Greuther Fürth in der 2.Bundesliga:Vom Gejagten zum Jäger

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Trainer Frank Kramer (rechts) und Stephan Fürstner (links) wollen sich den Aufstieg mit Greuther Fürth nicht mehr nehmen lassen. (Foto: dpa)

Die SpVgg Greuther Fürth steckt mal wieder im Aufstiegskampf - diesmal unter anderen Vorzeichen. Vor dem bayerischen Derby gegen den TSV 1860 München profitieren die Spieler davon, dass sie das Siegen wieder lernen mussten.

Von Benedikt Warmbrunn

Holger Schwiewagner redet jetzt ein bisschen über Lux-Einheiten, es geht vordergründig um ein paar zusätzliche Lampen, um kleine Korrekturen an der Flutlichtanlage. Schwiewagner redet also über das Licht, doch das Licht, das ist nicht weniger als: die Bundesliga. Er sagt: "Es soll noch heller werden in Fürth."

Der Geschäftsführer der SpVgg Greuther Fürth ist zufrieden mit der bisherigen Lux-Stärke der Flutlichtanlage, um die paar Lampen mehr kümmert er sich dennoch ausgiebig. In dieser Woche hat der Verein die Lizenzunterlagen für die nächste Saison erhalten, um auch in der Bundesliga mitspielen zu können, gab es zwei Auflagen: die Flutlichtanlage auf den neuesten Stand zu bringen (mindestens 1200 Lux). Und ein paar weitere Plätze für die Fernsehkameras einzurichten. "Alles kein Thema", sagt Schwiewagner.

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Sie beschäftigen sich in Fürth inzwischen sehr ernsthaft mit dem Aufstieg, drei Partien stehen in der zweiten Liga noch an, die nächste an diesem Freitag (18.30 Uhr) gegen den TSV 1860 München, und danach würde die Mannschaft gerne auf einem der Plätze stehen, auf dem sie seit 31 Spieltagen steht: auf einem der Aufstiegsplätze. "Wir wollen mit allen Kräften unseren Vorsprung verteidigen", sagt Stephan Fürstner.

Vor dem Heimspiel gegen den TSV 1860 steht Fürth auf dem zweiten Platz, hinter den bereits aufgestiegenen Kölnern. Einen Punkt dahinter, auf dem Relegationsrang, lauert Paderborn, der Viertplatzierte Kaiserslautern hat vier Punkte weniger. "Wir wissen, dass es schwer wird, da vorne zu bleiben", sagt Fürstner, "wir wissen, dass sich das nicht im Vorbeigehen erledigen lassen wird."

Der Mittelfeldspieler weiß das sogar sehr genau. Fürstner spielt seit 2009 in Fürth, die Partie gegen den TSV 1860 ist seine 100. in der zweiten Liga für den Verein, das aktuelle Rennen um den Aufstieg ist sein drittes mit der Mannschaft. 2011 beendete der Verein die Saison als Vierter, spielte jedoch bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mit, scheiterte knapp hinter dem VfL Bochum.

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2012 stieg Fürth frühzeitig auf, als Tabellenführer. Von diesem Aufstiegsjahr erzählt Fürstner gerne: Fürth hatte eine über Jahre eingespielte Mannschaft, sie hatte Mike Büskens als Trainer, diesen leidenschaftlichen Motivator, Fürth lief und lief und lief, sie spielten einen dynamischen, attraktiven Stil.

Und der Aufstiegskampf 2011? "Um ehrlich zu sein", sagt Fürstner, "kann ich mich daran nicht mehr so gut erinnern."

Ein paar Schlagworte fallen ihm dann doch ein, sie zielen alle darauf ab, dass eines ausgeschlossen wird: ein Vergleich zwischen 2011 und 2014. "Damals waren wir die Jäger", sagt Fürstner, " jetzt sind wir die Gejagten." Er will das als einen Vorteil verstanden wissen, die Jäger müssen sich nach den anderen umschauen, die Gejagten dagegen dürfen demonstrativ naiv alles andere ausblenden. "Die gesamte Saison über hatten wir nie den Druck, aufsteigen zu müssen", sagt Fürstner, "und auch jetzt spüren wir keinen Druck. Wir haben auf jeden Fall eine erfolgreiche Saison gespielt - es geht nur noch darum, sie zu versüßen."

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Durch ein sehr umstrittenes Tor in der Nachspielzeit holt die SpVgg Greuther Fürth einen Punkt im Spitzenspiel gegen Paderborn. Kaiserslautern liefert mal wieder ein konfuses Spiel, gewinnt aber knapp und erhält sich die Aufstiegschance in der 2. Bundesliga.

Der Mittelfeldspieler berichtet dann noch von den Minuten nach dem Abpfiff am vergangenen Sonntag, Fürth hatte in Paderborn gespielt, beim direkten Verfolger, Ilir Azemi hatte in der 91. Minute den Ausgleich zum 2:2 erzielt, Fürth hatte den Vorsprung in der Tabelle verteidigt. "In der Kabine hat dann jeder gespürt, was uns zurzeit auszeichnet: der unbedingte Zusammenhalt."

Fürth hat in dieser Saison nicht den talentiertesten Kader der vergangenen Jahre, sie haben auch keinen Kader, in dem sich alle Spieler schon lange kennen - ein weiterer Vorteil, findet Fürstner. Nach dem Jahr in der Bundesliga, das auf dem letzten Tabellenplatz endete, nach einer Spielzeit ohne Heimsieg, "mussten wir erst einmal das Gefühl des Siegens neu kennenlernen. Und dabei konnten wir uns auch gegenseitig gut kennenlernen."

Auch unter Frank Kramer, diesem leidenschaftlichen Strategen, spielt Fürth einen dynamischen Stil, geprägt davon, dass jeder läuft und läuft und läuft, so weit, bis der Gegner nicht mehr mitkommt, so weit, bis jede Lücke in der eigenen Defensive gestopft ist. Fürth im Aufstiegskampf 2014, das ist also: absoluter Einsatz. "Wir müssen noch dreimal 90 Minuten lang ranhalten, bis der Tank leer ist", sagt der Aufstiegskampf-Routinier Fürstner.

Schließlich wollen sie alle dorthin, wo das Licht noch heller ist.

© SZ vom 25.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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