Freizeitkicker Thomas Tuchel:"Wir spielen jetzt mit Mainz-Trikots"

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Manager Christian Schirduan von der Münchner Freizeitmannschaft FC E-Garten über seinen prominentesten Spieler: Bundesligatrainer Thomas Tuchel.

Christoph Leischwitz

Thomas Tuchel, mit Mainz 05 zurzeit der erfolgreichste Trainer des Landes, führt ein fußballerisches Doppelleben. Wann immer er Zeit hat, steht er für die Münchner Freizeitmannschaft FC E-Garten 05 in der Royal Bavarian Liga auf dem Feld. E-Garten-Manager Christian Schirduan erzählt, wie Tuchels Aura auch seiner Mannschaft einen positiven Schub gegeben hat.

Stets präsent neben - und auch auf - dem Rasen: Trainer und Freizeitfußballer Thomas Tuchel. (Foto: dapd)

SZ: Herr Schirduan, lassen Sie gleich einmal eine Sache klären: Ist Thomas Tuchel wirklich so ein netter Typ, wie alle sagen?

Christian Schirduan: Ist er. Momentan spielt er natürlich nicht so oft für uns, er hat ja kaum noch Zeit. Aber er erkundigt sich immer, wie es bei uns läuft. Und wenn er hier ist, fühlt er sich auch gar nicht als Trainer, sondern als Spieler. Ich glaube, das gefällt ihm auch so gut: Hier kann er mal runterkommen von dem ganzen Hype um Mainz 05 und seine Person - und sich als einer unter vielen fühlen.

SZ: Aber wenn er schon mal bei Ihnen ist, dann legt er doch sicher auch die Taktik fest, oder?

Schirduan: Er gibt uns natürlich Tipps. Und wenn er etwas sagt, hat das immer Hand und Fuß, da hören alle zu.

SZ: Was sagt er denn dann so?

Schirduan: Ich erinnere mich noch an unser Pokalspiel am 14. Mai gegen das Weiße Ballett, da war er zum letzten Mal dabei. Es war schnell klar, dass es ein knappes Spiel werden würde. Der Thomas hat dann zu Beginn der zweiten Halbzeit gesagt, wir müssen mehr über die Außen spielen. Wenn das ein anderer Spieler sagen würde, setzt man das vielleicht nicht so konzentriert um. Thomas hat dann im zentralen Mittelfeld gespielt und die Bälle auf die Außen verteilt. So haben wir das knappe Spiel 4:3 gewonnen.

SZ: Thomas Tuchel ist bei Ihnen gar nicht Abwehrspieler wie zu seiner aktiven Zeit?

Schirduan: Nein, er spielt im Mittelfeld. Da bringt er uns mit seinem Können einfach mehr. Er hat eine unglaubliche Ruhe am Ball, er ist quasi auf dem Platz auch ein total entspannter Typ. Und er hat in bisher zehn Spielen acht Tore für uns geschossen.

SZ: Wie kam das überhaupt, dass Tuchel bei Ihnen spielt?

Schirduan: Das war vor knapp drei Jahren, da war Thomas Trainer in Augsburg (als Leiter des Nachwuchszentrums des FC Augsburg, d.Red.). Er hat damals in Schwabing in einer WG gewohnt, und über verschiedene Kontakte ist er dann in der WG von uns angeworben worden.

SZ: Aber jetzt hat er doch gar keine Zeit mehr. Vielleicht nie mehr.

Schirduan: Er hat in dieser Saison tatsächlich erst zwei Mal für uns gespielt. Aber wir versuchen immer, die Spieltermine so zu legen, dass Thomas Zeit hat. Er hat auch noch Verwandte in der Gegend, das kann er dann miteinander verbinden.

SZ: Rein theoretisch können Sie noch Meister werden in der Royal Bavarian Liga. Spornt das Thomas Tuchel nicht an, zum letzten Saisonspiel zu kommen?

Schirduan: Wir spielen jetzt noch gegen den Spitzenreiter, die Söhne Münchens. Leider kann Thomas an dem Termin nicht. Wir haben versucht, das Spiel in die Länderspielpause zu legen, aber Mainz hat da ein Freundschaftsspiel.

SZ: In Ihrer Liga legt man gemeinsam mit dem Gegner einen Spieltermin fest. Fragen dann die Gegner schon im Vorfeld, ob Thomas Tuchel dabei ist?

Schirduan: Bis jetzt hat kein Gegner nach Thomas gefragt. Wir posaunen das auch nicht groß raus. Wir sind stolz, ihn in unseren Reihen zu haben, aber vor allem als Freund und Fußballer. Oft erkennen die Gegner ihn nicht gleich, da liegt oft die Konzentration auf dem Spiel.

SZ: Sind jetzt einige Spieler des FCE-Garten Mainz-Fans geworden?

Schirduan: Auf jeden Fall fahren wir jetzt zu jedem Spiel nach Mainz. Ein Auto kriegen wir immer voll. Und die Atmosphäre dort im Stadion ist einfach super, das muss jedem Fußballfan gefallen. Nach dem Spiel können wir auch immer mit Thomas reden. Seine Entwicklung ist Wahnsinn. Er wurde ins kalte Wasser geschmissen, ist an seinen Aufgaben gewachsen, aber trotzdem so bodenständig geblieben. Der Mainzer Erfolg freut uns sehr, er hat das absolut verdient. Wir spielen jetzt übrigens auch mit Mainz-Trikots. Die hat Thomas uns mitgebracht.

SZ: Dann hat er ihnen ja sogar finanziell geholfen, so ein Trikotsatz ist für eine Freizeitmannschaft ja sehr hilfreich.

Schirduan: Er hat uns in allen Belangen geholfen. Seitdem er dabei ist, ist alles intensiver geworden. Spieler, die vorher nicht mehr so oft dabei waren, kommen jetzt wieder regelmäßig. Und wir sind jetzt Zweiter in der ersten Liga, das ist mit Abstand unsere beste Saison. Dazu hat er auf jeden Fall beigetragen.

© SZ vom 07.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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