeit haben, Guardiolas Co-Trainer den Finger ins Auge zu rammen, wie damals, als er Barcelonas Assistenzcoach Tito Vilanova attackierte.

Wobei: Diese Nummer würde diesmal sowieso nicht funktionieren, denn Guardiolas aktueller Assistent ist ein wehrhafter Mann. Hermann Gerland kommt aus Bochum und war früher mal Vorstopper.

José Mourinho und Pep Guardiola werden sich einen Abend lang dieselbe Stadt teilen, aber sie werden sich kaum begegnen. Mourinho hat am 22. April abends einen dienstlichen Termin, sein FC Chelsea gastiert beim Madrider Zweitklub Atlético, Guardiola wird dieses Spiel in einem Hotel in Madrid verfolgen. Sein FC Bayern ist erst am nächsten Abend dran, und das Beruhigende ist ja: Wenn die Bayern am Mittwochabend zum Hinspiel gegen Real Madrid ins Estadio Bernabeu einlaufen, ist Mourinho schon wieder in London.

Viele Menschen haben sich zuletzt den Kopf darüber zerbrochen, wie Guardiolas Bayern am besten zu besiegen seien, und nach aktuellem Stand der Forschung gibt es da nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Bayern spielen in Augsburg, und Guardiola stellt Weiser und Sallahi auf; oder eben: Guardiola trifft auf Mourinho. Der Großzyniker aus Portugal versteht es wie kein Zweiter, das Spiel auf eine Ebene zu heben, auf der Guardiola es nicht mehr so gut versteht. Mourinhos Verschwörungstheorien, seine süffigen Spitzen und Lästereien haben Guardiola in der Vergangenheit mindestens so zu schaffen gemacht wie Mourinhos mitunter banaler, aber niederträchtig wirkungsvoller Fußball.

Die Fußballgötter
:Unmöglich

Nach der aufregenden Champions-League-Woche überlegen Arjen Robben und Kevin Großkreutz, was beim FC Bayern noch möglich ist. Und was nicht.

Von Guido Schröter

Mou vs. Pep, das kann es jetzt aber erst im Finale der Champions League geben - vorausgesetzt, Guardiolas Bayern setzen sich gegen Mourinhos alte Mannschaft durch.

Ob Real Madrid der Wunschgegner fürs Halbfinale gewesen sei, ist Thomas Müller am Freitag nach der Auslosung gefragt worden, er hat ein bisschen irritiert dreingeschaut. Ihm ist nicht mal ein Witz eingefallen. "Gibt's im Halbfinale überhaupt noch ein Wunschlos?", hat er gefragt.

Dennoch ist genau das die Frage, die ab sofort über dem "Projekt Titelverteidigung" schwebt: Ist der größte Name im Lostopf womöglich gleichbedeutend mit der kleinsten Herausforderung? "Es ist zumindest positiv für uns, dass Real selber Fußball spielen will und nicht nur verteidigt", sagt Torwart Manuel Neuer, "wenn Real zu Hause spielt, ist es nicht dasselbe, als wenn Manchester United zu Hause spielt. Real wird nicht mit zwei defensiven Viererketten spielen, das könnte uns Räume eröffnen."

Der FC Bayern hat sich nicht viele Blößen gegeben in dieser Saison, aber es existiert zumindest das Gerücht, dass man Guardiola-Mannschaften den Spaß und das Spiel verderben kann. Das Gerücht besagt, dass Pep-Teams es gar nicht mögen, wenn der Gegner schwer bewaffnet ins Gefecht zieht; es hat tatsächlich Fälle gegeben, in denen der FC Barcelona selbst in seinen besten Tagen seinen Fußball verloren hat, meist gegen Teams, die zufällig von Mourinho trainiert wurden (Inter Mailand, FC Chelsea); legt man dieses Gerücht zugrunde, dann ist es vielleicht wirklich eine gute Nachricht, dass nun nicht so soldatisch geprägten Athletentruppen wie Chelsea oder Atlético auf die Bayern warten. Sondern Real, eine Elf, die ihren Mourinho inzwischen hinter sich gelassen hat.

Halbfinale zwischen Atlético und Chelsea
:Gezerre um einen Torwart

Er spielt für Atlético Madrid, gehört aber dem FC Chelsea: Die Ausleihe von Torwart Thibaut Courtois gibt dem Halbfinale der Champions League besondere Brisanz. Die Engländer fordern wegen einer Vertragsklausel eine Millionen-Summe. Die Uefa hält dies für nichtig.

Real Madrid wird gerne auf BBC reduziert, wie sie in Spanien sagen, auf die Offensivakrobaten Bale, Benzema und Cristiano (Ronaldo), aber es war Guardiola am Freitag ein dringendes Anliegen, die Deutungshoheit über diesen Gegner zu bewahren. "Ich kenne die Mannschaft sehr gut", hat er gesagt, "sie hat vielleicht die besten Einzelspieler in Europa, diese Spieler sind wow! - aber vergesst nicht: Real ist nicht nur vorne, sondern auch hinten gut!" Erstens sei Carlo Ancelotti "ein italienischer Trainer" (Branchen-Code für: defensiv schlau), und zweitens sei das "ein Halbfinale, und da arbeiten alle Spieler nach hinten, auch Cristiano Ronaldo".

In jenem Moment, als das Los gezogen wurde, hat Guardiolas Arbeit an diesem Gegner begonnen: Er möchte von Anfang an verhindern, dass sich selbst in den untersten Unterbewusstseins-Schichten seiner Spieler das Gefühl breit macht, dass man gegen ein Team, das gegen Dortmund fast ausscheidet, lässig drei bis fünf Tore schießt.

Die Dortmunder sind eine allgegenwärtige Vergleichsgröße gewesen an diesem Freitag, "der BVB und Real sind die besten Kontermannschaften Europas", hat Guardiola zum Beispiel gesagt. Auf diese Weise hat er es geschafft, das Bundesligaspiel gegen den BVB an diesem Samstag aus dem lästigen Bundesligakontext zu befreien, es ist jetzt irgendwie ein halbes Champions-League-Halbfinale. "Der BVB verdient unsere größte Aufmerksamkeit", sagte Guardiola, "das ist einen Jürgen-Klopp-Mannschaft, puh, da müssen wir aufpassen."

Stimmen zu Bayern gegen Real
:"Die Mannschaft, auf die wir am wenigsten Lust haben"

Ein Klassiker in der Champions League: Während sich die Bayern auf ein "phantastisches Halbfinale" freuen, machen die Spanier kein Geheimnis daraus, dass ihnen dieses Los nur wenig behagt. Die Reaktionen im Überblick.

Guardiola weiß: Die Bayern müssen im Rhythmus bleiben, sie müssen in Form sein, wenn sie vielleicht am 24. Mai im Champions-League-Finale auf eine José-Mourinho-Mannschaft treffen.

© SZ vom 12.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: