Gianluigi Buffon bei Juventus:Der ewige King of Cool

Gianluigi Buffon bei Juventus: Gianluigi Buffon hält derzeit fast alles - dabei ist der Mann von Juventus Turin schon 39.

Gianluigi Buffon hält derzeit fast alles - dabei ist der Mann von Juventus Turin schon 39.

(Foto: AFP)
  • Bei Juventus Turin spielt Torhüter Gigi Buffon eine bemerkenswerte Saison - und das mit 39 Jahren.
  • Der Keeper hält gleich mehrere Serien aufrecht.
  • Gegen Monaco will er unbedingt sein drittes Champions-League-Finale erreichen. Und diesmal auch gewinnen.

Von Jonas Beckenkamp

Als Gianluigi Buffon neulich in Monaco nach dem Spiel seine Torwarthandschuhe abstreifte, gönnte er sich eine Geste, die selbst Fürst Albert nicht edler hinbekommen hätte. Buffon schnappte sich Kylian Mbappé, Monacos 18-jährigen Superflitzer, und bot ihm sein Trikot an. Ein 39-jähriges Monument schließt Freundschaft mit einem Teenager - zwei Generationen von Fußballern trafen sich nach Juves 2:0 im Halbfinal-Hinspiel der Champions League zum Plausch. Das musste Buffon natürlich erklären.

"Als ich jung war, hat ein älterer Spieler mal abgelehnt, mit mir Trikots zu tauschen", sagte der ewige "Gigi", "ich weiß noch, wie ich das damals gehasst habe. Danach habe ich mir geschworen, nie so zu werden." Buffon als junger, aufstrebender Keeper? Das muss mindestens im vergangenen Jahrtausend gewesen sein, möglicherweise sogar in Zeiten des Mittelpleistozäns vor Millionen Jahren.

Die Sache ist nur: Ein Fossil ist dieser Buffon noch lange nicht. Er ist, wenn man so will, ein Wunder an Alterslosigkeit, ein Torwart-Gesamtkunstwerk. Viele sagen derzeit auch: der beste Torsteher der Welt.

Die Champions League bedeutet Buffon eine Menge

Neuer, Casillas, Kahn, Barthez, sie alle sind oder waren in ähnlichen Sphären unterwegs, aber keiner hat dieses Flair, diese Aura des unkaputtbaren King of Cool. Der Fußball ändert sich, Buffon bleibt wie er immer war: Der Typ, der hinten die Dinger rausfischt, wenn der Abwehr mal einer durchflutscht. Juventus ist seine Herzensdame, mit ihr hat Buffon bis auf seine Anfangsjahre in Parma seine ganze Karriere verbracht - und diese Karriere steuert nun auf ihren Höhepunkt zu.

Natürlich ist der WM-Titel 2006 für ihn eine lebenslange Erinnerung, aber die Sache mit der Champions League bedeutet ihm schon auch eine Menge. Nach zwei verlorenen Finals 2003 und 2015 fehlen ihm am Dienstagabend (20.45 Uhr im Liveticker auf SZ.de) noch 90 Minuten gegen Monaco für eine weitere Chance auf den Pott mit den Riesengriffen. "Das ist es, was mich noch immer antreibt", erklärte der Mann aus der Toskana kürzlich. Und er sagte: "Ich möchte, dass die Leute traurig sind, wenn ich aufhöre."

Das werden zumindest in Turin tausende Tifosi sein - und auch anderswo: Kein Klub hat in Italien bekanntlich annähernd so viele Fans wie Juventus. Selbst in Sizilien und in den Gassen Baris werden also Tränen kullern, wenn "Gigi" eines Tages Arrivederci sagt.

"Immer noch der beste der Welt"

Mit 39 kann es bei noch einem Jahr Vertragslaufzeit so lange nicht mehr gehen. Aber weiß man's? Auch der große Dino Zoff hütete bei Juve das Tor, bis er 41 war. Wenn man Buffon aktuell Bälle halten sieht, wie in Monaco, als er gleich mehrfach Großtaten vollbrachte, bleibt der Eindruck: Warum sollter er nicht noch zwei Jahre dranhängen? "In diesen wichtigen Spielen ist Gigi immer noch der beste der Welt", schwärmte sein Trainer Massimiliano Allegri in der Vorwoche, als Buffon ja nicht nur teuflisch gut parierte, sondern auch zum Rekordmann wurde. In Monte Carlo absolvierte er sein 100. Spiel in der Champions League.

Einen Vereinsrekord stellten Buffon und Juve mit dem Erfolg am Mittelmeer ebenfalls auf: Juve ist in der Champions League nun seit sechs Spielen ohne Gegentor, das sind 621 Minuten, in denen Buffon niemand bezwungen hat. Überhaupt überwanden ihn in dieser Ausgabe der Königsklasse nur der Lyoner Corentin Tolisso und Sevillas Nicolas Pareja - und versucht hatten es ja doch einige, die was können: Messi, Suarez, Neymar oder eben jetzt Mbappé. In 39 Pflichtspielen erlebte Buffon in dieser Saison mit Juve insgesamt nur 24 Gegentreffer, in 20 Partien stand bei ihm die Null, wie es im Erbsenzählerjargon heißt.

"In manchen Momenten ist es einfach dringlicher, ein Resultat zu verteidigen, sozusagen die Drecksarbeit zu machen, dafür darf man sich nicht schämen", sagte entsprechend auch Buffons Abwehrkollege Giorgio Chiellini neulich der SZ. Die Defensive könnte (gepaart mit einer schnittigen Offensive) Juventus nach 21 Jahren wieder Europas wichtigsten Titel bringen - und Buffon noch einmal einen Auftritt im Finale bescheren. Er sagt: "Das wäre das Größte nach einer schwierigen Reise."

Wie der alte Mann zwischen den Pfosten das macht? Dafür nennt er einen Grund, den man seinem Gesicht häufig ansehen kann: Entschlossenheit. "Ich habe den absoluten Drang zu siegen, das Alter auf meinem Personalausweis bedeutet diesbezüglich recht wenig", sagt er, "der Wille allein zählt." Wer Buffon bei einer WM oder EM einmal Italiens Nationalhymne schmettern sah, voller Inbrunst und mit geschlossenen Augen, glaubt ihm das sofort. Die freundlichen Gesten gibt's bei ihm erst nach dem Spiel.

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